Asset Management

Währungen werden Renditebringer

Investoren können neuerdings direkt von Devisentrends profitieren - "Exorbitante Nachfrage" - Prognosen entscheidend

Währungen werden Renditebringer

Von Christina Rathmann, Frankfurt Um mehr als ein Viertel hat der Euro in Dollar seit seinem Tiefststand 2000 zugelegt – eine Rendite, die Investoren indirekt nutzte, die amerikanische Aktien abstießen. Die direkte Anlage in Währungen fand bislang kaum statt. Doch die Nachfrage ist “exorbitant steigend”, sagt Wilhelm Schorn, Chief Investment Officer (CIO) Währungen bei der Allianz-Tochter Dit. “Das liegt daran, dass immer mehr Investoren erkennen, dass eine Menge von kleineren, unkorrelierten Wetten im Portfolio besser ist als zwei bis drei große Wetten.” Währungen werden also als eigene Asset-Klasse aufgefasst, die ein Portfolio diversifiziert, mit der Wertentwicklung von Aktien oder Renten nichts oder nur wenig zu tun hat und mithin das Risiko mindert. “Die Risiko-Return-Eigenschaften eines Portfolios werden verbessert, wenn ein Investor Währungen als AssetKlasse hinzunimmt”, sagt Achim Walde, Leiter des Währungsmanagements bei der Oppenheim KAG. Verordnung macht’s möglichDeutsche Investoren können in Währungen als Asset-Klasse investieren, seit die Derivateverordnung im Jahr 2004 die alte Vorschrift beseitigte, nach der Währungen ausschließlich zu dem Zweck gemanagt werden durften, Risiken abzusichern. Jetzt soll Währungsmanagement auch zusätzlich Rendite bringen. In der Praxis geschieht dies über Derivate, als Basis kann jedes beliebige Investment dienen.Die Kapitalanlagegesellschaft der Kölner Privatbank Sal. Oppenheim etwa hat im März einen Publikumsfonds lanciert, den sie auch bei Institutionellen vermarktet. In dem Produkt dienten kurz laufende Euro-Anleihen, die mindestens ein “AA”-Rating aufwiesen, als Underlying, erläutert Walde . Der Fonds entspricht dem qualifizierten Ansatz der Derivateverordnung, somit darf er mittels derivativer Instrumente auch mehr als das Doppelte des Investorengeldes einsetzen.Insgesamt 15 Devisen beobachten die Oppenheim-Fondsmanager, zehn bis zwölf befinden sich in der Regel im Portfolio. Keine Chance haben Währungen von Ländern, über die es nur unzureichende Daten gibt, die in den vergangenen fünf Jahren einen Zahlungsausfall hatten, deren Auslandsverschuldung zu groß ist oder deren Inflationsraten trotz Wechselkursbindung hoch sind. Emerging Markets haben also kaum eine Chance. Dem Fonds entgingen dadurch keine Renditechancen, findet Walde. “Durch einen entsprechenden Leverage kann auch mit Währungen wie dem Schweizer Franken oder der Dänischen Krone unter Einhaltung des Risikobudgets eine genauso hohe Rendite erzielt werden wie mit der türkischen Lira.” In zwei Stufen zur AnalyseDer Dit bietet Währungsmanagement nicht in Form eines eigenen Fonds an. Vielmehr gehen die Asset Manager Währungswetten im Rahmen von Aktienmandaten ein, die sie selbst oder andere verwalten. Der Investor gibt dann beispielsweise vor, dass in einem Mandat für US-Aktien das Währungsrisiko zu 80 bis 120 % gehedgt werden darf. Die Dit-Manager können in diesem Rahmen also ihre Einschätzung zur Dollar- oder Yen-Entwicklung ausspielen. Diese Vorgaben fallen von Mandat zu Mandat unterschiedlich aus. Auch Hedgefonds, die entsprechend einem vorgegebenen Risikobudget (Value at Risk) Devisentermingeschäfte tätigen, sind möglich.Die Fondsmanager beim Dit beobachten knapp 20 Währungen und analysieren sie in zwei Stufen: Zunächst erfolgt die strategische Einschätzung, die für den Euro etwa bis Ende 2006 wegen der guten Konjunktur in Euroland “bullish” ausfällt. Im zweiten Schritt werden wöchentlich kurzfristige Informationen etwa zum Momentum oder der Zinsdifferenz einbezogen. Unter anderem wegen der erwarteten Zinserhöhung in den USA sind die Währungsportfolios des Dit aktuell zum Euro nur “neutral” eingestellt.Sowohl beim Dit als auch bei Sal. Oppenheim sind mit dem Währungsmanagement große Absatzhoffnungen verbunden. Hatten die Währungsmandate des Dit – gemessen am Wert der Underlyings – im Jahr 2004 noch einen Umfang von 1 Mrd. Euro, sind es inzwischen 6,4 Mrd., berichtet Schorn. Bei der Commerzbank-Tochter Cominvest umfassen die Underlyings für Währungsmanagement insgesamt 2 Mrd. Euro in Publikums- und Spezialfonds. Das Produkt von Sal. Oppenheim, das erst Anfang März gestartet ist, soll Ende des Jahres mindestens 50 Mill. Euro schwer sein; im nächsten Jahr soll es die bei Oppenheim gern gesehene Fondsgröße von 200 Mill. erreichen. Skeptische Investoren Etliche Investoren allerdings sind skeptisch: Der BVV etwa, der betriebliche Altersvorsorge für die private Kreditwirtschaft anbietet, investiert nicht in Währungen. “Wir haben gegenüber unseren Versicherten Verpflichtungen in Euro. Diese wollen wir auch ausschließlich durch Euro-Anlagen bzw. Euro-Risiken abdecken”, sagt Frank Egermann, der als Leiter des Portfoliomanagements für die 18,5 Mrd. Euro schwere Pensionskasse zuständig ist. Er räumt zwar ein, dass Währungsinvestments als Diversifikation in einem Portfolio Charme haben könnten. Der BVV aber will zunächst dabei bleiben, Währungen ausschließlich im Rahmen eines Overlay zu managen, um Risiken zu kontrollieren.Auch die Allianz Leben, die mehr als 120 Mrd. Euro an Kapitalanlagen aufweist, sieht sich an das Gebot der Währungskongruenz gebunden. Devisen würden ausschließlich gemanagt, um dieses Risiko der Auslandsinvestments zu verringern, heißt es bei den Stuttgartern.Holger Benke, der für die Kapitalanlagen zuständige Geschäftsführer der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung (900 Mill. Euro), ist ebenfalls skeptisch. “Ich würde nicht in einen Währungsfonds investieren.” Gegen ein solches Investment spreche, dass es – anders als Aktien oder Renten – keine laufenden Erträge abwerfe. Also sei die Performance nur durch die korrekte Prognose der Währungsentwicklung zu erzielen – und in diesem Punkt traut Benke Bankern wie Fondsmanagern wenig zu. Hauptsache Ertrag Die Anbieter sehen das naturgemäß anders. “Die Outperformance von Währungsmanagern ist risikoadjustiert höher als die von Aktien- und Rentenmanagern”, sagt Dit-CIO Schorn. “Bis 2004, als es besonders starke und eindeutige Trends bei den Hauptwährungen gab, war die Outperformance sogar deutlich besser. Aber selbst nach 2004 ist sie noch spürbar.”Christian Subbe, der bei Deka Investment das Team für Devisen- und Derivatestrategien leitet und beim Fondsverband BVI der Arbeitsgruppe Währungsmanagement vorsitzt, sieht das Produkt im Aufwind. “Deutschland ist ein Nachzügler, was Währungsmanagement angeht.” Ende des Jahres plant der Verband eine Konferenz zu dem Thema; Wohlverhaltensregeln für das Währungsmanagement sind in Vorbereitung. “Solange die Zinsen niedrig bleiben, sind weitere Ertragsquellen – wie etwa Währungen – immer auf der Tagesordnung.”