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Wer vom "Währungskrieg" profitieren will, braucht tiefe Taschen

Privatanleger können am Devisenmarkt mit Investmentprodukten oder über Onlinehandel direkt teilnehmen

Wer vom "Währungskrieg" profitieren will, braucht tiefe Taschen

Von Georg Blaha, Frankfurt Jeder Krieg hat seine Profiteure, und auch bei den internationalen Auseinandersetzungen in der Wechselkurspolitik, die bisweilen als “Währungskrieg” bezeichnet werden, mag mancher Investor hoffen, aus der gestiegenen Volatilität der Wechselkurse Gewinn schlagen zu können. Schließlich korrelieren die Bewegungen des Devisenmarktes oft nicht mit denen von Aktien oder Anleihen. Wenn sich die großen Indizes nur seitwärts bewegen und die Renditen von Staatsanleihen immer weiter sinken, scheint der Währungsmarkt Chancen zu bieten. Doch die Risiken bei Deviseninvestments sind größer als bei anderen Anlageklassen und die Renditen mitunter eher gering: Wer als Privatanleger vom “Währungskrieg” profitieren möchte, braucht neben guter Marktkenntnis auch tiefe Taschen.Der Devisenmarkt selbst gilt als der liquideste unter allen Asset-Märkten. Laut der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich ist das tägliche Handelsvolumen im September auf 4 Bill. Dollar angewachsen. Vor drei Jahren waren es nur 3 Bill. Dollar. Zum Vergleich: Der tägliche Umsatz von US-Staatsanleihen, den wahrscheinlich liquidesten Wertpapieren der Welt, beläuft sich auf lediglich 450 bis 500 Mrd. Dollar. Marktbeobachtern zufolge ist das gestiegene Volumen zumindest teilweise auf Privatanleger zurückzuführen, die Gelder aus Aktien abziehen und auf Devisen setzen. Den Großteil der Zuwächse machen aber die großen Investmentbanken oder Hedgefonds aus. Gemäß Deutscher Bank ist immerhin ein Viertel der Transaktionen spekulativer Art.Möglichkeiten für den Retailanleger, am Devisenmarkt teilzunehmen, gibt es zahlreiche. Steil steigender Beliebtheit erfreuen sich Broker für Fremdwährungen (Foreign Exchange oder Forex), bei denen Investoren ein Konto anlegen und selbst die Entscheidung zu treffen, auf welche Währung sie setzen wollen. Gehandelt wird online, zunehmend auch mobil. Dies ist die direkteste Form, am Devisenmarkt zu partizipieren. Spekulative Carry Trades, bei denen auf eine anhaltende Zinsdifferenz zwischen Währungspaaren gesetzt wird, sind für den Retailinvestor in der Regel nur indirekt möglich. Schließlich gibt es noch eine Reihe von Devisenfonds, aktiv von Managern verwaltete sowie passive regelbasierte. Hinzu kommt die börsengehandelte Variante (ETF). Typischer BrokerEin typischer Broker, bei dem Anleger schnell ein Forex-Konto anlegen und sofort den Handel beginnen können, ist Forex Capital Markets (FXCM). Im Jahr 1999 in New York gegründet, hat FXCM mittlerweile 600 Mill. Dollar an Kundengeldern angezogen. Die 150 000 Kundenkonten vollziehen pro Tag 8 Millionen Transaktionen. Der Wert der gehandelten Positionen ist ein Vielfaches und beträgt laut FXCM 365 Mrd. Dollar. In Deutschland hat der Broker seit diesem Jahr ein Büro.FXCM verkauft keine Anlageprodukte und berät nicht. Die Firma stellt dem Privatinvestor lediglich eine Online-Plattform zur Verfügung. Ihre Handelsdaten bekommt FXCM in Echtzeit aus einem Netzwerk von zehn großen Banken. Ihren Schnitt macht FXCM bei jeder Transaktion aus der vierten Nachkommastelle, im Devisenhandel “Pip” genannt. Gehandelt wird in der Regel mit Hebelwirkung.Was motiviert den Privatanleger, sich am Devisenmarkt zu engagieren? “Ich gehe davon aus, dass unsere Kunden Forex als Ergänzung ihres Anlageportfolios nutzen”, sagt Torsten Gellert, Geschäftsführer von FXCM Deutschland, im Gespräch der Börsen-Zeitung. Die Mehrheit der Kunden von FXCM ist Gellert zufolge charttechnisch und kurzfristig orientiert.Wie viele Privatinvestoren in Deutschland an Handelsplattformen wie FXCM Devisengeschäfte tätigen, ist schwer zu ermitteln, da viele Teilnehmer übers Internet im Ausland handeln. Anscheinend gibt es für die Broker noch Aufholpotenzial. “In Deutschland ist der Devisenhandel bei Privatanlegern noch nicht richtig angekommen”, sagt Marc Schmidt, Stellvertretender Leiter Client Trading Services der dänischen Saxo Bank, eines weiteren großen Online-Brokers für den Devisenhandel. “Beliebter sind derzeit Aktien oder vielleicht noch Optionsscheine.” Schmidt zufolge würden vor allem Personen in den Devisenhandel einsteigen, die bereits beruflich damit zu tun hatten, beispielsweise über Hedging von realwirtschaftlichen Geschäften oder durch Tätigkeit in einer Bank. Vielfältige MotivationStrategien und Motivation der Kunden seien vielfältig, so Schmidt. Es gebe langfristig-fundamental orientierte Anleger ebenso wie kurzfristig-technisch agierende. Andere wollten sich beispielsweise beim Kauf eines Hauses im Ausland absichern. Saxo Bank biete eine Infrastruktur und berate den Kunden bei der Funktionsweise der Handelsplattform und Instrumente, die den Kassahandel ebenso abdecken wie Devisenoptionen oder -termingeschäfte. Der Devisenhandel ist bei der Saxo Bank mit 155 Währungspaaren möglich. Andere bekannte Online-Broker sind Forex.com, CMC Markets oder IG Markets.Nicht alle, die online mit Devisen handeln, sind mit ihren Geschäften zufrieden. Bei einer bis zu 200fachen Hebelung der Positionen können die Verluste schnell wachsen. Eine oft gehörte Klage unter Forex-Tradern ist, dass Großbanken durch die Orders ihrer Kunden schnell sehen könnten, in welche Richtung sich der Markt bewegt. Der Kleinanleger habe damit das Nachsehen. Gellert von FXCM kennt den Vorwurf, doch hält er ihn für nicht stichhaltig. Das immense Handelsvolumen des Devisenmarktes mache es auch einem großen Spieler unmöglich, die Richtung des Marktes anhand einiger Orders zu kennen oder gar den Markt zu beeinflussen.Eine längerfristige Methode des Engagements am Devisenmarkt sind Carry Trades. Privatanleger können diese indirekt durchführen, indem sie bei der Bank ihres Heimatlandes einen Fremdwährungskredit eines Landes mit niedrigen Zinsen aufnehmen und Staatsanleihen eines Landes mit hohen Zinsen kaufen. Eine derzeit beliebtes Paar für Carry Trades aller Art ist Dollar/brasilianischer Real. In den Vereinigten Staaten liegen die Drei-Monats-Geldmarktzinsen bei 0,26 %, in Brasilien bei 10,7 %. Zuvor waren das Paar japanischer Yen und neuseeländischer Dollar gefragt.Die Anzahl von etwa 30 Devisenfonds in Deutschland ist bislang überschaubar. In einer einfachen Form tätigt ein Fonds Geldmarktanlagen in Fremdwährungen. Hinzu kommen noch Long- und Short-Positionen in verschiedenen Währungspaaren. Sowohl bei den aktiv verwalteten als auch den passiven Fonds wird versucht, Marktineffizienzen auszunutzen, die dadurch entstehen, dass einige Akteure am Devisenmarkt ohne Gewinnerzielungsabsicht tätig sind, beispielsweise Zentralbanken. Die angepeilte Rendite von 4 bis 6 % wird allerdings nicht oft erreicht. Die Volatilität eines Marktes, den so gut wie jedes erdenkliche Ereignis beeinflussen kann, macht stabile Gewinne sehr schwierig, ganz gleich, in welcher Anlageform man sich engagiert.