Auftragsflut für Carl Zeiss Meditec
hek Frankfurt
Der Medizintechnikkonzern Carl Zeiss Meditec peilt nun den oberen Bereich seiner Prognosespanne für die operative Umsatzrendite von 19 bis 21% an. Das teilt das auf Augenheilkunde und Mikrochirurgie spezialisierte Unternehmen mit. Nach neun Monaten des Geschäftsjahres 2021/22, das am 30. September endet, steht eine Marge vor Zinsen und Steuern von 20,7% in den Büchern. Bereinigt um Sondereinflüsse sind es 21,2%.
Den Umsatz veranschlagt Zeiss Meditec auf „mindestens um die 1,8 Mrd. Euro“. Im Vergleich zum Vorjahreswert von 1,65 Mrd. Euro ergibt sich ein Anstieg um etwa 9%. Bisher hat die Tochter des Stiftungskonzerns Zeiss eine Umsatzausweitung mindestens in Höhe des Marktwachstums in Aussicht gestellt. Der Spezialist für OP-Mikroskope, Augenlaser und -linsen knüpft die Prognose an die Voraussetzung, dass die Engpässe in den Lieferketten sich nicht verschärfen.
Rückenwind gibt der Auftragsboom, den Zeiss Meditec aktuell verzeichnet. In den ersten neun Monaten 2021/22 schossen die Bestellungen um 36% in die Höhe und erreichten 1,75 Mrd. Euro. Dieses Wachstumsniveau sei aber nicht nachhaltig, warnt CEO Markus Weber im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Zu dem Sprung hätten neue Produkte – darunter der Augenlaser Visumax und eine neue Workflow-Lösung im Bereich der Kataraktchirurgie – sowie die Sonderkonjunktur in China beigetragen.
Die Lieferkettenprobleme hätten sich im Mai/Juni zugespitzt und stagnierten nun auf hohem Niveau. Für die nächsten Monate erwartet Weber keine grundlegende Änderung. Der Konzern reagiert mit dem Aufbau von Sicherheitsbeständen für wichtige Komponenten. Das belastet den betrieblichen Cashflow, der von 227,5 Mill. Euro im Vorjahreszeitraum auf 88,7 Mill. Euro schrumpfte.
Hier schlagen sich außerdem höhere Forderungen aus Lieferungen und Leistungen nieder, laut CFO Justus Felix Wehmer eine Folge der Umsatzaufholung in China nach den Lockdowns im April/Mai. „In China haben wir einen guten Catchup gemacht“, bestätigt Weber. Die Volksrepublik steht für ein Fünftel des Konzernumsatzes.
Die Gaskrise trifft Zeiss Meditec kaum. In der Produktion spiele Gas eine untergeordnete Rolle, sagt Wehmer: „Die Fertigung besteht im Wesentlichen aus Montage, also Systemintegration.“
In den ersten drei Quartalen gab der adjustierte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) leicht um 1,3% auf 282,3 Mill. Euro nach. Im Vorjahreszeitraum waren die operativen Kosten ungewöhnlich niedrig, da infolge der Lockdowns kaum Reisen möglich waren und Messen ausfielen. Der Umsatz legte währungsbereinigt 9,8% auf 1,33 Mrd. Euro zu. Den Ebit-Rückgang in der Augenheilkunde (−9,3%) führt das Management unter anderem auf strategische Investitionen in den Vertrieb zurück. Die Mikrochirurgie verdiente aufgrund unterproportionaler Kosten ein Viertel mehr.
Carl Zeiss Meditec | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
9 Monate | ||
in Mill. Euro | 2021/22 | 2020/21 |
Umsatz | 1333 | 1198 |
Augenheilkunde | 1027 | 923 |
Mikrochirurgie | 306 | 275 |
Bereinigtes Ebit | 282 | 286 |
in % des Umsatzes | 21,2 | 23,9 |
Erg. je Aktie (Euro) | 2,14 | 2,04 |
Betriebl. Cashflow | 89 | 228 |
Börsen-Zeitung |