Cybersicherheit

Airbus schielt auf Filetstück von Atos

Atos kämpft im Kerngeschäft mit ähnlichen Problemen wie die Telekom-Tochter T-Systems, die eines ihrer Filetstücke ebenfalls ausgegliedert hat – zu M&A-Zwecken.

Airbus schielt auf Filetstück von Atos

hei Frankfurt

Der angeschlagene französische IT-Dienstleister Atos hat nach eigenen Angaben von Airbus ein unverbindliches Angebot für 29,9 % an seinen in die neue Sparte Evidian ausgelagerten Aktivitäten erhalten. Dabei handelt es um das attraktive Geschäft mit Cybersicherheit (BDS), Big Data und Cloud Solutions, die Atos abspalten und bis Mitte des Jahres an die Börse bringen will, um das Brot-und-Butter-Geschäft mit IT-Services zu sanieren.

Atos ließ wissen, der Verwaltungsrat werde die Gespräche über eine „strategische und technologische Partnerschaft“ mit Airbus fortsetzen und dem französisch-deutschen Konzern eine eingehende Buchprüfung (Due Diligence) ermöglichen. Der IT-Dienstleister hält aber Ausschau nach weiteren Interessenten und will Airbus keine exklusiven Verhandlungen zusichern.

Die Anleger zeigten sich erfreut über das Interesse von Airbus, nachdem der Rüstungskonzern Thales im Januar abgewinkt hatte. Die Aktivitäten passen aus Sicht von Experten gut zu Airbus Defence. Die Atos-Aktie gewann im Verlauf mehr als 8 % auf 12,76 Euro. Allerdings hat sie binnen Jahresfrist mehr als 60 % eingebüßt. Binnen fünf Jahren klappte die Marktkapitalisierung von 14 Mrd. auf 1,4 Mrd. Euro zusammen.

Atos leidet unter ganz ähnlichen Problemen wie die Geschäftskundensparte der Deutschen Telekom, bei der seit mehr als einer Dekade sämtliche Restrukturierungsversuche verpufft sind. T-Systems hat in den vergangenen Jahren ihre Wachstumshoffnungen auf die gleichen Geschäftsfelder wie Atos gesetzt, also insbesondere auf Cybersecurity und Cloud- sowie Digitalisierungslösungen. Auch die Telekom-Tochter hat einzelne Einheiten ausgegliedert. So wurde im Juli 2020 die Deutsche Telekom Security GmbH geschaffen, mit dem ausdrücklichen Ziel, die Einheit für M&A-Optionen zu öffnen, wie der zuständige Vorstand Adel Al-Saleh damals sagte.

Analysten gehen davon aus, dass Evidian als Einheit eine höhere Bewertung erzielen kann, als Atos als Ganzes, denn Cybersicherheit, Big Data und Cloud sind Themen, die auf dem M&A-Parkett sehr gefragt sind und weiterhin zu deutlich zweistelligen Ertrags-Multiples gehandelt werden. Das in Evidian gebündelte Geschäft wächst deutlich, im dritten Quartal währungsbereinigt um ein Fünftel, und steht inzwischen für rund 80 % vom Umsatz. Demgegenüber tritt das IT-Service-Geschäft mühsam auf der Stelle. Bereiche wie Outsourcing und Systemintegration haben dieselben Wettbewerbsprobleme wie T-Systems. Im ersten Halbjahr hat Atos 500 Mill. Euro verloren. Investoren und Analysten bemängeln eine schlechte Unternehmensführung und mangelndes Tempo bei der Sanierung.