Baywa präsentiert sich krisenresistent
sck München
– Der genossenschaftlich geprägte Agrar- und Baustoffhandelskonzern Baywa zeigt sich in Zeiten globaler Verwerfungen robust. Deutschlands Branchenprimus ist zwar operativ nicht unmittelbar vom Ukraine-Krieg betroffen, rechnet aber nach eigener Aussage „mit größeren Preisschwankungen“ im Geschäft mit Getreide und Soja.
Zur Bilanzvorlage sprach der scheidende Vorstandsvorsitzende Klaus Josef Lutz von sich daraus ergebenden „Vermarktungschancen“ für die niederländische Agrarhandelstochter Cefetra und deren weltweites Beschaffungsnetz. Dies gelte auch im Fall möglicher globaler Versorgungsengpässe, wie er in einer virtuellen Konferenz mit Medienvertretern erläuterte.
Ein Juwel im Portfolio
Cefetra mit Sitz in Rotterdam beliefert vor allem die europäische Mischfutterindustrie mit Getreide und Soja. Im vergangenen Jahr trug die Einheit mit erlösten 5 Mrd. Euro ( 19%) über ein Viertel zum Konzernumsatz bei. Letzterer wuchs um ein Fünftel auf 19,8 Mrd. Euro – ein firmeneigener Rekord. Cefetra steigerte ihr Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) überproportional um vier Fünftel auf 39 Mill. Euro. Der Bereich steuerte somit 15% zum Konzern-Ebit bei, welches auf rekordhohe 267 (i.V. 212) Mill. Euro sprang, wie die Baywa bereits vor gut drei Wochen berichtet hatte (vgl. BZ vom 28. Februar).
Nach 15 Jahren als CEO wechselt Lutz im April 2023 in den Aufsichtsrat, um dort die Leitung zu übernehmen. Seine Nachfolge an der Konzernspitze tritt der u.a. für die Agraraktivitäten zuständige Vorstand Marcus Pöllinger an, wie die Baywa einen Tag vor der Bilanzpressekonferenz mitteilte.
Agrarhandel boomt
Cefetra profitierte Lutz zufolge vor allem in der zweiten Jahreshälfte 2021 von steigenden Preisen für Mais und Sojaschrot. Als Ursache nannte er eine steigende Nachfrage auf dem Weltmarkt bei einem zugleich knapper gewordenen Angebot. Insbesondere der gewachsene Bedarf in China habe für den Preisauftrieb gesorgt. Russland und die Ukraine zusammen exportierten laut Lutz rund 30% des Getreides auf dem Weltmarkt. Ein großer Teil dieses Volumens falle dieses Jahr aus. Allein in der Ukraine ständen 40 Millionen Tonnen Getreide „im Risiko“, da ungewiss sei, ob geerntet oder gesät werden könne.
Die Verunsicherung der Anleger wegen des Ukraine-Kriegs strahlte am Donnerstag auch auf die Aktie der Baywa ab. Der Titel des im SDax gelisteten Münchner Unternehmens schwankte deutlich. Nach Veröffentlichung der Bilanz gewann das Papier im Xetra-Handel zeitweise bis zu 1% an Wert. Im weiteren Tagesverlauf fiel die Aktie ins Minus und büßte bis zu 1% auf 43,20 Euro ein. Spekulationen im Markt, dass die Baywa geschäftlich vom Krieg indirekt profitieren könnte, sorgten zuletzt für einen Kurssprung. Seit Beginn der Invasion (24. Februar) legte die Aktie über 30% zu.
In Bezug auf die möglichen direkten Auswirkungen des Angriffs auf das Land war Lutz darum bemüht, die Befürchtungen einzudämmen. Nach derzeitiger Einschätzung seien „keine wesentlichen Auswirkungen“ auf die Aktivitäten der Baywa zu erwarten. „Die Ukraine und Russland sind für die Baywa keine wesentlichen Absatzmärkte.“ Es bleibe abzuwarten, inwieweit die Logistikketten weiter gestört werden könnten. „Schon vor der Corona-Pandemie waren wir mit unserem breit gefächerten Beschaffungs-, Lager- und Logistiknetz gut aufgestellt“, so Lutz.
Ergebnisschub erwartet
Mit Blick auf das laufende Jahr seien die Perspektiven für den Konzern „grundsätzlich weiterhin positiv“, wie die Baywa im Geschäftsbericht schreibt. Aufgrund des resilienten, diversifizierten Geschäftsmodells „dürfte das Ebit des Baywa-Konzerns im Jahr 2022 erheblich über dem historischen Höchststand des Jahres 2021 liegen“. Die Konzernführung rechnet vor allem im Geschäft mit erneuerbaren Energien und im internationalen Agrarhandel mit „signifikanten Steigerungen des Ebit“. Im vergangenen Jahr sorgten vor allem Projektgeschäfte mit Windkraft- und Solaranlagen für den Ergebnisschub.
Baywa | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
in Mill. Euro | 2021 | 2020 |
Umsatz | 19 839 | 16 465 |
Ebit | 267 | 212 |
Ergebnis vor Steuern | 161 | 108 |
Nettoergebnis | 129 | 60 |
Cashflow | – 584 | 676 |
Liquide Mittel | 399 | 168 |
Nettofinanzschulden | 2 231 | 1 741 |
Investitionen | 376 | 465 |
Eigenkapital | 1 816 | 1 154 |
in % der Bilanzsumme | 15,4 | 12,9 |
Mitarbeiter (Anzahl) | 21 185 | 20 717 |
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