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Babbel bläst Börsengang ab

Noch vor kurzem schien der Boom der Börsengänge unaufhaltsam. Das ändert sich jetzt mit der überraschenden Absage des IPO von Babbel. Und das obwohl der Sprachlernanbieter das Orderbuch schon gefüllt hatte.

Babbel bläst Börsengang ab

cru Frankfurt

Der Berliner Sprachlernanbieter Babbel hat seinen Börsengang überraschend auf Eis gelegt. Man habe gemeinsam mit den Investoren beschlossen, das Vorhaben aufgrund der „derzeit ungünstigen Marktbedingungen“ zu verschieben, teilte das Berliner Unternehmen mit. Mittelfristig werde aber weiterhin eine Notierung an der Frankfurter Börse angestrebt.

Eigentlich war das Orderbuch schon gefüllt gewesen, wie eine der vier mit dem Börsengang beauftragten Banken am Montag gemeldet hatte. Offenbar haben etliche Investoren ihre Aufträge aber vor Ende der Zeichnungsfrist am Mittwoch wieder zurückgezogen − vielleicht auch aufgrund des globalen Aktienausverkaufs am Montag aufgrund der Liquiditätsschwierigkeiten des chinesischen Immobilienentwicklers Evergrande. „Zu teuer waren die Aktien jedenfalls nicht“, sagte ein Banker von einer der IPO-Banken der Börsen-Zeitung. Der Abschlag auf die Bewertung der wichtigsten Wettbewerber sei hoch gewesen. „Es war wohl eher Pech mit dem Timing als ein generell schlechtes Umfeld“, kommentiert ein Unternehmensberater, der viele IPOs begleitet. Auch habe Babbel versäumt, einen Ankerinvestor vorweisen zu können, der einen Teil des Volumens garantiert abgenommen hätte.

Die Erstnotierung der Babbel-Aktien im regulierten Markt (Prime Standard) war ursprünglich für Freitag geplant. Nicht zum ersten Mal in diesem Jahr wird eine Erstnotiz im letzten Moment abgesagt. Der Internet-Autohändler Meinauto hatte im Mai inmitten eines vorübergehenden Ausverkaufs von Technologieaktien seinen Börsengang kurzfristig abgesagt, und am Freitag vergangener Woche hatte in Amsterdam der kleine Versorger Scholt Energy den Börsengang abgeblasen. In Paris sind zudem gerade die Aktien des Spezialdistributors Exclusive Networks trotz mehrfacher Überzeichnung nur am unteren Ende der Spanne in den Handel gekommen.

Dämpfer für den Boom

Babbel wird nun zum weiteren Dämpfer für den IPO-Boom, nachdem im bisherigen Jahresverlauf schon 16 Unternehmen neu an die Börse in Frankfurt gekommen waren und addiert rund 10 Mrd. Euro eingesammelt haben – so viel wie seit dem Boomjahr 2000 nicht mehr. Das 2007 gegründete Berliner Start-up hatte bis zu knapp 13 Millionen Aktien in einer Preisspanne zwischen 24 und 28 Euro angeboten. Die Zeichnungsfrist sollte bis 22. September laufen.

Babbel wollte mit der Emission bis zu 364 Mill. Euro erlösen und hatte eine Börsenbewertung von bis zu 1,26 Mrd. Euro angestrebt. Vorstandschef Arne Schepker hatte vor knapp einer Woche noch erklärt, er sei mehr als zufrieden mit der Resonanz der Investoren und der Zeitpunkt für den Börsengang sei richtig. Mit den Erlösen wollte er das Geschäft mit Firmenkunden ausbauen und weiter in den USA expandieren. Das Wachstum soll trotz der Absage weiter im Fokus stehen. Der große Babbel-Rivale Duolingo hatte im Juli ein gutes Debüt an der Wall Street gefeiert und war dabei mit 6,5 Mrd. Dollar bewertet worden.

Für das Dutzend an weiteren deutschen Kandidaten, die für einen Börsengang in den Startlöchern stehen, haben sich damit die Vorzeichen verschlechtert. Der Speziallogistiker Transoflex will noch im Oktober auf das Parkett. Auch Cheplapharm, Autodoc und Best Secret gelten als heiße Kandidaten für eine baldige „Intention to Float“.

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