Bauwirtschaft holt mehr Bestellungen herein

Branchenverband verweist auf Großauftrag

Bauwirtschaft holt mehr Bestellungen herein

Reuters Berlin – Kurz vor Beginn der Schlichtung streiten die Tarifpartner am Bau über die Lage der Branche. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, kletterten die Aufträge im Juni inflationsbereinigt um 12,4 % im Vergleich zum Vormonat und um 1,2 % zum Vorjahresmonat. Die Gewerkschaft IG Bau, die für die rund 850 000 Beschäftigten 6,8 % mehr Lohn fordert, zieht daraus die Schlussfolgerung: “Der Bau-Boom hält an.” Die Branche sei im Vergleich zu anderen Wirtschaftszweigen “sehr gut durch die Pandemie gekommen”, betonte IG-Bau-Chef Robert Feiger. Die Arbeitgeber sprachen zwar von positiven Signalen. Der Bauverband ZDB erklärte aber: “Die Talsohle ist noch nicht durchschritten.”Der Auftragseingang im Bauhauptgewerbe betrug laut Statistischem Bundesamt im Juni rund 8,3 Mrd. Euro: “Er war damit nominal (nicht preisbereinigt) 9,2 % höher als im Juni 2019 und damit der höchste jemals gemessene Wert an Aufträgen in einem Juni in Deutschland.” Die steigenden Bestellungen hätten damit allerdings nicht die Rückgänge zwischen März und Mai wettmachen können. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sank das Neugeschäft in den ersten sechs Monaten nominal um 0,2 %, bereinigt um steigende Preise sogar um 3,5 %.ZDB-Hauptgeschäftsführer Felix Pakleppa erklärte, das starke Orderplus im Juni sei durch einen Großauftrag beim Ausbau der Autobahn A3 verzerrt. Die Unternehmen arbeiteten noch das dicke Auftragspolster vom Jahresbeginn ab. Neue Bestellungen kämen aber nicht im gleichen Umfang auf den Markt. “Die fehlenden Aufträge von heute bedeuten einen Umsatzrückgang in Zukunft.” Aus einer Umfrage des Ifo-Instituts geht hervor, dass die Firmen im August zufriedener mit ihrer aktuellen Lage sind: “Ihre Erwartungen sind jedoch weiterhin pessimistisch.”