Siemens

Abschied von EY

Auf der virtuellen Hauptversammlung von Siemens gab es Widerstand gegen die erneute Bestellung von EY zum Abschlussprüfer. Doch auch wenn der Antrag am Ende mit großer Mehrheit angenommen wurde, ist ein Wechsel des Abschlussprüfers bereits in Sicht.

Abschied von EY

mic München

Die Präsenz hat auf der ordentlichen virtuellen Siemens-Hauptversammlung den höchsten Wert seit Einführung der Namensaktie erreicht. Dies erklärte Aufsichtsratschef Jim Hagemann Snabe am Donnerstagmittag, als er eine Präsenz von 64,5% bekannt gab. „Das freut uns sehr“, so Snabe. Zum Zeitpunkt der Abstimmung am Nachmittag waren noch 60,9% des Kapitals anwesend.

Die Aktionäre winkten in der fünfeinhalbstündigen Veranstaltung alle Tagesordnungspunkte mit mehr als 90% Zustimmung durch. Am meisten Widerstand gab es gegen den Vergütungsbericht (91,7% Zustimmung) und gegen die erneute Bestellung von EY zum Abschlussprüfer (96,7%). Unter Verweis auf die Rolle von EY im Wirecard-Skandal hatte es zwei Gegenanträge gegen die Wiederbestellung gegeben. Sieben Akt­i­onäre hatten 25 Fragen zu dem Themenkomplex eingereicht.

Finanzvorstand Ralf Thomas be­scheinigte dem langjährigen Wirtschaftsprüfer eine extrem professionelle Zusammenarbeit. Es gebe keine Gründe, die gegen die aktuelle Wahl sprächen. Aber das im Jahr 2021 verabschiedete Gesetz zur Stärkung der Finanzmarktintegrität beschränke die Möglichkeit zur Wiederbestellung auf zehn Jahre und sehe eine Übergangsfrist von zwei Jahren vor: „Wir gehen daher von einem Wechsel auf eine neue Prüfungsgesellschaft zu dem am 1. Oktober 2023 beginnenden Geschäftsjahr aus.“

Die Ausschreibung läuft Thomas zufolge seit dem vergangenen September. Mehrere Prüfungsgesellschaften hätten ihre Teilnahme er­klärt. Die Bieter seien aufgefordert, bis zum 5. April ein schriftliches An­gebot abzugeben, sagte Thomas.

Der Vorstand fügte mit Blick auf die Regelungen hinzu, bei jeder Maßnahme müssten die Vorteile in einem angemessenen Verhältnis zu den Nachteilen für die Unternehmen und die Abschlussprüfer stehen: „Die im Wirecard-Fall nach derzeitigem Kenntnisstand vorhandene kriminelle Energie darf nicht zu einer faktischen Bestrafung aller ordnungsmäßig bilanzierenden und kommunizierenden Unternehmen führen.“

Der Vorstand sieht Siemens insgesamt auf dem richtigen Weg. Auch Aktionäre zeigten sich in mehreren kurzen Video-Statements großteils zufrieden mit dem Management (vgl. BZ vom 2. und 4. Februar). Siemens habe sich in den letzten Jahren ganz gravierend verändert, lobte DSW-Vizepräsidentin Daniela Bergdolt. Deka-Sprecher Ingo Speich warnte allerdings, eine Aufspaltung sei kein Garant für eine Neubewertung.

An der Hauptversammlung nahmen am Ende der öffentlichen Übertragung laut Snabe rund 4600 Personen teil. 52 Fragesteller hätten 280 Fragen eingereicht, hieß es.

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