Chip-Knappheit

Alfa und Maserati taumeln abwärts

Die italienischen Fabriken des neuen Stellantis-Autokonzerns arbeiten alle mit deutlich reduzierten Kapazitäten von klar unter 50%. Das liegt nicht nur an der derzeitigen Chip-Knappheit. Die Gewerkschaften sind in großer Sorge. Denn die Produktion...

Alfa und Maserati taumeln abwärts

bl Mailand

Die italienischen Fabriken des neuen Stellantis-Autokonzerns arbeiten alle mit deutlich reduzierten Kapazitäten von klar unter 50%. Das liegt nicht nur an der derzeitigen Chip-Knappheit. Die Gewerkschaften sind in großer Sorge. Denn die Produktion der Elektroversion des Fiat 500 bleibt weit unter den Erwartungen und die Premiummarken Alfa Romeo und Maserati fahren nach wie vor weit hinterher.

Dass die Werke im Belpaese deutlich weniger produktiv sind als etwa die französischen, liegt auch an ihrer notorischen Unterauslastung. Gerade einmal 460000 Autos wurden 2020 in den früheren FCA-Fabriken produziert; davon die Hälfte, nämlich 229848, im süditalienischen Melfi, wo die Geländeversion des Fiat 500 sowie die Jeep-Modelle Renegade und Compass vom Band laufen. Im ersten Quartal stieg dort die Produktion zwar um 28%, doch auf die versprochene dritte Schicht wird verzichtet.

Sorgen bereiten vor allem die Premiummarken Maserati und Alfa Romeo. Maserati etwa hat 2020 gerade mal 17200 Autos verkauft. 2017 waren es noch 50000. Vielleicht werden es dieses Jahr 20000 Verkäufe. Neue Impulse sind vorerst nicht zu erwarten: Der neue SUV Grecale wird wohl erst im Herbst kommen. 2022 soll eine Reihe von E-Modellen folgen.

Nicht besser sieht es für Alfa Romeo aus. Die Marke, die einst mit BMW konkurrierte, hat 2020 deutlich unter 40000 Autos ausgeliefert und auch 2021 ziehen die Verkäufe nicht an: Zwischen Januar und April wurden in Europa gerade mal 8452 Autos verkauft – weniger als in der gleichen Vorjahreszeit. Mit der Giulia und dem SUV Stelvio gibt es derzeit nur noch zwei Modellreihen. Die Einführung des kompakten SUV Tonale wurde auf März 2022 verschoben. Ein noch kompakterer SUV namens Brennero soll – ebenso wie diverse Elektromodelle – darunter vermutlich eine neue Giulietta, nächstes Jahr kommen.

Doch die Hoffnung stirbt zuletzt. Die Eingliederung in den Stellantis-Konzern soll Alfa und Maserati endlich auf die Beine helfen. Die beiden Marken gehören neben DS zum Luxussegment innerhalb des Konzerns, und CEO Carlos Tavares hat mit Ex-Peugeot-Chef Jean-Philippe Imparato einen seiner besten Männer zum neuen Alfa-Chef gemacht. Dass der den Start des Tonale verschoben hat, interpretieren viele positiv: Es gibt offenbar Nachbesserungsbedarf. Benchmark sind die deutschen Hersteller, und es soll nicht wieder schiefgehen. Imparato will neueste Technologien und Synergien von Stellantis nutzen. Er hat zudem einen neuen Designchef geholt. Offenbar plant Imparato auch eine Rückkehr auf den US-Markt.

Die Hoffnungen ruhen auf der Nutzung gemeinsamer Plattformen der Franzosen und der Elektrifizierung der Modellpaletten: Investitionen, an denen es so lange gemangelt hat. Allein 2,5 Mrd. Euro sind für Maserati vorgesehen, und selbst die totgeglaubte Lancia könnte neue Modelle erhalten. „In dieser großen Gruppe wird es weit größere Möglichkeiten für beide Marken geben als bisher“, glaubt Chairman John Elkann.