Bain und Cinven blasen Stada-IPO vorerst ab
Bain und Cinven blasen Stada-IPO vorerst ab
Finanzinvestoren wollen neuen Anlauf für den Börsengang des Generikakonzerns im September nehmen
cru Frankfurt
Die „Intention to float“ für den Börsengang von Stada war fest für diesen Mittwoch erwartet worden. Doch im letzten Moment haben die Eigentümer Bain und Cinven das IPO abgeblasen und orientieren auf einen neuen Anlauf im September. Das wird aus Kreisen der Finanzinvestoren bestätigt. Zuerst hat Bloomberg darüber berichtet. Damit ist das IPO des Generikakonzerns aus Bad Vilbel zum zweiten Mal in diesem Jahr verschoben worden. Auch im Januar war das Debüt schon einmal erwartet worden. Für den IPO-Markt in Deutschland ist der Rückzieher ein herber Rückschlag.
Offen ist, woran der kurzfristige Sinneswandel gelegen hat. Laut Finanzkreisen war die wieder zunehmende Volatilität am Aktienmarkt und insbesondere in den USA die Ursache. Vermutlich war der Abschlag auf die Bewertung vergleichbarer gelisteter Wettbewerber wie Sandoz, Haleon oder Galderma, den Investoren für ihre Order forderten, höher als Bain und Cinven zu akzeptieren bereit sind. Auch die schwache Kursentwicklung der bisher in diesem Jahr an die Börse gekommenen europäischen Unternehmen dürfte etliche Investoren abgeschreckt haben. So hat der Kurs des Hotelbettenvermittlers HBX GRoup in Madrid seit dem IPO rund 7% nachgegeben.
Bain und Cinven hatten im vergangenen Jahr erfolglos versucht, Stada an die Private-Equity-Firmen Clayton Dubilier & Rice spwie GTCR zu verkaufen. Beide Deals waren an den differierenden Vorstellungen gescheitert. Stada ist mit 5,6 Mrd. Euro hoch verschuldet. Das entspricht dem rund Sechsfachen des operativen Gewinns (Ebitda).
Größtes deutsches IPO seit Porsche
Mit einem erwarteten Emissionserlös von 1,5 Mrd. Euro, der hauptsächlich für den Schuldenabbau verwendet worden wäre, wäre das IPO des Pharmakonzerns der bisher größte Börsengang in Europa im laufenden Jahr gewesen und zugleich das größte Debüt in Deutschland seit dem IPO der Porsche AG im Jahr 2022.

Die Gesamtbewertung von Stada wird auf rund 11 Mrd. Euro geschätzt. Bain und Cinven hatten Stada 2017 für 5,3 Mrd. Euro übernommen. Das Unternehmen hat seither mehrere Akquisitionen getätigt und sein profitables und umsatzstarkes Russland-Geschäft wegen der Sanktionen im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg ausgegliedert und separiert. Laut Ratingagentur S&P ist der Verschuldungsgrad im vergangenen Jahr trotzdem vom rund Achtfachen auf das rund Siebenfache des operativen Gewinns (Ebitda) gesunken. Stada plant, seine Verschuldung von 5,6 Mrd. Euro um etwa 3 Mrd. Euro zu senken. Das wäre das rund Zweieinhalbfache des operativen Gewinns - ein Verschuldungsniveau, das an der Börse als akzeptabel gilt. Im vergangenen Jahr hat Stada zudem von wachsenden Geschäften profitiert. Der Umsatz stieg um 9% auf gut 4 Mrd. Euro und das um Sonder- und Währungseffekte bereinigte Betriebsergebnis (Ebitda) um 11% auf 886 Mill. Euro. Angaben zum Nettogewinn gab es nicht.
Das Unternehmen habe ein „enormes“ Interesse während der ersten Aufklärungsgespräche mit etwa 60 Investoren verzeichnet, hatte CEO Peter Goldschmidt im Februar in einem Interview mit Bloomberg gesagt. Sollte der Börsengang im September doch noch glatt gehen, dann wäre Stada eines der größten IPOs in Europa in diesem Jahr – mit Chancen auf eine Aufnahme in den MDax oder sogar den Dax. Das könnte als Eisbrecher für weitere Kandidaten wie den Autoersatzteilhändler Autodoc sowie die Medizintechnikfirma Brainlab oder den Internet-of-Things-Spezialisten 1 NCE wirken.
Hohe Abschläge nötig
„Wir wachsen schneller als die meisten unserer Konkurrenten und haben ein sehr attraktives Finanzprofil“, sagte Goldschmidt. Börsennotierte Konkurrenten wie die Schweizer Sandoz und der Schweizer Hautpflegekonzern Galderma sowie die britische Haleon werden mit mehr als dem Zehnfachen ihres für 2025 geschätzten Ebitda gehandelt. Goldschmidt sagte, dass Stada auf dem besten Weg sei, im Jahr 2025 einen Gewinn vor Sondereinflüssen von 930 Mill. bis 990 Mill. Euro und einen Umsatz zwischen 4,25 Mrd. und 4,4 Mrd. Euro zu erzielen. So könnte sich eine Bewertung von 11 Mrd. Euro errechnen. Allerdings mussten andere Börsenneulinge in Europa erhebliche Abstriche von bis zu einem Drittel auf die Bewertung ihrer bereits gelisteten Wettbewerber hinnehmen.
Der hoch verschuldete Generikakonzern Stada schiebt seine Pläne für einen Börsengang auf. Die Finanzinvestoren Bain und Cinven zielen nun auf September. Für den IPO-Markt ist der Rückzieher ein herber Rückschlag – zumal die Kursperformance der bisherigen Debüts in diesem Jahr schlecht ausfällt.