Ansturm der Private-Equity-Unternehmen

Aktivistische Auslandsinvestoren geben Gas in Japan

Mit ihren Engagements wollen ausländische Investoren oft verborgene Schätze in den Bilanzen heben, darunter Tochtergesellschaften und unterbewertete Immobilien.

Aktivistische Auslandsinvestoren geben Gas in Japan

Auslands-Aktivisten geben Gas in Japan

Einstiege und Übernahmen zielen meistens auf verborgene Bilanzschätze

mf Tokio

Prominente Private-Equity-Investoren aus dem Ausland verschärfen das Tempo ihrer Aktivitäten in Japan. Durch die langjährige Corporate-Government-Offensive der Tokioter Börse und der Regierung finden die Anliegen von ausländischen Aktionären mehr Gehör. Zugleich verringert der schwache Yen den Kapitalaufwand für einen Einstieg. Meistens zielen sie darauf ab, den Unternehmenswert durch das Heben von verborgenen Bilanzschätzen zu steigern. Oft sind es Beteiligungen außerhalb des Kerngeschäfts und neuerdings auch Immobilien, deren Marktwert oft weit über dem Buchwert liegt. Vor diesem Hintergrund ist die Zahl der Engagements stark gewachsen.

Bieterschlacht um Fuji Soft

Das aktuelle Musterbeispiel liefert derzeit die Bieterschlacht um das Software-Unternehmen Fuji Soft. Hintergrund ist das lukrative Immobilien-Portfolio des Software-Entwicklers. Erst stiegen die kampferprobten Investoren 3D Investment Partners und Farallon Capital Management bei Fuji Soft ein. Dann schlug 3D vor, das Unternehmen zu privatisieren, und holte ein unverbindliches Angebot vom US-Private-Equity-Riesen KKR ein. 3D und Fallon verkauften, so dass KKR nun mehr als ein Drittel der Anteile und damit eine Sperrminorität hält.

Doch plötzlich legte Bain Capital ein um 7% höheres Angebot für die verbliebenen zwei Drittel vor. Vor wenigen Tagen konterte KKR und bot 1 Yen pro Aktie mehr als Bain. Nun wird Fuji Soft mit 600 Mrd. Yen (3,7 Mrd. Euro) bewertet. Der Vorstand stimmte der KKR-Offerte zu, nicht aber der Gründer von Fuji Soft. Das letzte Wort ist wohl noch nicht gesprochen. Solche hitzigen Auseinandersetzungen gab es in Japan bisher nicht. Künftig könnten feindliche Übernahmen Schule machen.

Elliott greift nach Tokyo Gas

Der US-Hedgefonds Elliott Management liefert ein zweites aktuelles Beispiel. Elliott gab am Dienstag bekannt, einen Anteil von 5% an Tokyo Gas erworben zu haben. Darauf sprangen die Aktien des japanischen Versorgers um bis zu 15% in die Höhe. Der aktivistische US-Investor will erreichen, dass Tokyo Gas Immobilien wie den Shinjuku Park Tower für bis zu 1,5 Bill. Yen (9,3 Mrd. Euro) verkauft. Dabei hat Tokyo Gas erklärt, dass der Bau einer CO2-freien Stadt in Tokio seine ESG-Qualifikation verbessern soll. Elliott engagierte sich zuletzt auch bei Softbank, dem Handelshaus Sumitomo und dem Immobilienentwickler Mitsui Fudosan.

Nissan lockt zwei Investoren an

Selbst komplizierte Fälle schrecken Auslandsaktivisten nicht ab. So beteiligte sich Effissimo Capital mit mindestens 2,5% an Nissan, obwohl der Autobauer zuletzt eine Gewinnwarnung abgab und einen Sanierungsplan verkündete. Der Investor sitzt in Singapur, wurde aber von Japanern gegründet und durch den Einstieg bei Toshiba bekannt. Nun beteiligte sich offenbar auch der Aktivist Oasis Management aus Hongkong an Nissan. Anschließend kletterte die Aktie um insgesamt 16% nach oben, weil die Anleger auf einen schnelleren Turnaround hoffen.

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