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Amazon schielt auf nächstes Health-Unternehmen

Nach der Übernahme des Gesundheitsunternehmens One Medical folgt nun der nächste Versuch, noch weiter in den Multimilliarden-Markt vorzudringen: Demnach bietet Amazon nun für Signify Health.

Amazon schielt auf nächstes Health-Unternehmen

kro Frankfurt

Amazon will offenbar seine Expansion in den US-amerikanischen Gesundheitssektor vorantreiben. Laut übereinstimmenden Medienberichten ist der E-Commerce-Gigant an einer Übernahme des zum Verkauf stehenden texanischen Health-Tech-Unternehmens Signify Health interessiert. Zu den Bietern zählen laut der Nachrichtenagentur Bloomberg auch der US-Krankenversicherer Unitedhealth, der US-Infusionsdienstleister Option Care Health und der Anbieter von Gesundheitsprodukten und -dienstleistungen CVS Health. Dass das letztgenannte Unternehmen über ein Angebot für Signify nachdenkt, hatte das „Wall Street Journal“ bereits Anfang August berichtet. Seitdem hatte die Aktie um fast 7 % zugelegt.

Am Montag stieg der Kurs nun noch einmal um satte 38% auf gut 29 Dollar, womit Signify Health an der Börse mit 6,8 Mrd. Dollar bewertet wird. Das höchste Angebot kommt laut Bloomberg von Unitedhealth, die Insidern zufolge bereit ist, mehr als 30 Dollar pro Aktie auf den Tisch zu legen. Das Angebot von Amazon liege etwas darunter. Am Montag komme das Board von Signify zusammen, um über die Angebote zu diskutieren, hieß es weiter. Dabei könnten sich die Pläne der Bieter jederzeit noch ändern und Signify könnte sich auch dafür entscheiden, unabhängig zu bleiben. Es werde zudem erwartet, dass die letzten Angebote am 6. September vorliegen, wobei es auch früher zu einem Deal kommen könnte, wenn sich ein Unternehmen durchsetzt.

Signify Health war erst im Februar 2021 erfolgreich an die Börse gegangen. Der 2017 aus einer Fusion von Censeohealth and Advance Health hervorgegangene Plattformbetreiber hatte vor allem mit seinem Fokus auf die Verschiebung von Gesundheitsdienstleistungen hin in den heimischen Bereich großes Investoreninteresse auf sich gezogen. Bei den Kunden handelt es sich um Krankenkassen, staatliche Gesundheitsprogramme und Unternehmen oder Organisationen, die die Gesundheitsversorgung ihrer Mitarbeiter übernehmen. Im vergangenen Jahr steigerte Signify Health das bereinigte operative Ergebnis um 37 % auf gut 171 Mill. Dollar.

Nach dem jüngsten Vorstoß von Amazon in den US-Gesundheitssektor dürften die Aufsichtsbehörden angesichts wachsender Sorgen um den Wettbewerb in diesem Bereich zumindest genau hinschauen. Der Internetkonzern hatte erst Ende Juli die Übernahme von One Medical für 3,9 Mrd. Dollar bekanntgegeben ­– der drittgrößte Zukauf der Firmengeschichte. Das Start-up aus San Francisco betreibt in den USA mehr als 180 Hausarztpraxen und bietet zugleich virtuelle Arztbehandlungen. Verbraucherschützer in den USA warnten nach der Ankündigung davor, dass die schon jetzt oftmals als Datenkrake bezeichnete Amazon durch die Übernahme nun auch noch Zugriff auf besonders sensible Gesundheitsinformationen über die Nutzer bekommen würde. One Medical versuchte Anfang August zu beschwichtigen: „Wie gesetzlich vorgeschrieben wird Amazon niemals die persönlichen Gesundheitsinformationen von One-Medical-Patienten ohne deren ausdrückliche Erlaubnis außerhalb des Unternehmens zu Marketing- oder Werbezwecken teilen.“

Im vergangenen Jahr sind in den USA gut 4,2 Bill. Dollar ins Gesundheitswesen geflossen, das waren etwa 18 % der gesamten Wirtschaftsleistung des Landes. In keinem anderen Land sind die Ausgaben so hoch.

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