Luftfahrtbranche

Airlines geben sich optimistisch

Die Erholung der Branche fällt stärker als erwartet aus. Deshalb hat die IATA gerade ihre Prognosen angehoben. Sie glaubt, dass Fluggesellschaften weltweit 2023 wieder profitabel sein werden und 2024 das Vorkrisenniveau erreichen. Zu den Risiken zählen der Ukraine-Krieg, die Kerosinpreise und der Personalmangel.

Airlines geben sich optimistisch

wü Doha

Die Luftfahrtbranche sieht nach der Corona-Krise wieder Licht am Ende des Tunnels. Der Branchenverband International Air Transport Association (IATA) hat deshalb trotz der durch den Ukraine-Krieg be­schleu­nigten Inflation seine Prognose angehoben. „Trotz des starken Anstiegs der Ölpreise sehen wir einen riesigen Anstieg der Nachfrage“, erklärte IATA-Chef Willie Walsh auf der Generalversammlung in Doha. „Wir sind jetzt wieder nahe an der Gewinnschwelle“, sagte IATA-Chefökonomin Marie Owens Thomsen. „Deshalb dürfte die Branche nächstes Jahr wieder profitabel werden.“ Einige Vertreter der Branche seien so wie Qatar Airbus bereits jetzt wieder in die Gewinnzone zurückgekehrt, so IATA-Chef Walsh.

Generell dürften nordamerikanischen Fluggesellschaften bereits 2022 zurück in die schwarzen Zahlen fliegen, glaubt der Branchenverband. Er sagt für sie einen Gewinn von 8,8 Mrd. Dollar voraus. Während Airlines aus Nordamerika bei der Erholung vornewegfliegen, hinken Fluggesellschaften aus China hinterher. 2024 dann dürfte die Branche wieder ihr Vorkrisenniveau von 2019 erreichen. Für das laufende Jahr rechnet der Verband nun „nur“ noch mit einem weltweiten Verlust der Branche von 9,7 Mrd. Dollar, nachdem er im Oktober noch von rund 12 Mrd. Dollar ausgegangen war. Im Vergleich zu dem 2020 verbuchten Verlust von 137,7 Mrd. Dollar ist das jedoch eine enorme Verbesserung. Gleichzeitig ist der Verlust 2021 mit 42 Mrd. Dollar niedriger als die zuletzt erwarteten 52 Mrd. Dollar ausgefallen.

Die Erholung habe später, dafür aber stärker als erwartet eingesetzt, sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr im Gespräch mit Journalisten. „Die Nachfrage kommt sehr viel stärker zurück als angenommen.“ Deshalb dürfte der Umsatz der Airline-Branche in diesem Jahr im Vergleich zu 2021 um 54,5% auf 782 Mrd. Dollar zulegen, meint IATA-Chefökonomin Owens Thomsen. Das entspräche 93,3% des Niveaus von 2019. Die angebotenen Flüge wiederum dürften 86,9% des Vorkrisenniveaus entsprechen. Die Passagiererlöse dürften sich mit 498 Mrd. Dollar im Vergleich zu 2021 mehr als verdoppeln. Dagegen dürften die Frachterlöse von 204 Mrd. Dollar auf 191 Mrd. Dollar sinken.

Trotz der Beeinträchtigungen durch den Ukraine-Krieg dürften europäische Fluggesellschaften ihren Nettoverlust im Jahresvergleich um rund zwei Drittel auf 3,9 Mrd. Dollar eindämmen, da die Nachfrage wieder auf 82,7% des Vorkrisenniveaus von 2019 und die Kapazität auf 90% steigen dürfte. Für Airlines aus der Region Asien-Pazifik rechnet die IATA mit einer Verringerung des Verlusts auf 8,9 Mrd. Dollar. Wegen anhaltender Corona-Beschränkungen und einer ungleichmäßig verlaufenden Impfkampagne hinke die Region bei der Erholung hinterher, urteilt der Verband. Für China, dessen Markt für Inlandsflüge 2019 allein 10% des weltweiten Luftverkehrs ausmachte, rechnet er für die zweite Jahreshälfte mit einer Lockerung der Beschränkungen.

Länder, in denen es wie in Mexiko keine oder kaum Corona-Beschränkungen gegeben habe, seien die Gewinner der Krise, sagt IATA-Chefökonomin Owen Thomsen. Dennoch sei die finanzielle Situation lateinamerikanischer Fluggesellschaften zerbrechlicher als die anderer Regionen. Entsprechend rechnet sie für sie mit einem Nettoverlust von 3,2 Mrd. Dollar in diesem Jahr. Im Mittleren Osten dürfte die Wiederöffnung internationaler Flugverbindungen und Langstreckenflügen helfen, den Nettoverlust der dort angesiedelten Airlines 2022 von zuletzt 4,7 Mrd. Dollar auf 1,9 Mrd. Dollar zu senken. Afrikanische Airlines wiederum dürften Verluste in Höhe von 0,7 Mrd. Dollar einfliegen.

Trotz des deutlich zur Schau getragenen Optimismus weist der Branchenverband auf Risikofaktoren hin, die seine Prognosen negativ beeinflussen könnten. Neben dem wegen des Ukraine-Kriegs geschlossenen Luftraum über Russland gehören zu den größten Herausforderungen der Branche der starke Anstieg der Kerosinpreise sowie der Mangel an Sicherheitskräften und Bodenpersonal, der in vielen Flughäfen für Verspätungen sorgt.

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