Klagen

Bayer gewinnt erstmals Glyphosat-Prozess

Erstmals hat Bayer in den USA einen Glyphosat-Prozess für sich entschieden. Ein Jury-Gericht urteilte, dass das glyphosathaltige Herbizid für die Krebserkrankung eines Jungen nicht ursächlich ist.

Bayer gewinnt erstmals Glyphosat-Prozess

ab Köln

Im Klagedebakel rund um den Unkrautvernichter Roundup hat Bayer einen Etappensieg errungen. Erstmals urteilte ein Geschworenengericht zugunsten von Bayer, wie mitgeteilt wird. In dem Prozess in Los Angeles ging es um einen minderjährigen Jungen, dessen Mutter behauptete, die Krebserkrankung des Jungen gehe auf ihre Verwendung von Glyphosat zurück. „Das Urteil der Geschworenen zur Frage der Kausalität zu unseren Gunsten beendet das Gerichtsverfahren und entspricht sowohl der Einschätzung der zuständigen Regulierungsbehörden weltweit als auch den umfangreichen wissenschaftlichen Erkenntnissen aus vier Jahrzehnten“, kommentierte Bayer. Der Klägeranwalt kündigte an, eine Berufung zu prüfen.

Anders als in den drei vorherigen Verfahren, die Bayer allesamt verloren hat, hatte der zuständige Richter in diesem Fall das Verfahren in zwei Teile gesplittet. Dabei ging es zunächst um die Frage, ob es einen Kausalzusammenhang zwischen der Krebserkrankung des Jungen und Roundup gibt. Das verneinten die Geschworenen und beendeten damit das Verfahren.

Supreme Court maßgeblich

Wenngleich die Investoren positiv auf das Urteil reagierten – die Aktie setzte sich im morgendlichen Handel vorübergehend an die Spitze im Dax und ging trotz Marktschwäche mit einem Kursplus aus dem Handel –, dürfte von dem Urteil keine größere Signalwirkung ausgehen. Die Trendwende in der Klagewelle erhofft sich Bayer vielmehr vom Supreme Court, bei dem die Leverkusener im August einen Antrag auf Revision des Ur­teils im Hardeman-Fall eingereicht haben. In den nächsten Monaten dürfte das höchste US-Gericht entscheiden, ob es den Fall annimmt. So das der Fall ist, könnte im kommenden Jahr ein Urteil fallen.

Milliardenschwere Vorsorge

Im Zusammenhang mit den US-Klagen zu Roundup, in denen die Kläger das Unkrautvernichtungsmittel aus den Laboren von Monsanto für ihre Krebserkrankung verantwortlich machen, hat Bayer bislang drei Verfahren in erster Instanz wie auch die dazugehörigen Berufungsverfahren verloren. Den größten Teil der aktuell anhängigen Klagen hat Bayer inzwischen im Vergleichsweg beigelegt. Problematisch ist jedoch der Umgang mit möglichen künftigen Klagen.

Hier hatte sich Bayer mit großen US-Klägerkanzleien auf eine Vorgehensweise verständigt, die der zu­ständige Richter jedoch nicht akzeptierte. Daraufhin hatte Bayer Ende Juli weitere 4,5 Mrd. Dollar zurückgestellt. Ein Jahr zuvor hatte der Konzern zunächst mit 11,6 Mrd. Dollar für den gesamten Roundup-Verfahrenskomplex vorgesorgt.

Den Klagekomplex hat sich Bayer 2018 mit der 63 Mrd. Dollar schweren Übernahme von Monsanto eingekauft. Mit gut 45 Mrd. Euro ist Bayer an der Börse aber weiterhin weniger wert, als für Monsanto auf den Tisch gelegt wurde.

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