Autohersteller ziehen weitere Batteriezellfabriken hoch
Reuters Barcelona/Rom/Hamburg
Der Bau von Batteriezellfabriken für Elektroautos in Europa kommt in Schwung. Volkswagen kündigte am Mittwoch an, im spanischen Valencia ein Akku-Zentrum mit einer Produktionskapazität von 40 Gigawattstunden (GWh) im Jahr hochzuziehen, das 2026 in Betrieb gehen und Kern der Elektrifizierung des Landes werden soll. Insgesamt wollen die Wolfsburger zusammen mit Partnern mehr als 7 Mrd. Euro in die Hand nehmen. Mehr als 3000 Arbeitsplätze sollen entstehen. Unterdessen kündigte das Trio aus den beiden Autobauern Stellantis und Mercedes-Benz sowie dem Mineralölkonzern Total eine dritte Batteriezellfabrik an, die in Italien entstehen soll.
Batteriezellen sind das Herzstück von E-Autos. Ihre Leistung bestimmt über die Reichweite und damit die Akzeptanz der Fahrzeuge. Eine ausreichende Versorgung ist entscheidend für den Ausbau der Elektromobilität. Es gibt bereits einige Batteriezellfabriken in Europa.
Valencia ist nach Salzgitter in Niedersachsen die zweite europäische Zellfabrik von VW in Eigenregie. Das Vorhaben an der spanischen Mittelmeerküste, das noch unter dem Vorbehalt endgültiger Genehmigungen steht, soll die gesamte Wertschöpfungskette der E-Mobilität umfassen. „Dieses Projekt ist von großer Bedeutung – für Volkswagen, für Spanien und für ganz Europa“, sagt Technikvorstand Thomas Schmall. „Wir haben das Ziel, Spanien zu elektrifizieren, und sind bereit, gemeinsam mit externen Lieferanten mehr als 7 Mrd. Euro in die Elektrifizierung unserer Werke Martorell und Pamplona und in die Lokalisierung der Batterie-Wertschöpfungskette in Valencia zu investieren.“
Laut Wayne Griffith, Chef der spanischen VW-Tochter Seat, wäre das Projekt die größte Industrie-Investition in der spanischen Geschichte. Bei der Finanzierung setzt Volkswagen auch auf Fördergelder der EU. Die spanische Regierung hatte vergangene Woche ein Ausschreibungsverfahren gestartet, um rund 3 Mrd. Euro – etwa die Hälfte in Form von Zuschüssen – zur Förderung der Produktion von Elektroautos zu vergeben. Volkswagen und die spanische Tochter Seat sind unter den Bietern.
Eine dritte Batteriezellfabrik unterhält Volkswagen zusammen mit dem schwedischen Partner Northvolt in Skellefteå. Insgesamt will der nach Toyota zweitgrößte Autokonzern bis Ende des Jahrzehnts sechs große Fabriken in Europa an den Start bringen mit einer Kapazität von insgesamt 240 GWh.
Für den Bau der Zellfabriken und die Sicherung der nötigen Rohstoffmengen rechnet Volkswagen mit Kosten von 25 bis 30 Mrd. Euro. Nur einen Teil davon wollen die Wolfsburger selbst stemmen. 2 Mrd. Euro investiert der Konzern bis zum Hochlauf der Serienproduktion von Batteriezellen für das Volumensegment am Standort Salzgitter. Dort ist Gotion Hightech aus China Partner. Für eine weitere Zellfabrik kommt Osteuropa in Frage. Auch Niedersachsen macht sich Hoffnung auf eine weitere Produktionsstätte, ebenso Italien.
Ihre Batterie-Aktivitäten hatten die Wolfsburger vor Kurzem in einer separaten Gesellschaft zusammengefasst, um sie kapitalmarktfähig zu machen. Der Bereich soll bis zum Ende des Jahrzehnts einen Umsatz von voraussichtlich 20 Mrd. Euro erzielen.
Der schwedische Akku-Spezialist Northvolt, an dem Volkswagen maßgeblich beteiligt ist, hat eine Zellfabrik mit einer Leistung von 60 GWh in Heide in Schleswig-Holstein angekündigt.
Das Gemeinschaftsunternehmen von Stellantis, Mercedes-Benz und Total, die Automotive Cells Company (ACC), kommt mit dem Standort in Italien auf drei Batteriezellfabriken. Die bestehende Fabrik des Opel-Mutterkonzerns Stellantis in Termoli werde umgebaut, wie es in einer Vereinbarung der Unternehmen mit italienischen Behörden heißt. Daneben plant ACC ein Werk in Kaiserslautern auf dem Gelände der Opel-Motorenfabrik und eine im französischen Douvrin an einem Standort von Peugeot. Die geplante Produktionskapazität in Deutschland und Frankreich hat ACC auf 40 von 24 GWh erhöht.
Bis 2030 sollen insgesamt Produktionskapazitäten von 120 GWh Batteriezellen für E-Autos aufgebaut werden. Dafür sollen 7 Mrd. Euro fließen, die sich aus Beiträgen der Unternehmen, Krediten und staatlichen Fördermitteln zusammensetzen. Der italienische Staat bezuschusst die Fertigung in Termoli mit rund 370 Mill. Euro.
Stellantis arbeitet auch mit dem koreanischen Batteriezellproduzenten LG Energy Solutions zusammen. Die beiden haben in Kanada ein Gemeinschaftsunternehmen zur Fertigung von Batteriezellen und Modulen angekündigt.