Chemie- und Pharmakonzern

Bayer trumpft im Pflanzenschutz auf

Bayer macht im Pflanzenschutzgeschäft Boden gut. Geholfen haben dabei satte Preissteigerungen und positive Währungseffekte. Die hohen Unsicherheiten vereiteln zunächst eine Prognoseerhöhung.

Bayer trumpft im Pflanzenschutz auf

ab Köln

Bayer ist mit satten Umsatz- und Ertragssteigerungen in den neuen Turnus gestartet. Zwar hatte Vorstandschef Werner Baumann unlängst auf den gelungenen Start vorbereitet, doch der Sprung im bereinigten operativen Ergebnis (Ebitda) um über 27 % auf 5,3 Mrd. Euro übertraf selbst die kühnsten Analystenerwartungen. Der Konzernumsatz kam zeitgleich auf 14,6 Mrd. Euro voran, wie Bayer mitteilte. Das entspricht in währungs- und portfoliobereinigter Rechnung einem Zuwachs um 14,3 %.

„Für den weiteren Jahresverlauf sind wir trotz der hohen Unsicherheit, unter anderem in Bezug auf die Stabilität der Lieferketten und der Energieversorgung, zuversichtlich“, sagte Baumann und bestätigte im selben Atemzug die im März veröffentlichte Prognose. Demnach wird bei einem Umsatz von 46 Mrd. Euro – währungs- und portfoliobereinigt entspricht das einem Zuwachs um 5 % – ein bereinigtes Ebitda von 12 (i.V. 11,2) Mrd. Euro erwartet. Das bereinigte Ergebnis je Aktie – Basis für die Dividendenzahlung – soll auf 7 (6,51) Euro steigen. Dabei hat Bayer die Hälfte der Wegstrecke mit Ablauf des ersten Quartals schon zurückgelegt, auch wenn die Saisonalität in der Agrarchemie in Rechnung zu stellen ist. Zudem wollen die Leverkusener die Kapitalkosten erstmals seit 2017 wieder verdienen.

An der Börse konnte Bayer mit dem Zwischenbericht zunächst nicht punkten. Erst mit der Klarstellung, dass die hohen Unsicherheiten eine Prognoseerhöhung vereitelten, sprangen die Investoren auf. Zum Handelsende stand ein Tagesgewinn von 5,4 % zu Buche.

Anders als vor Jahresfrist gab es im Berichtsquartal Unterstützung von der Währungsfront. Im Umsatz machte sich das auf Konzernebene mit 529 (−938) Mill. Euro und im bereinigten Ebitda mit 67 ( −337) Mill. Euro bemerkbar. Auftrumpfen konnten die Leverkusener im Pflanzenschutzgeschäft. Zum Umsatzsprung um mehr als ein Fünftel auf 8,4 Mrd. Euro trugen nach den Angaben alle Regionen mit prozentual zweistelligen Zuwächsen bei.

Zupass kam Bayer dabei, dass sich höhere Preise problemlos durchsetzen ließen. Vom Umsatzplus von 27,1% entfielen allein 15,9 Prozentpunkte auf gestiegene Absatzpreise, wie aus dem Zwischenbericht hervorgeht. Das betraf unter anderem die glyphosathaltigen Produkte, mit denen der Umsatz trotz rückläufiger Absatzmengen spürbar ausgebaut wurde. Das operative Ergebnis der Division konnte um die Hälfte auf 3,7 Mrd. Euro gesteigert werden. Darin enthalten waren positive Währungseffekte von 98 (−252) Mill. Euro. Nicht ganz so günstig sah es im Pharmageschäft aus. Hier kam der Umsatz währungs- und portfoliobereinigt um lediglich 2,6 % auf 4,6 Mrd. Euro voran. Ursächlich dafür waren aufgrund von Tenderverfahren preisbedingte Erlösrückgänge in China, allen voran beim Blockbuster Xarelto und dem Krebsmedikament Nexavar. Aufgefangen wurde die Entwicklung von guten Geschäften mit dem Augenmedikament Eylea.

Letztlich ging der Umsatz mit dem Thrombosehemmer Xarelto erstmals um 5 % auf 1,1 Mrd. Euro zurück. Zugleich schwächte sich das operative Ergebnis der Division um mehr als 77% auf 1,4 Mrd. Euro ab. Dahinter standen vor allem erhöhte Marketingaufwendungen für neue Produkte wie Kerendia, Nubeqa und Verquvo. On top kamen negative Währungseffekte, die mit 34 (+57) Mill. Euro zu Buche schlugen.

In der kleinsten Sparte, dem Geschäft mit verschreibungsfreien Medikamenten, machte Bayer weiter Boden gut. Der Umsatz erhöhte sich währungs- und portfoliobereinigt um gut 17 % auf 1,5 Mrd. Euro, zugleich verbesserte sich das bereinigte Ebitda um ein Drittel auf 388 Mill. Euro.

Mit Blick auf die rechtlichen Risiken als Folge der Monsanto-Übernahme gibt es im Vergleich zum Geschäftsbericht nur wenig Neues: Im Zusammenhang mit der giftigen Chemikalie PCB beginnen in den nächsten Wochen einige Gerichtsprozesse – Ausgang offen. Zudem waren in Deutschland per Ende März 28 Schadenersatzklagen von insgesamt 330 Klägern anhängig. Bayer wird dabei fehlerhafte Kapitalmarktkommunikation bei der Übernahme von Monsanto vorgeworfen. Bayer hat dafür bilanziell nicht vorgesorgt, weil die Risiken aus den Anlegerklagen weder wahrscheinlich noch berechenbar seien, hatte Finanzchef Wolfgang Nickl bei der Bilanzvorlage erläutert (vgl. BZ vom 2. März).

Bayer
Konzernzahlen nach IFRS
1. Quartal
in Mill. Euro20222021
Umsatz14 63912 328
Bereinigtes Ebitda5 2514 118
Bereinigtes Ebit4 1723 068
Sondereinflüsse4015
Ebit4 2123 083
Finanzergebnis−490−348
Konzernergebnis3 2912 089
Free Cashflow−1 187−3 226
Nettoverschuldung34 52733 137 *
*) zum 31.12.2021Börsen-Zeitung
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