E-Autobauer

Autobauer Evergrande NEV steht vor dem Abgrund

Der vom existenzgefährdeten chinesischen Immobilienentwickler Evergrande herangezüchtete E-Auto-Bauer Evergrande NEV könnte bald den Verschuldungsproblemen der Mutter zum Opfer fallen. Die einst als chinesische Antwort auf Tesla apostrophierte Gesellschaft steht vor einer gähnenden Finanzierungslücke.

Autobauer Evergrande NEV steht vor dem Abgrund

nh Shanghai

Der massiv überschuldete chinesische Immobilienentwickler China Evergrande warnt erneut davor, dass seiner Elektroauto-Tochter Evergrande New Energy Vehicles aus akuten Liquiditätsengpässen heraus der Stecker gezogen werden könnte. In einer Mitteilung an die Hongkonger Börse, die einen Restrukturierungsplan für die Dollarbondschulden des Immobilienkonzerns flankiert, heißt es, Evergrande NEV drohe ein Produktionsstopp, wenn es nicht gelinge, weitere Finanzierungsmittel zu generieren.

Evergrande steht nach zahlreichen Verzögerungen beim Anlauf ihrer ursprünglich für 2020 avisierten Produktion noch ganz am Anfang und hatte erst im vergangenen Jahr ihr erstes Model Hengchi 5 in den Umlauf gebracht. Dabei wurden erst 900 Fahrzeuge ausgeliefert. Für die Absicherung einer geplanten Massenproduktion in den kommenden Jahren seien allerdings Finanzierungsmittel von mehr als 29 Mrd. Yuan (3,9 Mrd. Euro) nötig, heißt es in der Mitteilung.

Evergrande war im Jahr 2018 unter gewaltigen Vorschusslorbeeren von dem damals noch in einer Boomphase befindlichen Bauträger als Start-up lanciert worden und wurde bei einer bereits in Hongkong gelisteten Konzerneinheit angedockt. Im Frühjahr 2020 löste die vollmundige Ankündigung, dass Evergrande NEV bis zum Jahr 2025 an Tesla vorbei zum weltgrößten Elektroautobauer aufsteigen werde, eine wahnwitzige Börsenrally aus, mit der die Marktkapitalisierung Mitte April 2020 auf bis zu umgerechnet 75 Mrd. Euro hochschoss.

Zeitweilig war die noch umsatzlose Evergrande NEV um einiges „wertvoller“ als globale Autokonzerne wie General Motors, Daimler oder Ford, um dann allerdings auf letztlich nur noch 3 Mrd. Euro Marktwert abzustürzen. Die Aktien von Evergrande NEV sind wie auch die Titel der übrigen Evergrande-Konzernmutter seit einem Jahr vom Handel ausgesetzt.