Infrastruktur-Holding

Benettons planen Gegenangriff bei Atlantia

Die Familie Benetton will die Kontrolle über die Infrastruktur-Holding Atlantia behalten. Nun werden Optionen geprüft, um gegen Mitbewerber zu bestehen.

Benettons planen Gegenangriff bei Atlantia

bl Mailand

Die Familie Benetton prüft verschiedene Optionen, um die Kontrolle über die Infrastruktur-Holding Atlantia zu behalten. Sie ist Gegenstand einer Offerte des spanischen Bauunternehmers Florentino Pérez, des US-Fonds General Infra­structure Partner (GIP) und von Brookfield. Die drei Partner haben ein nichtbindendes Angebot in unbekannter Höhe vorgelegt, mit dem Ziel, die Mehrheit zu erwerben.

Die Benetton-Familienholding Edizione, die mit einem Anteil von 33% größter Anteilseigner von Atlantia ist, lehnt die Offerte ab und plant ein Gegenangebot. Sie hat sich mit der Blackstone Group verbündet und kann offenbar auch auf die Unterstützung der Atlantia-Aktionäre Fondazione Cassa di Risparmio di Torino (CrT) sowie des Staatsfonds von Singapur GIC zählen, die zusammen 12,8% der Atlantia-Anteile kontrollieren. Die Benettons streben nach Angaben aus Finanzkreisen ein Buy-out und ein Delisting von Atlantia an. Italienischen Zeitungen zufolge arbeitet die Familie schon länger an diesem Projekt. Nach dem von der Regierung erzwungenen Verkauf ihrer 88-prozentigen Beteiligung an der Autobahngesellschaft Autostrade per l’Italia (Aspi) und einem Generationswechsel im Management und innerhalb der Familie richtet sie Atlantia neu aus.

Das Übernahmeangebot hat den Atlantia-Aktienkurs seit vergangenen Dienstag um rund 20% angetrieben. Die Pläne der Benettons werden also deutlich teurer. Atlantia ist an der Börse mit 17,7 Mrd. Euro bewertet. Inklusive Schulden beträgt der Wert laut Bloomberg 64 Mrd. Euro. Allerdings erhält Atlantia aus dem Aspi-Verkauf 8 Mrd. Euro und wäre zusammen mit Blackstone finanziell schlagkräftig. Es kommt hinzu: Infrastruktur-Investments sind bei Investoren sehr gesucht. Die Edizione-Holding der Benettons prüft mit Blackstone und Finanzberatern offenbar diverse Optionen. Für Pérez, der mit seiner ACS zusammen mit Atlantia paritätisch den Autobahnbetreiber Abertis kontrolliert, gestaltet sich eine Übernahme extrem schwierig, weil er auf den Widerstand von mindestens 46% (Atlantia, GIC, CrT) des Kapitals stößt. Es ist deshalb rätselhaft, warum er seine Offerte ohne vorherige Einigung mit den Benettons startete.

Es kommt hinzu, dass Pérez und seine Partner auch die Zustimmung der Regierung bräuchten, die über eine Goldene Aktie Mitsprache hat. Grund dafür ist, dass Atlantia die Flughafengesellschaft von Rom kontrolliert, die von der Regierung als strategisch betrachtet wird. Atlantia kam 2021 auf Erlöse von 6,4 Mrd. Euro (ohne Aspi) und schrieb – wegen Abschreibungen – einen Verlust von 544 Mill. Euro. Zu Atlantia gehören neben Autobahnen und Flughäfen die Mautgesellschaft Telepass, 15% am Kanaltunnelbetreiber Getlink, ein Anteil von 16% am deutschen Baukonzern Hochtief sowie seit kurzem die frühere Siemens-Verkehrstechnik-Tochter Yunex.