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Autozulieferer Schaeffler will Vitesco übernehmen

Die Milliardärsfamilie Schaeffler will den Regensburger Autozulieferer Vitesco übernehmen. Außerdem sollen die Vorzugsaktien der Schaeffler AG in stimmberechtigte Anteile umgewandelt werden.

Autozulieferer Schaeffler will Vitesco übernehmen

Der fränkische Autozulieferer Schaeffler greift nach dem Antriebs-Spezialisten Vitesco. Die Schaeffler AG biete 91 Euro je Vitesco-Aktie, 21% mehr als den Schlusskurs vom Freitag, teilte das Unternehmen am Montag in Herzogenaurach mit. Insgesamt wird Vitesco, die vor zwei Jahren von Continental abgespalten wurde, mit 3,64 Mrd. Euro bewertet. Allerdings sind die Pläne nicht mit dem Vitesco-Vorstand abgestimmt. Schaeffler strebe aber einen "einvernehmlichen Zusammenschluss" an, erklärte Vorstandschef Klaus Rosenfeld.

Die Eigentümerfamilie Schaeffler hält seit der Abspaltung bereits knapp 50% an Vitesco. Sie hat zugesagt, ihre Aktien zu behalten. Die Vitesco-Aktie hat in den vergangenen zwölf Monaten um 56% zugelegt. Das Regensburger Unternehmen war für eine Stellungnahme zunächst nicht erreichbar.

"Führende Motion Technology Company"

"Mit dem Unternehmenszusammenschluss wird eine führende 'Motion Technology Company' mit vier fokussierten Sparten und einem Umsatz von ungefähr 25 Mrd. Euro geschaffen", heißt es in der Schaeffler-Mitteilung. "Dazu gehört ein erstklassiger E-Mobilitäts-Anbieter mit erheblichem Wachstumspotential", warb Rosenfeld um die Vitesco-Aktionäre.

Vitesco ist gerade im Umbau vom Hersteller von Teilen für Verbrennungsmotoren zum Lieferanten von Antriebstechnik für Elektroautos. "Schaeffler und Vitesco sind zusammen stärker. Das bringt deutliche Vorteile für Kunden, Beschäftigte, Aktionäre und Geschäftspartner", sagte Rosenfeld. Zusammen kämen die beiden Unternehmen auf 120.000 Mitarbeiter.

600 Mill. Euro Synergien

Bis 2029 ergäben sich aus der Zusammenarbeit Synergien, die das operative Ergebnis (Ebit) um bis zu 600 Mill. Euro verbessern könnten. Schon 2026 seien erste positive Effekte auf den Gewinn zu erwarten. Zunächst rechnet Schaeffler allerdings mit Kosten von bis zu 665 Mill. Euro. Finanziert wird der Kauf über Überbrückungskredite der Bank of America, Citi und BNP Paribas.

Im Zuge der Vitesco-Übernahme will die Schaeffler AG auch ihre Aktionärsstruktur vereinfachen. Die börsennotierten Vorzugsaktien sollen in Stammaktien umgewandelt werden, die übrigen Aktionäre werden damit der Familie gleichgestellt, bei der bisher alle Stammaktien liegen.

Größter Aktionär von Continental

"Für meine Mutter und mich als Familiengesellschafter ist die Abgabe von Stimmrechten ein einschneidender Schritt, den wir im Interesse des Unternehmens sorgfältig abgewogen haben", sagte Aufsichtsratschef Georg Schaeffler. "Angesichts der signifikanten Vorteile, die die gesamte Transaktion für alle Stakeholder mit sich bringt, sind wir überzeugt, dass jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen ist, den nächsten großen Schritt (…) zu gehen." Die Familie ist mit 46% zugleich größter Anteilseigner von Continental. Zweitgrößter Aktionär von Vitesco ist der österreichische Unternehmer Siegfried Wolf mit 5%.

Keine Kapitalerhöhung

Schaeffler will den Kauf von Vitesco ohne Kapitalerhöhung stemmen. Es werde sich eine Finanzierungsstruktur ergeben, bei der der Verschuldungsgrad besser sei als vorher, sagte Rosenfeld am Montag. "Eine Kapitalerhöhung ist nicht erforderlich." Ein wichtiger Aspekt sei, dass die Familie Schaeffler über ihre Holding bereits knapp die Hälfte der Vitesco-Anteile besitze. Wie viel Geld für die Übernahme nötig sei, hänge davon ab, wie viele Aktionäre ihre Papiere andienen. Eine Mindestannahmeschwelle hatte sich Schaeffler nicht gesetzt.

Dass die Offerte im Vorfeld nicht mit Vitesco abgesprochen wurde, geht laut Rosenfeld auf Überlappungen im Aufsichtsrat zurück: "Ich bin zuversichtlich, dass das zu einem freundlichen Zusammenschluss führt", sagte der Schaeffler-Chef.