Fußballaktien

Wenn die Champions League den Kurs bestimmt

Fußballaktien sind in hohem Maß von sportlichen Erfolgen abhängig. Aktionäre und Analysten setzen daher nun darauf, dass es für Borussia Dortmund unter Neutrainer Edin Terzic aufwärtsgeht.

Wenn die Champions League den Kurs bestimmt

xaw Frankfurt

Nach dem Ende der Bundesliga-Spielzeit macht sich bei den Aktionären von Borussia Dortmund Optimismus breit. Nach dem 34. Spieltag der alten Saison Mitte Mai schnellte der Börsenkurs des deutschen Vizemeisters bis Anfang Juni um 19% in die Höhe. Und wenngleich die Rally seither etwas abgekühlt ist: Nach einem schwierigen Jahr, in dem der BVB früh aus dem DFB-Pokal sowie den europäischen Wettbewerben ausschied und in der Bundesliga nicht mit dem FC Bayern München konkurrierte, hoffen die Anleger auf erfolgreichere Zeiten unter Neu-Trainer Edin Terzic.

„Mit einer starken offensiven Mannschaft und der richtigen taktischen Einstellung ist einiges möglich“, kommentieren die Analysten von Frankfurt Main Research. „Auch hat der BVB schon vier Neuzugänge vermeldet.“ Zudem könnten über den Sommer noch weitere Transfers anstehen. Die Analysten bekräftigen daher ihre Kaufempfehlung für den Titel und bestätigen das Kursziel von 5 Euro. Anhand ihrer Argumentation und der Entwicklung der BVB-Aktie­ zeigt sich indes exemplarisch das Problem von Investitionen in Fußballwerte. So ist der sportliche Erfolg börsennotierter Clubs maßgeblich für deren finanzielle Entwicklung. Einzelne Tore können über Auf- und Abstiege oder die Qualifikation für und das Weiterkommen in den Europapokalwettbewerben entscheiden. Gerade Letztere sind finanziell äußerst lukrativ: Der Gewinner der Champions League erhält insgesamt über 85 Mill. Euro an Preisgeldern; durch Medieneinnahmen kann dieser Betrag noch deutlich steigen. Wer die Königsklasse verpasst, muss finanziell dagegen kürzertreten. Dies macht Fußballaktien zu einem äußerst volatilen Investment.

Bei Borussia Dortmund oder Weltclubs wie Juventus Turin und Manchester United – Letztere sind in Mailand und New York notiert – besteht indes noch eine gewisse Planbarkeit bezüglich der Einnahmen. Denn diese Vereine verfügen auch in schwierigen Zeiten immerhin noch über eine globale Marke, die ihnen zumindest robuste Erlöse aus Werbeverträgen, Lizenzvereinbarungen und dem Verkauf von Fanartikeln einbringt. Der aus der Beratungsgesellschaft KPMG hervorgegangene Datenanbieter Football Benchmark stuft Manchester United mit einem Enterprise Value von fast 2,9 Mrd. Euro beispielsweise als zweitwertvollsten Club Europas ein, obwohl die Red Devils seit Jahren nicht mehr um Titel mitspielen.

Für kleinere Vereine wie den Re­gi­onalligisten Spielvereinigung Unterhaching, der seit Sommer 2019 börsennotiert ist, nimmt sich die Visibilität wesentlich geringer aus. Und während die Coronakrise die gesamte Fußballbranche hart getroffen hat, litten unterklassige Clubs überproportional unter dem Wegfall von Ticketverkäufen zur Zeit der Pandemie. Allerdings dürften die meisten Investoren in den Aktien von Vereinen wie Unterhaching Fanartikel sehen, über die sich der Lieblingsclub unterstützen lässt.

Dagegen sind bei Champions-League-Teilnehmern durchaus strategische Investoren aktiv. Für diese Anleger sind laut der Privatbank Berenberg vor allem Vereine für attraktiv, die Talente entweder organisch entwickeln oder besonders gut darin sind, diese ausfindig zu machen. Denn angesichts der inflationären Entwicklung der Ablösesummen für Fußballspieler generierten diese Clubs hohe Transferrenditen. Häufig genannte Beispiele für solche Vereine sind Ajax Amsterdam und Olympique Lyon, aber eben auch Borussia Dortmund. Mit dem Verkauf von Stürmerstar Erling Haaland an Manchester City haben die Schwarz-Gelben ihren Ruf als Transfergewinner gerade untermauert. Die Ablösesumme von 75 Mill. Euro lag deutlich über dem Einkaufspreis von 20 Mill. Euro – und dürfte den operativen Gewinn des BVB laut Edison Research signifikant stützen.