Amazons Plastikverbrauch sorgt für Unmut
Amazons Plastikverbrauch sorgt für Unmut
Online-Händler verursacht in den USA laut Studie deutlich mehr Verpackungsmüll – Forderung nach globaler Zielsetzung
Die Plastikverschmutzung der Ozeane bleibt ein Problem, zu dem auch der Internethandel beiträgt. Platzhirsch Amazon verzichtet zwar mittlerweile in einigen Regionen komplett auf den Kunststoff. In den USA tut er sich laut einer Studie in der Sache aber schwer.
kro Frankfurt
Der Online-Handel wächst – und mit ihm der Verpackungsmüll. Laut einer Studie der US-Umweltschutzorganisation Oceana dürfte der weltweit durch den E-Commerce entstandene Plastik-Verpackungsabfall im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2022 um geschätzt 13% auf knapp 2 Mill. Tonnen angewachsen sein. Das derzeit größte Kreuzfahrtschiff der Welt, die „Icon of the Seas“ von der US-Reederei Royal Carribean, kommt gerade mal auf ein Achtel dieses Gewichts. Ein immenser Müllberg, von dem immer noch viel zu viel in den Weltmeeren landet.
Als größter Online-Versandhändler der Welt hat Amazon daran natürlich einen Anteil. Vor allem in den USA, dem wichtigsten Einzelmarkt, tut sich der Konzern trotz aller ökologischen Bemühungen offenbar noch schwer, den Plastikverbrauch – etwa in Form von Luftpolsterfolie, -kissen und -tüten – zu reduzieren. So soll das Unternehmen dort im Jahr 2022 geschätzt 94 Mill. Kilogramm an Kunststoffverpackungsmüll erzeugt haben. Das wären fast 10% mehr als im Vorjahr. „Mit dieser Menge an Plastik könnte man die Erde in Form von Luftkissen mehr als 200 Mal umwickeln“, schreiben die Autoren der Studie. Für die Schätzungen hat Oceana auf Daten der Forschungsinstitute Mordor Intelligence und Euromonitor sowie auf von Amazon zur Verfügung gestellte Daten zurückgegriffen.
Konzern von NGO „enttäuscht“
Es ist nicht der erste Bericht, den die Organisation mit Blick auf den Plastikverbrauch von Amazon veröffentlicht hat – und es ist auch nicht das erste Mal, dass der Konzern die darin enthaltenen Angaben als überzogen bezeichnet. „Wir sind enttäuscht, dass Oceana weiterhin einen irreführenden Bericht mit übertriebenen und ungenauen Informationen über unsere Plastikverpackungen herausgibt“, lässt sich Pat Lindner, Vice President of Mechatronics and Sustainable Packaging bei Amazon, auf Anfrage zitieren. Man habe sich als Konzern verpflichtet, Verpackungen zu reduzieren oder ganz abzuschaffen und gebe über den hier erreichten Fortschritt auch regelmäßig und transparent Auskunft. So sei der Verbrauch von Einweg-Plastikverpackungen für den Artikelversand an Kunden 2022 weltweit um fast 12% auf knapp 86.000 Tonnen reduziert worden.
Auf Länderebene gibt der Konzern für den Verbrauch zwar keine Zahlen heraus. In einigen Regionen kommt Amazon aber tatsächlich schon gänzlich ohne Einwegplastik aus. So werden Lieferungen in Europa seit Mitte November laut Unternehmensangaben – wenn überhaupt – nur noch in Versandtaschen aus Papier, Pappumschlägen und Kartons verpackt. Auch in Indien und Australien verzichtet Amazon nach eigener Darstellung mittlerweile komplett auf Einwegplastik.
Walmart als Vorbild
In den USA, wo der Konzern 2023 noch knapp 70% seiner Gesamterlöse erzielte, weigere er sich jedoch, entsprechende Verpflichtungen einzugehen, heißt es in der Studie. Dasselbe gelte auch für andere Länder wie Brasilien, Kanada und Mexiko, wo die Verschmutzung der Meere teils ein ernsthaftes Problem darstelle. „Es ist Zeit, dass sich Amazon zu einer globalen Reduktion seiner Plastikverpackungen verpflichtet“, findet Matt Littlejohn, Senior Vice President for Strategic Initiatives bei Oceana. Die Aktionäre hätten den Konzern ohnehin schon mehrfach aufgefordert, einen Plan vorzulegen, um den weltweiten Verbrauch zu reduzieren.
Als größter Einzelhandelskonzern der Welt sei Walmart hier schon mit gutem Beispiel vorangegangen. Im Juni hatte das Unternehmen erklärt, dass künftig „fast alle Bestellungen, die in Plastikverpackungen von Fulfillment-Centern und Geschäften versandt werden, und alle Artikel, die mit Walmarts Fulfillment-Services versandt werden, in recyclefähigen Papierverpackungen ankommen werden“. Noch 2023 wollte der Konzern damit allein in den USA mehr als 2.000 Tonnen Plastik vermeiden.
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