Ausblick auf 2025 ernüchtert

Bayer macht Abstriche an Prognose

Bayer hat im dritten Quartal einen Gewinneinbruch erlebt und kürzt vor diesem Hintergrund die Ergebnisprognose für 2024. Hohe Wertkorrekturen verursachten einen hohen Konzernverlust.

Bayer macht Abstriche an Prognose

Bayer schockt Investoren aufs Neue

Ergebniseinbruch im dritten Quartal – Gewinnprognose fürs Gesamtjahr gesenkt – Schwacher Ausblick auf 2025 – Hohe Wertkorrekturen – Kursrutsch

ab Köln

Bayer hat im dritten Quartal äußerst schwach abgeschnitten und schraubt vor diesem Hintergrund an der Prognose für das Gesamtjahr – zumindest, was das operative Ergebnis anbelangt. Da auch der erste Ausblick auf 2025 ernüchternd ausfiel, brach die Aktie des Dax-Konzerns in der Spitze um 13% ein.

Nach einem operativ schwachen dritten Quartal muss Bayer prognoseseitig beidrehen. Währungsbereinigt wird im Gesamtjahr nur noch ein bereinigtes operatives Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) von 10,4 bis 10,7 Mrd. Euro bzw. ein Rückgang um 8 bis 11% erwartet. Bislang sollten 10,7 bis 11,3 Mrd. Euro erwirtschaftet werden, wie Bayer mit der Veröffentlichung des Zwischenberichts mitteilte. Bestätigt wird dagegen die Prognose für Umsatz, bereinigtes Ergebnis je Aktie und den freien Mittelzufluss. „Wir bestätigen fast alle Kennzahlen unseres Konzernausblicks für 2024“, kommentierte CEO Bill Anderson die Gewinnwarnung.

Damit Hand in Hand gehend, werden auch die divisionalen Vorgaben angepasst. Insbesondere die Agrarchemie und das Geschäft mit verschreibungsfreien Medikamenten entwickeln sich nach den Angaben schlechter als angenommen, derweil die Latte im Pharmageschäft höher gelegt wird. Für Cropscience wird nun mit einem Erlösrückgang zwischen 1 und 3% kalkuliert, zugleich dürfte die operative Marge auf 18 bis 20 (zuvor: 20 bis 22)% abrutschen. Consumer Health soll den Umsatz nur noch um 1 bis 3 (3 bis 6)% steigern.

Die Pharmasparte soll dagegen einen Teil der Einbußen ausgleichen. Nachdem die Divisionsprognose schon nach dem ersten Halbjahr hochgezogen worden war, wird nun der obere Rand der Prognosespanne bei Umsatz (0 bis 3%) und operativer Umsatzrendite (26 bis 29%) in den Blick genommen.

Nickl geht Mitte 2026

Schwerer wiegt allerdings, dass auch für 2025 keine Besserung in Sicht ist. „Insgesamt haben wir für kommendes Jahr eher gedämpfte Erwartungen in Bezug auf Umsatz und Ergebnis, Letzteres wird voraussichtlich zurückgehen“, sagte Finanzvorstand Wolfgang Nickl. Beschleunigte Kosten- und Effizienzmaßnahmen sollen die Ertragsschwäche zumindest teilweise ausgleichen. Zugleich verspricht Nickl, den Cashflow fest im Blick zu behalten. Das ist angesichts der hohen Schulden – per Ende September belief sich die Nettoverschuldung im Konzern auf 35 Mrd. Euro – auch zwingend geboten.

Nickl, der nach den Angaben ursprünglich mit der Hauptversammlung 2025 im Alter von dann 56 Jahren in den Ruhestand treten wollte, bleibt ein Jahr länger. Der Vertrag des seit 2018 amtierenden Finanzvorstands sei bis Ende Mai 2026 verlängert worden. „Ich bin sehr dankbar, dass Wolfgang Nickl sich trotz einer anderen Lebensplanung entschieden hat, seinen Vertrag um ein weiteres Jahr zu verlängern“, wird Aufsichtsratschef Norbert Winkeljohann zitiert und ergänzt, dass Nickl „der richtige Finanzvorstand angesichts der gegenwärtigen Herausforderungen ist“.

Nickls Vorteil war stets, dass er nicht in die fatale Akquisition von Monsanto involviert war. Dennoch ist er seither mit den Aufräumarbeiten beschäftigt – namentlich der Klagewelle in den USA und den milliardenschweren Wertkorrekturen. Auch im Berichtsquartal verbuchte Bayer erneut Wertkorrekturen von 3,8 Mrd. Euro auf immaterielle Vermögenswerte der Division Cropscience. On top kamen Restrukturierungsaufwendungen für das konzernübergreifende Effizienzprogramm „Dynamic Shared Onwnership (DSO)“ von 266 Mill. Euro. Im bisherigen Jahresverlauf summiert sich der Programmaufwand auf 790 Mill. Euro. Letztlich stand unter dem Strich ein Konzernverlust 4,2 Mrd. Euro.

Mit DSO auf Kurs

Wenngleich sich die Erfolge des Programms noch nicht in den Zahlen niederschlagen, zeigt sich Anderson mit den Fortschritten zufrieden. „Das neue Organisationsmodell zeigt hervorragende Ergebnisse“, sagte er vor der Presse. Inzwischen seien 70 bis 80% der strukturellen Maßnahmen implementiert. Seit Jahresbeginn wurden 5.500 Stellen abgebaut. Anderson bestätigte das mit DSO verbundene Ziel, die Kosten bis Ende 2026 nachhaltig um 2 Mrd. Euro zu drücken. Der Bayer-Chef machte aber auch klar, dass es noch viel Arbeit gebe.

Doch jenseits der hohen Wertkorrekturen in der Agrarchemie lief es dort auch operativ nicht rund. So sank der Umsatz währungsbereinigt um 3,6% auf 4 Mrd. Euro. Operativ wurden 35 Mill. Euro verdient. Die Pharmadivision baute den Umsatz währungsbereinigt um 2,3% aus, das operative Ergebnis ging dagegen um fast ein Viertel auf zurück. Grund dafür war auch der verschlechterte Produktmix. So wurde mit dem Blockbuster Xarelto, der unter generischem Wettbewerbsdruck steht, 23% weniger umgesetzt. Neue Medikamente kompensierten nur teilweise.