Industriekonzern

ABB enttäuscht mit Auftragsentwicklung

Nach dem Höhenflug der vergangenen Monate erlebt die ABB-Aktie einen Rücksetzer. Denn Analysten stören sich an der Auftragsentwicklung. An seiner Jahresprognose hält der Industriekonzern fest.

ABB enttäuscht mit Auftragsentwicklung

ABB enttäuscht mit Auftragsentwicklung

dpa-afx Zürich

Der Schweizer Industriekonzern ABB wirtschaftet so profitabel wie nie. Das Unternehmen ist im zweiten Quartal 2024 leicht gewachsen und hat dabei den Gewinn deutlich gesteigert. Die Prognose für das Gesamtjahr wird bestätigt. Analysten bemängeln aber vor allem die Entwicklung beim Auftragseingang. Die in diesem Jahr sehr gut gelaufene Aktie fiel zu Handelsbeginn deutlich um gut 6%.

Der Umsatz stieg von April bis Juni um 1% auf 8,24 Mrd. Dollar, wie ABB mitteilt. Bereinigt um Währungs- und Portfolioeffekte zogen die Verkäufe um 4% an.

Analysten heben in ihren Kommentaren den Auftragseingang und den Umsatz als Schwachpunkte hervor, die hohe operative Marge und die Book-to-bill-ratio seien positiv. Goldman Sachs zieht daraus das Fazit, dass sich die Konsensschätzungen für das Gesamtjahr kaum ändern dürften und die Aktie angesichts der rasanten Entwicklung der vergangenen Monate kurzfristig einen schweren Stand haben dürfte. Für J.P. Morgan sind die Zahlen insgesamt schwächer als erwartet. Die US-Bank verweist darauf, dass die hohe Marge von einem Einmaleffekt profitiert habe.

Marge klettert auf 19 Prozent

Die operative Marge (Ebita) erhöhte sich um 1,5 Prozentpunkte auf 19,0%, wie ABB weiter mitteilt. Der Reingewinn rückte um 21,0% auf 1,096 Mrd. Dollar vor. Der operative Hebeleffekt der höheren Volumina und ein positiver Preiseffekt hätten die leicht gestiegenen Ausgaben für Forschung und Entwicklung sowie die Vertriebs- und Verwaltungskosten mehr als ausgeglichen, heißt es zur Begründung für die rekordhohe Marge.

Das zweite Quartal sei ein weiterer Beleg dafür, dass die operativen Änderungen aufgrund der Einführung des „ABB Way“ im Jahr 2020 ABB dauerhaft zu einem gut funktionierenden Unternehmen machten, wird der Ende des Monats abtretende Chef Björn Rosengren zitiert. „Insgesamt bin ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden.“

Trotz des hohen Umsatzniveaus sei ein positives Book-to-Bill-Verhältnis von 1,02 erzielt worden. Der Auftragseingang blieb auf vergleichbarer Basis stabil bei 8,44 Mrd., nahm indes in Dollar um 3% ab. Gestützt hätten hier deutliche Verbesserungen in den Geschäftsbereichen Elektrifizierung und Prozessautomation. Auf der anderen Seite sei die Entwicklung insbesondere in der Division Machine Automation im Geschäftsbereich Fertigungsautomation und im E-Mobility-Geschäft schwach gewesen. Auch der Auftragseingang im Geschäftsbereich Antriebstechnik war im Vergleich zum starken Vorjahr rückläufig.

Prognose bestätigt

Im kurzzyklischen Geschäft haben die Aufträge nach mehreren Quartalen des Rückgangs erstmals wieder zugelegt. Zudem zeigt sich im Projekt- und Systemgeschäft eine laut ABB „intakte und robuste Projektpipeline“. Mit Blick auf den Bereich Robotik seien die Aufträge aus der Automobilindustrie zurückgegangen, hätten jedoch in der allgemeinen Industrie und den konsumnahen Segmenten zugelegt.

Die Prognosen für das Gesamtjahr 2024 bestätigt ABB. Weiterhin wird demnach eine operative Ebita-Marge von rund 18% erwartet sowie ein Umsatzwachstum auf vergleichbarer Basis von rund 5%.

Für das dritte Quartal 2024 verspricht sich ABB ein höheres Wachstum des vergleichbaren Umsatzes als im zweiten Quartal sowie eine operative Ebita-Marge von rund 18,5% oder leicht darunter.