Altria

Aktionärsstruktur von Inbev wackelt

Der belgische Brauereiriese Anheuser-Busch Inbev gehört zu 9,57 % Altria – noch. Denn am 10. Oktober läuft die Lock-up-Periode für dieses Aktienpaket ab.

Aktionärsstruktur von Inbev wackelt

Von Martin Dunzendorfer,

Frankfurt

Der belgische Brauereiriese Anheuser-Busch Inbev (ABI) gehört zu 9,57% Altria. Die Beteiligung des US-Tabakkonzerns geht auf diverse M&A-Transaktionen zurück (siehe Kasten im nebenstehenden Bericht). In Kürze, am 10. Oktober, läuft die Lock-up-Periode für dieses Aktienpaket ab, worauf die britische Großbank Barclays Anfang des Jahres in einer Studie hingewiesen hatte (vgl. BZ vom 22. Januar). Das heißt, von diesem Zeitpunkt an könnte der Anbieter von „Marlboro“ und anderen Zigarettenmarken seinen Anteil an ABI (u.a. Beck’s, Budweiser, Corona, Stella Artois sowie über 600 andere Biermarken) verkaufen. Bei einem Kurs von 49 Euro ergäbe sich bei einer Trennung von allen Aktien rechnerisch ein Erlös von etwa 7,7 Mrd. Euro. Die Frage ist, ob Altria einen Verkauf oder Teilverkauf ihrer ABI-Anteile erwägt. Das dürfte maßgeblich davon abhängen, ob das Kursniveau als hoch oder niedrig angesehen wird. Die Aktie liegt derzeit nicht weit von ihrem Jahrestief entfernt, insofern spricht zunächst wenig für einen Anteilsverkauf.

Im Laufe des Corona-Crashs im Februar und März 2020 war der Kurs bis auf 31 Euro gefallen; seither ging es also um 58% bergauf. Allerdings war das Vorjahrestief der niedrigste Stand seit 2009. Von 2015 bis 2017 lag der Kurs dagegen fast immer oberhalb von 100 Euro; das Rekordhoch liegt seit Ende 2015 bei 123 Euro. Der beste Maßstab, wo der ABI-Kurs im historischen Vergleich anzusiedeln ist, findet sich vielleicht beim Blick auf den Aktienpreis, der vor der Coronakrise zu zahlen war: rund 70 Euro. Auch gemessen daran wäre der Zeitpunkt zur Veräußerung von ABI-Papieren also eher ungünstig.

Das knapp 10-prozentige Aktienpaket von Altria an ABI trug 2019 nach Berechnungen von Barclays-Analyst Gaurav Jain rund 9% zum Gewinn je Aktie bei. Das ist beachtlich, erschwert aber die Vorhersehbarkeit des Altria-Überschusses und bringt an der Börse den Nachteil eines Holding-Abschlages mit sich. Zudem läuft das Kerngeschäft Altrias – entgegen landläufiger Meinung – gut: Über die vergangenen fünf Jahre sei das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) des Tabakgeschäfts im Schnitt um 7% gewachsen.

Steuerliche Aufrechnung

Der Buchgewinn von Altria dürfte bei einem vollständigen Verkauf der ABI-Anteile etwa 9 Mrd. Dollar betragen. Das wäre ein warmer Regen für den Tabakkonzern, der Ende 2018 mit seinem Einstieg beim E-Zigaretten-Hersteller Juul viel Geld verpulverte. Für 35% an Juul hatte Altria 12,8 Mrd. Dollar gezahlt. Nach eigener Aussage war dies die größte Investition in der Konzerngeschichte. Insgesamt wurde Juul bei dem Deal mit 38 Mrd. Dollar bewertet. Doch das Investment erwies sich als Desaster: nach hohen Abschreibungen steht von der Anfangsinvestition kaum noch etwas in der Bilanz. Altria könnte daher aus steuerlichen Gründen geneigt sein, ihr ABI-Paket wenigstens zum Teil zu verkaufen, da dann die Verluste bei Juul mit dem Gewinn bei ABI aufgerechnet werden könnten.