Air France-KLM dämmt die Verluste ein
wü Paris
Air France-KLM ist nach der Ankündigung weiterer Rekapitalisierungsmaßnahmen von bis zu 4 Mrd. Euro an der Börse in Turbulenzen geraten. Die Aktie der französisch-niederländischen Fluggesellschaft gab am Donnerstag in Paris um 7,6% auf 4,13 Euro nach und verbuchte damit den zweitgrößten Kursverlust innerhalb des SBF 120. Ihr Börsenwert beträgt deshalb inzwischen nur noch 2,65 Mrd. Euro.
Investoren zeigten sich unbeeindruckt davon, dass die Airline im vierten Quartal operativ wieder schwarze Zahlen und mit 178 Mill. Euro sogar ein besseres Betriebsergebnis als im Schlussquartal des Vorkrisenjahres 2019 verbucht hat. Dabei geholfen haben Restrukturierungsmaßnahmen und Kosteneinsparungen. Der Umsatz hat sich im Schlussquartal 2021 mit 4,84 Mrd. Euro nahezu verdoppelt. Der Nettoverlust verbesserte sich von 1 Mrd. Euro auf 127 Mill. Euro.
Geholfen hat Air France-KLM die Erholung des Marktes für Transatlantikflüge, nachdem die USA Einreisebeschränkungen für geimpfte Passagiere im November aufgehoben haben. Derzeit zögen die Buchungen dank der Lockerungen der Omikron-Beschränkungen wieder an, berichtet die Gruppe. Sie erwartet, dass das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) im ersten Quartal die Gewinnschwelle erreichen wird. Die angebotene Flugkapazität im Passagiergeschäft dürfte 73% bis 78% des ersten Quartals des Vorkrisenjahres 2019 betragen. Ende des Jahres lag sie bei 72%, im Sommer bei 66%.
Auch wenn sich die Situation von Air France-KLM deutlich verbessert hat, benötigt die Fluggesellschaft mehrere Mrd. Euro, um die staatlichen Hilfen, von denen sie seit Ausbruch der Pandemie profitiert hat, zurückzahlen zu können. Sie prüft deshalb nach eigenen Angaben verschiedene Möglichkeiten einer Rekapitalisierung. Dazu gehört neben einer Kapitalerhöhung die Ausgabe von Anleihen ohne Laufzeitbegrenzung oder von Quasi-Eigenkapital.
„Wir wollen die staatlichen Hilfen so schnell wie möglich zurückzahlen“, betont Konzernchef Ben Smith. Seit Ausbruch der Pandemie hat die Fluggesellschaft Hilfen von mehr als 14 Mrd. Euro erhalten. So hat Air France insgesamt 9,2 Mrd. Euro bekommen, KLM 3,4 Mrd. Euro. Die Beteiligung der Referenzaktionäre an den Rekapitalisierungsmaßnahmen ist angedacht, vor allem die Frankreichs und der Niederlande. Die Gespräche mit der niederländischen Regierung darüber laufen nach Angaben von Finanzchef Steven Zaat noch.
Air France-KLM hatte bereits letzten April eine Kapitalerhöhung über 1,04 Mrd. Euro durchgeführt und von Frankreich gewährte Kredite über 3 Mrd. Euro in unbefristete hybride Wertpapiere umgewandelt. Die Analysten von Oddo BHF betrachten diese hybriden Wertpapiere als Schulden. Sie schätzen deshalb den Kapitalbedarf der Gruppe auf rund 3,3 Mrd. Euro, damit sie 2023 auf ein Verhältnis von bereinigten Nettoschulden zu Ebitda von 2,5 kommen kann.
Air France-KLM | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
in Mill. Euro | 2021 | 2020 |
Passagiere (Anzahl in tausend) | 35855 | 34065 |
Umsatz | 14315 | 9206 |
Treibstoffkosten | 2748 | 2392 |
Ebitda | 745 | −1689 |
Betriebsergebnis | −1626 | −4548 |
Nettoergebnis | −3294 | −7078 |
Nettoverschuldung | 8216 | 11049 |
Bereinigter Free Cashflow | −631 | −5661 |
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