Es ist kein Geheimnis mehr: Autoland Deutschland steht vor enormen Herausforderungen und ikonische Marken vor dem Aus. Das gilt noch nicht für die großen Autobauer wie VW, die mit Werksschließungen gegen schrumpfende Margen ankämpfen. Auch große Zulieferer wie Bosch, Continental und ZF setzen zunächst auf Sparprogramme. Doch kleinere teils stolze Traditionsmarken stehen immer öfter vor der Pleite. Ein aktuelles Beispiel ist Recaro Automotive, die von Sportwagen über Oldtimer bis hin zu Geländeboliden wie den knapp fünf Meter langen Ineos Grenadier verschiedenste Fahrzeugtypen mit teuren Sitzen ausgestattet hat. Auch die Trainerbank vom VfB Stuttgart stammt von dem Schalensitzspezialisten. Doch seit dem 1. Oktober steht fest, dass die Sitzproduktion abgewickelt wird. Ein Investor habe an deren Erhalt kein Interesse gezeigt, so der Insolvenzverwalter. Der Display-Glasspezialist Flabeg Automotive ist ebenfalls diese Woche in die Insolvenz geschlittert.

Die Einschläge dürften nicht die letzten gewesen sein. Der Europäische Zuliefererverband CLEPA hat einen dramatischen Bedeutungsverlust der hiesigen Industrie festgestellt. Unter Einbeziehung neuer Technologien wie Halbleiter und Batterien ist der Handelsbilanzüberschuss der Branche von 2021 bis 2023 von knapp 21 Mrd. auf nur noch gut 3 Mrd. Dollar zurückgegangen. Zugleich nimmt ein wachsender Anteil der Unternehmen eine Insolvenzwelle wahr. Einer Studie der Unternehmensberatung FTI-Andersch zufolge planen etwa dreimal so viele Autozulieferer eine finanzielle Restrukturierung wie etwa im Maschinenbau. Derweil werden neue Technologien mit Skepsis betrachtet. Künstliche Intelligenz hat nur für 18% der Autozulieferer eine sehr hohe Relevanz, bei den Maschinenbauern sind es 32%.