Bahn verkauft Spedition Schenker in Milliardendeal an dänische DSV
Bahn verkauft Schenker an dänische DSV
Logistikkonzern zahlt 14,3 Mrd. Euro und sticht damit CVC-Konsortium aus – Bahn-Aufsichtsrat muss noch zustimmen
cru/ahe Frankfurt/Berlin
Im milliardenschweren Bieterkampf um die Bahn-Speditionstochter DB Schenker hat sich DSV gegen das Konsortium rund um den Finanzinvestor CVC durchgesetzt. Der dänische Logistikkonzern hat am Freitag eine Vereinbarung zur Übernahme mit der Deutschen Bahn unterzeichnet. Schenker wird bei der Transaktion mit 14,3 Mrd. Euro (rund 107 Mrd. DKK) inklusive Schulden bewertet. Inklusive erwarteter Zinserträge bis zum Vollzug des Verkaufs sei das Geschäft 14,8 Mrd. Euro wert, teilte die Bahn mit. Damit wird der Schenker-Verkauf voraussichtlich der größte M&A-Deal in Europa in diesem Jahr. Für DSV und Bahn ist es jeweils die größte Transaktion der Firmengeschichte.
DSV-Finanzvorstand Michael Ebbe plant, die Transaktion durch eine Kombination aus Eigenkapitalfinanzierung in Höhe von rund 4 Mrd. bis 5 Mrd. Euro und Fremdfinanzierung zu finanzieren. "Wir werden eine Kapitalerhöhung im entsprechenden Umfang machen", sagte Ebbe der Börsen-Zeitung. Der Fremdkapitalanteil werde zu jeweils rund der Hälfte über Anleihen und Kredite gestemmt werden.
Bahn-Aufsichtsrat muss noch zustimmen
Die Übernahme steht noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung des Aufsichtsrats der Deutschen Bahn und des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV), die in den nächsten Wochen erwartet werden. In der Aufsichtsratssitzung am 27. September, wenn auch auf Basis einer Fairness Opinion von Grant Thornton entschieden wird, könnte es noch erheblichen Gegenwind geben. Denn der Bahn-Aufsichtsrat ist paritätisch besetzt und besteht somit zur Hälfte aus Arbeitnehmervertretern. Die Gewerkschaft Verdi hatte behauptet, DSV werde voraussichtlich 5.000 mehr der 15.000 Stellen bei Schenker in Deutschland abbauen als CVC. Insgesamt beschäftigt Schenker 72.000 Mitarbeiter.
Zusagen für Beschäftigte
DSV-Chef Lund dagegen platzierte ein Zehn-Seiten-Papier beim Bahn-Aufsichtsrat, das der Börsen-Zeitung vorliegt, und in dem den Verdi-Behauptungen widersprochen wird. Diverse Zentralfunktionen bleiben demnach in Deutschland, unter anderem am Schenker-Standort in Essen. DSV will weiter in Deutschland wachsen und plant in den nächsten drei bis fünf Jahren 1 Mrd. Euro in Deutschland zu investieren.
DSV geht davon aus, dass das kombinierte Unternehmen in fünf Jahren mehr Mitarbeiter in Deutschland beschäftigen wird, als heute bei Schenker und DSV arbeiten.
CVC-Konsortium ausgestochen
CVC-Deutschlandchef Alexander Dibelius, der gemeinsam mit den Staatsfonds aus Abu Dhabi (Adia) und Singapur (GIC) für Schenker bot, hielt in einem Schreiben an Finanzstaatssekretär und Bahn-Aufsichtsratschef Werner Gatzer dagegen. „Um neben den berechtigten Interessen der Deutsche Bahn AG hinsichtlich der Finanzmittelausstattung die Interessen aller Beteiligten in dieser Privatisierung bestmöglich zu gewährleisten, haben wir zusätzlich zu dem Angebot für eine 100-prozentige Übernahme von DB Schenker ein modifiziertes Angebot abgegeben“, schreibt Dibelius. „Dieses sieht eine Rückbeteiligung der Deutschen Bahn in Höhe von bis zu 24,9% vor und führt im Ergebnis zu Verkaufserlösen von bis zu 16 Mrd. Euro und ist damit rund 2 Mrd. Euro höher, als es die beiden Angebote für eine vollständige Übernahme vorsehen.“
1.600 Stellen weg
Für die Bahn schein entscheidend gewesen zu sein, wie hoch der Verkaufserlös ist, den sie sofort erzielt. Dieser liegt laut Finanzkreisen bei DSV rund 1 Mrd. Euro höher als bei CVC, weil CVC einen Teil des Kaufpreises an die künftige Erreichung der Schenker-Gewinnziele geknüpft hatte. Die Bahn will mit dem Verkauf von Schenker vor allem Finanzschulden abbauen.
In dem Papier, das DSV beim Bahn-Aufsichtsrat platziert hat, heißt es zum geplanten Stellenabbau: „Unsere derzeitigen Pläne sehen Anpassungen von insgesamt 1.600 bis 1.900 Vollzeitstellen bei Schenker vor, die sich zu gleichen Teilen auf die Zentralbereiche und die Angestellten im operativen Bereich verteilen sollen. Das entspricht 13 bis 15% der Schenker Vollzeitstellen in Deutschland.“ Diese Zahl werde niedriger sein, wenn unter dem laufenden Restrukturierungsprogramm von Schenker in den kommenden Monaten weitere Anpassungen erfolgen. Nach Möglichkeit sollen verbleibende Anpassungen über Demographie und Fluktuation erfolgen, und es werde Freiwilligenprogramme geben.
Zu den geplanten Investitionen heißt es: „DSV hat sich verpflichtet, in den nächsten 3 bis 5 Jahren allein in Deutschland 1 Mrd. Euro zu investieren. Dies ist eine Summe, mit der (...) alle sinnvollen Investitionen bei Schenker sehr rasch angegangen werden können.“
Die Bahn verkauft ihre Speditionstochter DB Schenker für mehr als 14 Mrd. Euro. Am Ende hat sich der dänische Logistiker DSV trotz des befürchteten Stellenabbaus gegen das Konsortium rund um den Finanzinvestor CVC durchgesetzt. Zur Finanzierung plant DSV eine bis zu 5 Mrd. Euro schwere Kapitalerhöhung.