Alibaba setzt auf Management-Revirement
nh Schanghai
Chinas Platzhirsch im E-Commerce-Markt, Alibaba, kündigt eine Neuordnung des Onlinehandelsgeschäfts in eine rein chinesische und eine auslandsbezogene Division an. Damit entstehen im Januar die Einheiten China Digital Commerce und International Digital Commerce mit getrennten Management-Verantwortungslinien. Auf der Schlüsselposition des CFO kommt es zu einer einschneidenden Veränderung. Die langjährige Alibaba-Finanzchefin Maggie Wu soll zum 1. April 2022 ihren Posten räumen und ihren bisherigen Stellvertreter Toby Xu ans Ruder lassen.
Wie Alibaba in einer Mitteilung betont, handelt es sich um einen von langer Hand geplanten Schritt, der im Rahmen eines breiteren Nachfolgeplans zur sukzessiven Neubesetzung von Schlüsselpositionen im Alibaba-Konzern folgt. Xu war im Juli 2018 zu Alibaba gestoßen und ein Jahr später zum stellvertretenden Konzern-CFO berufen worden. Der diplomierte Physiker hatte zunächst beim Wirtschaftsprüfungskonzern PwC in Schanghai Karriere gemacht und war dort zu einem führenden Partner aufgestiegen.
Wu, die zu den wichtigsten Mitgliedern der sogenannten Alibaba Partnership und damit auch der von den Stimmenanteilen her bestimmenden Kraft im Alibaba-Board gehört, wird ihren Posten als Executive Director im Alibaba-Lenkungsgremium behalten und soll dem Sustainable Development Committee beitreten. Dabei handelt es sich um ein Gremium, mit dem Alibaba seiner „Nachhaltigkeitsverantwortung“ im Rahmen der auch in China in Mode gekommenen sogenannten Environmental, Social, Governance (ESG) nachkommen will.
IPO-Expertin dankt ab
Wu war vor 15 Jahren bei Alibaba eingetreten, als der heutige E-Commerce-Gigant noch ganz in seinen Anfängen stand. Dabei spielte sie eine entscheidende Rolle bei der Anbahnung und Verantwortung für insgesamt drei Börsengänge, die Alibabas-Konzerngeschichte geprägt haben. Dazu gehörte Alibabas erster Kapitalmarktauftritt mit dem Listing der E-Commerce Plattform für Business-to-Business-Transaktionen (B2B) Alibaba.com an der Hongkonger Börse 2007 und danach das Paradestück des damals weltgrößten Initial Public Offering (IPO) an der New Yorker Börse im September 2014. Im Herbst 2019 orchestrierte Wu dann auch Alibabas flankierendes Zweitlisting an der Hongkonger Börse.
Die Ankündigung des Stabwechsels auf dem CFO-Posten erfolgt just zu einem Zeitpunkt, da Alibabas Erfolgsgeschichte am Aktienmarkt zu einer immer größeren Misere zu verkommen droht. Chinas führender E-Commerce-Player wird von der Regulierungsoffensive schwer in die Zange genommen. Zwar konnte Alibaba eine rekordhohe Strafe wegen Marktmachtmissbrauch im Onlinehandel über umgerechnet 2,5 Mrd. Euro gut wegstecken, sieht sich nun aber im Zuge umfangreicher chinesischer Auflagen zum Datenmanagement und der Anpassung von Marketingpraktiken neuen Schleifspuren im Onlinehandel gegenüber. Im Septemberquartal 2021 verfehlte der Konzern bei Umsatz und Gewinn die Erwartungen und rechnet nun auch für 2022 mit einer Wachstumserosion. Die jüngsten Quartalsergebnisse haben den Sell-off der Alibaba-Aktie weiter angeheizt. Damit haben die Titel im Jahresverlauf knapp die Hälfte ihres Werts eingebüßt.