Bonds

Adler verhandelt über Anleihe­bedingungen

Der krisengeplagte Wohnungskonzern Adler hat Verhandlungen mit seinen Bondgläubigern bestätigt. Ziele seien geänderte Anleihebedingungen und die Bereitstellung einer besicherten Fremdfinanzierung.

Adler verhandelt über Anleihe­bedingungen

hek Frankfurt – Der Wohnungskonzern Adler berichtet in einer kurzen Ad-hoc-Meldung von fortgeschrittenen Verhandlungen mit seinen Anleihegläubigern. Dabei gehe es um eine Vereinbarung mit dem Ziel, die Anleihebedingungen der von der Adler Group ausgegebenen Bonds anzupassen, und um eine besicherte Fremdfinanzierung für die Gruppe.

Ob eine Vereinbarung mit den Anleihegläubigern zustande kommt, sei derzeit noch offen und werde weiter geprüft, erklärt der Immobilienkonzern. Die Parteien hätten sich noch nicht abschließend über den Inhalt verständigt. Zudem setze ein Abschluss die Entscheidung der zuständigen Gremien aller Parteien voraus. Zu einzelnen Verhandlungspunkten macht Adler keine Angaben.

Die kritischen Themen liegen aber auf der Hand. „Nur mit unabhängig geprüften Zahlen können wir unsere Glaubwürdigkeit am Kapitalmarkt und darüber hinaus wiederherstellen“, sagte Verwaltungsratschef Stefan Kirsten im Sommer. Das Problem: Der Wohnungskonzern hat noch immer keinen Wirtschaftsprüfer. Dem Unternehmen läuft die Zeit davon, zumal eine Prüfung der Adler-Bilanz als außerordentlich komplex gilt. In Anleihebedingungen ist nämlich festgeschrieben, dass bis zum 30. April ein geprüfter Jahresabschluss vorliegen muss. Geschieht das nicht, werden die Bonds fällig und Adler wäre am Ende. Folglich dürfte es jetzt darum gehen, die Deadline zu entschärfen. Schon 2022 konnte der Konzern die Frist nur gerade noch einhalten.

Findet Adler bis Jahresende keinen Wirtschaftsprüfer, wird dieser vom Registergericht bestellt. Das ersetzt aber nur den Wahlbeschluss der Aktionäre, nicht die Beauftragung. „Einen Kontrahierungszwang gibt es nicht“, sagt Klaus-Peter Naumann, Vorstandssprecher des Instituts der Wirtschaftsprüfer (IDW).

Ein zweiter kritischer Punkt ist die Obergrenze von 60% für die Verschuldung in Relation zum Immobilienvermögen (Loan to Value). Zum Stichtag 30. Juni ist diese Kennzahl infolge von Impairments bereits auf 58% gestiegen, nachdem es zum Jahreswechsel erst 50,9% waren. Sollten weitere Werteinbußen notwendig werden, droht Gefahr für die Einhaltung des Schuldenlimits.

Die Immobilienmärkte laufen derzeit gegen Adler: Aufgrund der stark gestiegenen Zinsen herrscht Flaute auf dem Transaktionsmarkt. Kaufinteressenten verlangen erhebliche Abschläge, gerade dann, wenn Verkaufswillige unter Druck stehen – wie Adler. Diverse Wohnungskonzerne haben sich vom Akquisitionsmarkt zurückgezogen. Daher sind gerade große Portfolios derzeit kaum zu veräußern.

Den geplanten Erwerb der Adler-Tochter Brack Capital hat LEG Immobilien Anfang August abgeblasen. Der Verkauf hätte Adler 765 Mill. Euro in die Kasse gespült. Die Ende August präsentierte Liquiditätsplanung sah noch einen Cash-Bestand von lediglich 534 Mill. bis 634 Mill. Euro vor. 2023 werden gut 1 Mrd. Euro Verbindlichkeiten fällig. Über den Status zum 30. September will Adler am 29. November berichten.

Die Tochterfirmen Adler Real Es­tate und Consus haben am Freitag ähnliche Ad-hoc-Mitteilungen veröffentlicht wie die Mutter. Dies macht deutlich, dass es um eine Lösung für die Gesamtgruppe geht. Vor wenigen Tagen war bekannt geworden, dass Adler mit Gläubigern über eine Finanzspritze von mehreren hundert Millionen Euro verhandelt.

Auf Adler-Seite sind der Finanzberater PJT Partners und die Anwaltskanzlei White & Case im Boot. Für die größte Gläubigergruppe arbeiten nach früheren Angaben Houlihan Lokey und Hengeler Mueller.

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