Öffentlicher Personennahverkehr

9-Euro-Ticket ist stark nachgefragt

Das 9-Euro-Ticket, mit dem die Bundesregierung inflationsgeplagte Haushalte entlasten will, ist umstritten. Der Nachfrage nach dem Sonderticket hat das aber nicht geschadet. Die Verkaufszahlen für Juni liegen über den Erwartungen.

9-Euro-Ticket ist stark nachgefragt

sp Berlin

Die Nachfrage nach dem 9-Euro-Ticket für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in Deutschland hat im Juni die Erwartungen übertroffen. Im ersten Gültigkeitsmonat des erheblich vergünstigten Monatstickets, mit dem die Bundesregierung die inflationsgeplagten Haushalte von gestiegenen Treibstoffpreisen entlasten will, wurden nach Angaben des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) rund 21 Millionen der deutschlandweit gültigen Sondertickets verkauft.

Allein die Deutsche Bahn habe im Juni mehr als zehn Millionen 9-Euro-Tickets verkauft, teilte das Unternehmen mit. „Zusammen mit den etwa zehn Millionen Abonnentinnen und Abonnenten, die das vergünstigte Ticket automatisch erhalten, ist damit die vorher von der Branche kalkulierte Zahl von 30 Millionen Tickets pro Monat nicht nur erreicht, sondern sogar leicht überschritten worden“, erklärte VDV-Präsident Ingo Wortmann.

Die Aktion läuft noch bis Ende August. Umfragen des VDV zufolge haben die Nutzer des 9-Euro-Tickets auch für Juli eine ähnlich hohe Kaufbereitschaft signalisiert. Das Ticket berechtigt Käuferinnen und Käufer, für jeweils 9 Euro in den Monaten Juni, Juli und August im öffentlichen Personennahverkehr durch ganz Deutschland zu fahren.

Abonnentinnen und Abonnenten können ihre Abofahrkarten wie ein 9-Euro-Ticket nutzen und bekommen die Differenz für die drei Monate zurückerstattet.

Die Bundesregierung veranschlagt die Kosten für das vergünstigte Ticket für die Sommermonate auf rund 2,5 Mrd. Euro. Forderungen nach einer Verlängerung der Aktion über den Sommer hinaus hat Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) eine Absage erteilt. Vielmehr haben zahlreiche Verkehrsunternehmen bereits angekündigt, dass wegen der gestiegenen Energiepreise ab September mit Preiserhöhungen im ÖPNV zu rechnen ist.

Die Deutsche Bahn, deren Nahverkehrstochter DB Regio größter Anbieter im ÖPNV ist, verzeichnete im Juni einen Fahrgastzuwachs von bis zu 15 % im Regionalverkehr. Allerdings vergleicht das Unternehmen dabei eigenen Angaben zufolge unterschiedliche Zeiträume, nämlich den Juni dieses Jahres mit der Nachfrage von Ende 2019. Die Aussagekraft des Vergleichs ist somit überschaubar.

Wie sich das 9-Euro-Ticket auf die Pünktlichkeit der Deutschen Bahn ausgewirkt hat, war zunächst nicht in Erfahrung zu bringen. Insbesondere auf den touristischen Strecken waren Busse und Bahnen an vielen Tagen voller als vor der Einführung des 9-Euro-Tickets. Weil im Netz der Bahn gleichzeitig auf Rekordniveau gebaut wird, kam es vielerorts zu Zugausfällen und Verspätungen. Im Mai waren fast 40 % der Züge im Fernverkehr verspätet, während 92 % der täglich gut 22 000 Verbindungen von DB Region weniger als 6 Minuten Verspätung hatten.

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