ArcelorMittal verdient prächtig
ak Köln
Die hohen Stahlpreise machen ArcelorMittal die Kassen voll. Der weltgrößte Stahlproduzent meldete ein Quartalsergebnis, das sowohl operativ als auch netto so hoch ausfiel wie seit 2008 nicht mehr. Das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen erreichte fast 6,1 Mrd. Dollar, sechsmal so viel wie im Vorjahreszeitraum und 1 Mrd. Dollar mehr als im zweiten Quartal. Je Tonne verdiente der Konzern 414 Dollar, ein Drittel mehr als drei Monate zuvor. Die gestiegenen Stahlpreise machten die gesunkene Produktion und die niedrigeren Absatzmengen mehr als wett. In den ersten neun Monaten stieg der Konzernumsatz um 43 % auf 55,8 Mrd. Dollar, der Nettogewinn belief sich auf 10,9 Mrd. Dollar, nachdem im Vorjahr noch ein Verlust von fast 2 Mrd. Dollar eingefahren worden war.
Die glänzend laufenden Geschäfte hat ArcelorMittal auch genutzt, um die Verschuldung stark zu senken. Binnen Jahresfrist hat sich die Nettoverschuldung auf 3,9 Mrd. Dollar fast halbiert. Der Konzern hat außerdem seit September vergangenen Jahres rund 13 % der ausstehenden Aktien zurückgekauft. Der Vorstand kündigte am Donnerstag an, angesichts des hohen Cash-flows im dritten Quartal für weitere Erwerbe eigener Aktien 1 Mrd. Dollar bereitzustellen. Von September 2020 bis Februar kommenden Jahres will ArcelorMittal dann für insgesamt 6 Mrd. Dollar an die Investoren gezahlt haben – durch Aktienrückkäufe und Dividenden.
Das kam zusammen mit den Ergebniszahlen bei den Investoren gut an. Im französischen CAC 40 gehörte ArcelorMittal mit einem Kursplus von zwischenzeitlich fast 4% zu den gefragtesten Werten am Donnerstag.
Für das vierte Quartal rechnet ArcelorMittal wieder mit einer Steigerung der Auslieferungen von Stahl. Sie waren im dritten Quartal im Jahresvergleich um gut 16% zurückgegangen. Die erwartete Zunahme werde zu einer Freisetzung von Working Capital und einem weiteren Wachstum des Free Cash-flow führen, der zwischen Juli und September bei 1,6 Mrd. Dollar gelegen hatte.
China-Nachfrage gedämpft
Für den weltweiten Stahlverbrauch ohne China geht ArcelorMittal weiterhin von einer Steigerung zwischen 12 und 13 % für 2021 aus. Die Prognose hatte der Konzern zuletzt nach dem ersten Halbjahr angehoben. In China allerdings wird durch die Verwerfungen am Immobilienmarkt eine schwächere Nachfrage registriert. Hier geht ArcelorMittal mittlerweile sogar von einem leichten Rückgang im Jahresvergleich aus. Die Auswirkungen davon auf die Stahlmärkte außerhalb Chinas dürften nach Ansicht der ArcelorMittal-Führung aber begrenzt sein, da strenge Produktionsbeschränkungen dort auch zu geringeren chinesischen Exporten im laufenden zweiten Halbjahr führen dürften.