„Adler hat den Prüfern alles zur Verfügung gestellt“
Im Interview: Stefan Brendgen
„Wir haben den Prüfern alles zur Verfügung gestellt“
Der Adler-Verwaltungsratschef zu den Testaten für die Geschäftsjahre 2022 und 2023
Herr Brendgen, hat Adler mit dem uneingeschränkten Testat trotz der hohen Verschuldung wieder einen Zugang zum Banken- und Kapitalmarkt?
Mit der im September erfolgten Rekapitalisierung wird der Loan-to-Value – also der Verschuldungsgrad der Gruppe – deutlich fallen, also besser werden. Genaue Zahlen werden wir mit dem Bericht zum dritten Quartal veröffentlichen. Aber wir sind damit auf jeden Fall wieder gut kapitalisiert. Die uneingeschränkten Testate der Wirtschaftsprüfer dokumentieren die Qualität unserer Zahlen und Abschlüsse. Aufgrund dieses stabilen Fundaments haben wir z.B. bereits bestehende Kredite mit Banken prolongieren können und wir verbessern unseren Zugang stetig. Zusätzlich hat das Management um CEO Thierry Beaudemoulin und den neuen CFO Thorsten Arsan einen klaren Auftrag, die Verschuldung über sinnvolle, also werthaltige Verkäufe aus unserem Portfolio deutlich zurückzuführen. Wir schauen sehr zuversichtlich auf die positive Entwicklung der Immobilienmärkte.
Wie hat das Zusammenspiel der insgesamt vier Prüfungsgesellschaften funktioniert?
Hervorragend. Das Ergebnis ist wichtig für die Adler Group, aber auch wichtig für den deutschen Kapitalmarkt. Wir hatten für die Prüfung unsererseits eine komplette Projektorganisation unter Leitung unseres scheidenden CFO Thomas Echelmeyer aufgestellt, um die Prüfer optimal mit allen Unterlagen zu versorgen, die sie prüfen wollten. Wir haben den Prüfern alles zur Verfügung gestellt und dürfen sicher sagen, nun eines der – wenn nicht das – umfangreichst geprüfte Unternehmen in Deutschland zu sein.
Adler-Verwaltungsratschef Stefan BrendgenWir hatten bei der Bestellung der Prüfer klar gesagt, dass wir in dieser Konstellation weitermachen wollen.
Will Adler mit dieser Kombination an Prüfern weitermachen?
Ja. Wir hatten bei der Bestellung der Prüfer klar gesagt, dass wir in dieser Konstellation weitermachen wollen. Denn diese Prüfer haben umfangreiche Ressourcen aufgebaut und bereitgestellt, und sie haben nun ein tiefes Verständnis für die Adler Group. Wir haben in den letzten zwei Jahren die Strukturen deutlich vereinfacht, dies kommt allerdings erst für die folgenden Prüfungen zum Tragen. Unter anderem haben wir die Squeeze-out-Verfahren für die Adler Real Estate AG im Oktober 2023 und für die Consus Real Estate in diesem Jahr durchgeführt. Und vergessen Sie eines nicht: Eine derartig komplexe Prüfung ist auch für die Prüfer ein in jeder Hinsicht attraktives Mandat.
Die BaFin hat Fehler in den Adler-Bilanzen festgestellt, insbesondere in Bezug auf den (inzwischen rückabgewickelten) Gerresheim-Komplex. Wie stehen die Prüfer dazu? Haben sie sich der Adler-Auffassung angeschlossen oder der BaFin-Sicht?
Fragen Sie die Prüfer; denn wir haben sie ja von der Schweigepflicht entbunden. Aus unserer Sicht ist es so: Wir klagen unverändert gegen die Fehlerfeststellung der BaFin aus Dezember 2023, weil wir anderer Meinung als die Aufsichtsbehörde sind. Das ist ein normaler Vorgang bei unterschiedlichen Auffassungen. Wir arbeiten aber weiterhin konstruktiv mit der BaFin zusammen. Allerdings hatte die Fehlerfeststellung ohnehin keine substantiellen Folgen, weil uns die BaFin keine nachträgliche Korrektur der Bilanzen 2019 bis 2021 auferlegt hatte. Insofern haben sich die Prüfer das sicher für die Eröffnungsbilanz 2022 angeschaut – es wurden aber keine Änderungen vorgenommen oder gefordert.
Adler-Verwaltungsratschef Stefan BrendgenEs gibt keinen Zweifel mehr an der Solidität und den Zahlen der Adler Group und ihrer Gesellschaften.
Die Adler-Bilanz gilt als hoch komplex. Wie lange haben die Wirtschaftsprüfer an der Prüfung gearbeitet? Wie viel hat die Prüfung gekostet?
Ja, die Prüfung war hoch komplex und hat wahrscheinlich überdurchschnittlich viel gekostet, aber Zahlen will ich hier nicht nennen. Das Ziel ist, Vertrauen für die Gruppe zu schaffen. Vertrauen darauf, dass Adler Group ein stabil finanzierter, professionell handelnder und allen Stakeholdern gegenüber verantwortungsvoller Teilnehmer am Markt ist. Wir sind uneingeschränkt handlungsfähig, weil es keinen Zweifel mehr an der Solidität und den Zahlen der Adler Group und ihrer Gesellschaften gibt.
Die Fragen stellte Helmut Kipp.
Die Prüfersuche der Adler Group zog sich fast eineinhalb Jahre hin. Nun liegen die testierten Abschlüsse für 2022 und 2023 vor. Die Zusammenarbeit der vier Prüfungsgesellschaften sei hervorragend gewesen, sagt Verwaltungsratschef Stefan Brendgen. Adler sei nun eines der umfangreichst geprüften Unternehmen Deutschlands.
Zur Person
Stefan Brendgen gehört dem Verwaltungsrat der Adler Group seit Juni 2023 an. Nach dem Rücktritt von Stefan Kirsten übernahm er im Februar 2024 den Vorsitz. Im Laufe seiner Berufskarriere bekleidete Brendgen verschiedene Führungspositionen in der Immobilienbranche, unter anderem bei DTZ Zadelhoff, Tishman Speyer Properties und Allianz Real Estate. Seit 2018 leitet er den Aufsichtsrat des Wohnungs-Bauträgers Instone Real Estate und seit 2021 den der Hahn-Immobilien-Beteiligungs AG. Von 2015 bis 2017 war er Aufsichtsrat von IVG Immobilien. Brendgen studierte BWL an den Universitäten Bayreuth und Köln.