AstraZeneca verzichtet auf Impfstoffwerk in England
AstraZeneca verzichtet auf Impfstoffwerk in England
Pharmakonzern wollte mehr Förderung durch den Staat
hip London
Fünf Jahre nach Ausbruch der Corona-Pandemie hat AstraZeneca den Bau einer Impfstofffabrik im englischen Nordwesten aufgegeben. Im März 2024 hatte die konservative Regierung von Rishi Sunak angekündigt, dass der britisch-schwedische Pharmakonzern 450 Mill. Pfund in Forschung, Entwicklung und Produktion von Impfstoffen in Speke (Merseyside) investieren will.
AstraZeneca wollte den Standort aufwerten. Derzeit wird dort FluMist, ein Grippeimpfstoff in Form eines Nasensprays, hergestellt. Doch Schatzkanzlerin Rachel Reeves fühlte sich nicht an die Finanzierungszusagen ihres Vorgängers Jeremy Hunt gebunden. Nach langem Feilschen hätte die öffentliche Hand das Projekt der „Financial Times“ zufolge mit 78 Mill. Pfund subventioniert. Hunt hatte 90 Mill. Pfund avisiert.
„Mehrere Faktoren“
„Gegen Inkompetenz gibt es keinen Impfstoff“, schrieb der konservative Abgeordnete Andrew Griffith dazu auf X. Im Falle eines Wahlsiegs würde er Nachfolger von Wirtschaftsminister Jonathan Reynolds (Labour).
Laut AstraZeneca hätten „mehrere Faktoren“ zu der Entscheidung beigetragen. Dazu gehöre die Art und Weise, wie das öffentliche Gesundheitswesen NHS (National Health Service) die Preise für Medikamente festlegt. Auch die Ablehnung der Brustkrebstherapie Enhertu durch das National Institute for Health & Care Excellence (NICE) im Juli 2024 sei ein Faktor gewesen. Es war das erste Mal seit sechs Jahren, dass NICE ein Brustkrebsmedikament nicht empfehlen wollte.
Vorteile heimischer Produktion
Während der Pandemie zeigte sich, welche Vorteile eine eigene Impfstoffproduktion bietet. Der Aufbau heimischer Kapazitäten hatte vorübergehend Priorität. Lieferengpässe und Exportverbote machten auch einen Wiederaufbau der Herstellung von pharmazeutischen Produkten zum Thema. Aus Kostengründen war viel davon in Länder wie China oder Indien abgewandert.
AstraZeneca hat die Entwicklung und Produktion des sogenannten Oxford-Impfstoffs gegen das Sars-Cov2-Virus nicht reich gemacht. Doch dürfte er Millionen von Menschen das Leben gerettet haben.
Die FTSE-100-Gesellschaft wird am Donnerstag ihre Geschäftszahlen für das vergangene Jahr vorlegen. Anleger dürften darauf achten, wie sich das Unternehmen zum US-Markt äußert. Schließlich will US-Präsident Donald Trump will den Impfgegner Robert F. Kennedy zum Gesundheitsminister machen.