Pharma/Chemie

Bayer legt die Latte höher

Dank einer guten Geschäftsentwicklung im zweiten Quartal erhöht Bayer die Prognose für den laufenden Turnus. Allerdings bescheren hohe Sonderlasten unter dem Strich erneut rote Zahlen.

Bayer legt die Latte höher

ab Köln

Operativ hat Bayer im zweiten Quartal überzeugend abgeschnitten. Nicht zuletzt dank positiver Wechselkurseffekte legten Um­satz und bereinigtes operatives Ergebnis (Ebitda) zweistellig zu, wie aus dem Zwischenbericht hervorgeht. „Angesichts der guten Ge­schäftsentwicklung und höherer Wachstumserwartungen heben wir unseren Ausblick für das Gesamtjahr an“, kommentierte Bayer-Chef Werner Baumann. Konkret wird die Latte für die Divisionen Cropscience und Consumer Health und damit auch für den Konzern höher gelegt.

Gasverknappung ohne Folgen

Auf währungsbereinigter Basis kalkuliert Bayer nun mit einem Umsatz von 47 bis 48 (bislang: 46) Mrd. Euro, was einem Zuwachs um 8 (5)% entspräche. Die Ebitda-Marge soll sich in währungsbereinigter Rechnung auf 26 bis 27 (26)% belaufen, entsprechend einem wechselkurs- und portfoliobereinigten Ebitda von 12,5 (12) Mrd. Euro. Je Aktie wird ein um Sondereinflüsse bereinigtes Ergebnis von 7,30 (7) Euro ins Visier genommen. Basierend auf Wechselkursen vom 30. Ju­ni fallen die Zielgrößen höher aus.

Aus der unsicheren geopolitischen Lage und speziell der drohenden Gasmangellage ergeben sich nach den Angaben „keine wesentlichen finanziellen Auswirkungen“. Bayer sei vorbereitet, „die direkten Folgen einer möglichen Gasverknappung für die eigene Produktion bis Jahresende weitestgehend einzudämmen, heißt es. Bayer sei technisch vorbereitet, die Abhängigkeit von Erdgas deutlich zu verringern. Zudem liefen Programme zur Energieeinsparung. Wo möglich, seien Produktbestände aufgebaut worden. Stärker als von einer Gasverknappung wäre Bayer von der Beeinträchtigung der globalen Lieferketten betroffen. „Deshalb erweitern wir unser Lieferantennetzwerk und legen zusätzliche Vorräte von kritischen Rohstoffen und Verpackungsmaterialien an“, wird Baumann zitiert.

Doch wenngleich sich alle Divisionen im Berichtsquartal operativ besser entwickelten als ein Jahr zuvor und es auch von der Währungsfront Rückenwind gab, standen unter dem Strich mit – 298 Mill. Euro abermals rote Zahlen. Dahinter stand unter anderem der Rechtsstreit im Zusammenhang mit der Chemikalie PCB (polychlorierte Biphenyle). Im Zuge der laufenden Vergleichsverhandlungen mit dem Bundesstaat Oregon sei eine zusätzliche Rückstellung von 694 Mill. Euro gebildet worden, heißt es. In der gerichtlichen Auseinandersetzung geht es um Umweltverschmutzungen durch PCB-Produkte, die einst von Monsanto hergestellt wurden. Mit dem Vergleich würde der Fall beendet. Dass es hier zu einem Vergleich kommt, sei den besonderen rechtlichen Umständen des Verfahrens in Oregon geschuldet. In künftigen Fällen wolle sich Bayer aber gerichtlich verteidigen.

Doch auch den gestiegenen Kapitalmarktzinsen musste Bayer im Be­richtsquartal Rechnung tragen. Die außerplanmäßige Werthaltigkeitsprüfung führte zu Wertminderungen von 1,46 Mrd. Euro. Das Gros entfiel dabei mit 1,3 Mrd. Euro auf die Ag­rarchemie. Im Wert korrigiert wurden F&E-Projekte, Patente, Marken und Vermarktungsrechte. Die bilanzierten Geschäfts- oder Firmenwerte mussten dagegen nicht im Wert korrigiert werden. In Summe war das Quartalsergebnis mit Sonderaufwendungen von 2,1 Mrd. Euro belastet.

Operativ konnte die Agrarsparte dagegen glänzen. Der Umsatz der Division stieg wechselkursbereinigt um gut 17% auf 6,5 Mrd. Euro, das bereinigte Ebitda schnellte zeitgleich um fast 72% auf 1,7 Mrd. Euro in die Höhe. Neben der günstigen Geschäftsentwicklung beförderten auch Beiträge aus den laufenden Effizienzprogrammen­ sowie ein positiver Währungseffekt das Resultat. Die Pharmasparte kam nicht ganz so flott voran. Der Umsatz verbesserte sich wechselkursbereinigt um 2,1% auf 4,8 Mrd. Euro, das bereinigte Ebitda erreichte 1,5 Mrd. Euro (+ 4,9 %). Die kleinste Sparte Consumer Health steigerte den Umsatz um fast 7 % auf 1,5 Mrd. Euro, das zugehörige Ebitda stieg um fast 19 % auf 330 Mill. Euro.

Während sich der schwache Euro positiv auf Umsatz- und Ergebniskennziffern auswirkt, lässt er zugleich die Verschuldung steigen. Zum Halbjahresstichtag werden Nettoschulden von 36,6 Mrd. Euro gezeigt. Im Gesamtjahr werden 34 bis 35 Mrd. Euro erwartet, 1 Mrd. Euro mehr als bislang veranschlagt. Nicht berücksichtigt ist dabei der Verkauf des Environmental-Science-Geschäfts an Cinven, der noch 2022 vollzogen werden soll.

Bayer
Konzernzahlen nach IFRS
1. Halbjahr
in Mill. Euro20222021
Umsatz27 45823 182
Bereinigtes Ebitda8 6006 695
Bereinigtes Ebit6 4524 688
Sondereinflüsse−2 071−3 886
Ebit4 381802
Finanzergebnis−1 182−447
Konzernergebnis2 993−246
Free Cashflow−47−2 074
Nettoverschuldung36 57533 137*
*) zum 31.12.2021Börsen-Zeitung
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