Elektrotechnikkonzern

ABB arbeitet Unerledigtes ab

Während die japanische Hitachi die Kaufoption für die Restanteile an der Stromnetzsparte von ABB zieht, wird der Korruptionsfall in Südafrika für den Elektrotechnikkonzern immer teurer.

ABB arbeitet Unerledigtes ab

dz Zürich

Der Elektrotechnikkonzern ABB hat den Abschluss von zwei seit Jahren offenen, aber sehr unterschiedlichen Geschäften angekündigt. Das größere betrifft den Verkauf der Stromnetzsparte, den ABB im Dezember 2018 angekündigt hatte und eineinhalb Jahre später zu vier Fünfteln besiegeln konnte. Das traditionsreiche Geschäft, das den Konzern und seine Vorgängerfirmen Asea und Brown Boveri einst weltberühmt gemacht hatte, befindet sich seit Juni 2020 zu 80,1 % im Besitz des Industriemultis Hitachi. Die Japaner zahlten 6,4 Mrd. Dollar mit der Option, die restlichen Anteile später übernehmen zu können.

Diese Option wird jetzt ausgeübt. Von der restlichen Kaufsumme in Höhe von 1,68 Mrd. Dollar werden nach Angaben von ABB 1,43 Mrd. Dollar in die Schweiz fließen. Die Differenz zum Verkaufsbetrag werde zur Erfüllung verbleibender Verpflichtungen im Zusammenhang mit der Transaktion verwendet.

Die Zahlung werde die Bilanz von ABB weiter stärken und dem Unternehmen bei der Kapitalallokation zusätzliche Flexibilität verschaffen, lässt sich Finanzchef Timo Ihamuotila in einer Pressemitteilung zitieren. Die erste und größere Tranche der Hitachi-Zahlung hatte ABB zum größten Teil für den Rückkauf eigener Aktien eingesetzt.

Die Stromnetzsparte spielte zum Zeitpunkt des Verkaufs einen jährlichen Umsatz von 10 Mrd. Dollar Umsatz ein. Im vergangenen Jahr beliefen sich die Gesamtverkäufe von ABB auf gut 28 Mrd. Dollar. Hitachi hat für das Stromnetzgeschäft eine eigene Division unter dem Namen Hitachi Energy geschaffen. Die Japaner hegen ehrgeizige Pläne für den Bau großer Stromleitungen auf allen Erdteilen – unter anderem in China.

Die zweite Pendenz, die ABB nach eigenen Angaben „in naher Zukunft endgültig“ zum Abschluss zu bringen hofft, betrifft einen Korruptionsfall in Südafrika, den der Konzern vor rund drei Jahren nach einer internen Untersuchung selbst den Behörden in Südafrika und in den USA sowie in mehreren anderen Ländern angezeigt hatte. Zwei ehemalige ABB-Angestellte und ihre Ehefrauen sollen im Zusammenhang mit einem 2015 vergebenen Kraftwerksprojekt Be­stechungsgelder in Höhe von rund einer halben Million Dollar entgegengenommen und einen Unterauftrag an ein nicht qualifiziertes Unternehmen vergeben haben.

Mit der geschädigten Kraftwerksbetreiberin Eskom hatte sich ABB Ende 2020 auf eine Schadenersatzzahlung von 104 Mill. Dollar geeinigt. Nun legt ABB weitere 325 Mill. Dollar zurück, was sich gemäß Angaben der Firma im dritten Quartal im Ergebnis niederschlagen wird. Die Rücklage ist für Zahlungen an die involvierten Straf- und Antikorruptionsbehörden vorgesehen. Man befinde sich im Gespräch mit den Behörden und gehe davon aus, dass „keine wesentlichen zusätzlichen Rückstellungen für diese Angelegenheiten“ mehr gebildet werden müssten, teilte ABB mit.

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