Amprion mahnt mehr Kosteneffizienz an
„Wir sind glücklich mit RWE“
Amprion mahnt mehr Kosteneffizienz und Flexibilität beim Stromnetzausbau an
ab Köln
Der Übertragungsnetzbetreiber Amprion hat 2024 mit 4 Mrd. Euro so viel investiert wie nie zuvor. Zugleich wird das Budget für den Zeitraum 2025 bis 2029 auf 36,4 Mrd. Euro hochgezogen. Allein 2025 sollen 5,4 Mrd. Euro in den Ausbau der Überlandleitungen gesteckt werden. Dennoch geht Vorstandschef Christoph Müller davon aus, dass nun das „Ende der Beschleunigung“ erreicht ist, wie er vor der Presse sagte. „Wir sollten nur das Stromnetz bauen, was tatsächlich benötigt wird“, mahnte Müller an und schlug eine schrittweise Netzplanung vor, die zunächst bis 2035 reiche. Das erlaube realistischere Bedarfsabschätzungen.
Damit ließen sich aus volkswirtschaftlicher Sicht Milliardenbeträge einsparen, glaubt der Amprion-Chef. Zugleich dürfte das aber auch die Kassen seiner Eigentümer schonen. Im vergangenen Jahr schossen diese 850 Mill. Euro an frischem Eigenkapital nach. Eine weitere Kapitalspritze, die „signifikant höher als 2024“ ausfalle, solle in diesem Jahr folgen, kündigte Finanzchef Peter Rüth an. Dazu lägen schriftliche Zusagen aller Eigentümer und damit auch von RWE vor.
Höhere Eigenkapitalverzinsung
Die Essener wollen sich bekanntermaßen von ihrer Sperrminorität an Amprion trennen. Müller kommentierte das nicht, sagte aber: „Wir sind glücklich mit RWE.“ Auf die Aussage im Koalitionsvertrag, „strategische Beteiligungen, auch bei Netzbetreibern“ zu prüfen, ging Müller nur indirekt ein. Um den Netzausbau zu finanzieren, komme es auf die Kapitalmarktfähigkeit der Netzbetreiber an. Daran ändere eine Staatsbeteiligung nichts.
Müller erneuerte in diesem Zusammenhang die Forderung nach einer höheren Eigenkapitalverzinsung der Netzinvestitionen. „Ein international wettbewerbsfähiger Eigenkapitalzins von mindestens 9% vor Steuern ist notwendig“, konkretisierte der Amprion-Chef. Obwohl Deutschland einen hohen Netzausbaubedarf habe, gehöre die Eigenkapitalverzinsung im europäischen Vergleich „zu den schlechtesten“, monierte Müller.
Green Bonds das Mittel der Wahl
Die höhere Verzinsung sei erforderlich, um am Kapitalmarkt im Wettbewerb um Investitionsmittel bestehen zu können. Wie Rüth ausführte, hat Amprion 2024 mit der Emission von Green Bonds 2,1 Mrd. Euro eingesammelt. Grüne Anleihen seien fester Bestandteil der langfristigen Finanzierung. Amprion werde daran festhalten. Ausweislich des IFRS-Abschlusses verfügte Amprion Ende 2024 über ein Eigenkapital von 5,5 Mrd. Euro und Anleiheverbindlichkeiten von 7,1 Mrd. Euro. Von dem um gut ein Fünftel auf 390 Mill. Euro gestiegenen adjustierten Konzernüberschuss sollen 200 Mill. Euro an die Anteilseigner ausgeschüttet werden. Neben RWE ist die M31 Beteiligungsgesellschaft mit 74,9% engagiert.
Ausdrücklich begrüßte Müller die im Koalitionsvertrag angekündigte Reduzierung der Netzentgelte. Nach seiner Einschätzung geht es darum, die Entgelte von netzfremden Kosten – beispielsweise Ausgaben für Redispatch zur Netzstabilisierung – zu befreien. Diese Kosten müssen von der Allgemeinheit getragen werden.
Akzeptanz der Betroffenen
Festhalten will Amprion an dem Vorgehen, dass der Netzausbau nur mit Akzeptanz der Bevölkerung betrieben werden dürfe. Von daher hält Müller eine weitere Beschleunigung der Genehmigungsverfahren auch für kontraproduktiv. Hier habe die Ampel-Regierung viel erreicht. Von dem im Koalitionsvertrag anklingenden Streichen des Vorrangs für Erdkabel beim Ausbau der Gleichstromnetze hält Müller wenig. Das führe letztlich nur wieder zu einer Verlängerung der Genehmigungsverfahren. Anders sähe es aus, wenn Freileitungen der Vorrang gegeben werde. Das sei aber „eine große politische Entscheidung“.