Bergwerkskonzern

BHP steht Ärger auf der Haupt­versammlung bevor

BHP will die Treibhausgasemissionen des Konzerns verringern. Bei der Hauptversammlung des australischen Unternehmens könnten die Pläne allerdings auf Ablehnung stoßen.

BHP steht Ärger auf der Haupt­versammlung bevor

cru Frankfurt

Der weltweit größte Bergwerkskonzern BHP muss sich darauf einstellen, dass seine Pläne zur Verringerung der Treibhausgasemissionen bei der Hauptversammlung am 14. Oktober in London auf Ablehnung stoßen. Als erstes australisches Unternehmen stellt BHP, deren Aktien sowohl an der Londoner als auch an der australischen Börse notiert sind, die Pläne des Konzerns für den Klimawandel zur Abstimmung. Der Stimmrechtsberater Glass Lewis hat jedoch seinen Kunden empfohlen, gegen den „Climate Transition Action Plan“ des Rohstoffriesen zu stimmen, da Bedenken hinsichtlich des Umfangs und der Übereinstimmung der Ziele mit den neuesten Erkenntnissen der Klimawissenschaft bestehen.

Zusätzlich zum Klimaplan stimmen die BHP-Aktionäre auch über mehrere andere Vorschläge der Verwaltung ab, darunter einer zur Anpassung der Lobbyarbeit an die allgemeinen Klimaziele des Unternehmens (der Vorstand empfiehlt den Aktionären, dafür zu stimmen) und ein weiterer, in dem das Unternehmen aufgefordert wird, unter anderem darüber zu berichten, wie seine Kapitalallokation in Bezug auf Kraftwerkskohle, Kokskohle für Hochöfen sowie Öl und Gas mit dem Netto-Nullemissions-Szenario bis 2050 in Einklang steht.

„Wissenschaftlich unfundiert“

Der Klimaplan war bereits im September vorgelegt worden. „Obwohl wir mehrere Bereiche feststellen konnten, in denen BHP gründlich offengelegt hat, hegen wir Bedenken hinsichtlich der Offenlegung der Strategie von BHP für den Klimawandel“, warnen die Experten von Glass Lewis in ihrem Bericht an die Investoren. „Insbesondere waren wir besorgt darüber, dass die Emissionsziele nicht wissenschaftlich fundiert zu sein schienen, und wir fanden einen Mangel an Präzision in Bezug auf die Offenlegung des Ziels, die Scope-3-Emissionen (Treibhausgase aus der Lieferkette) auf null zu reduzieren, insbesondere in Bezug auf die Stahlherstellung.“

Die Abstimmungsempfehlungen von Stimmrechtsberatern wie Glass Lewis und dem Konkurrenten ISS (Institutional Shareholder Services) können bei Abstimmungen über Themen entscheidend sein, die unter anderem von der Vergütung von Führungskräften bis hin zur Nominierung von Vorstandsmitgliedern reichen, da sie von passiven Investmentfonds befolgt werden. BHP gehört zur wachsenden Zahl von Rohstoffkonzernen, die wie wie Glencore, Royal Dutch Shell und Rio Tinto ihre Klimapläne den Aktionären zur Abstimmung vorlegen, um eine Rückmeldung zu erhalten.

BHP findet auch den Vorschlag an die Aktionäre problematisch, BHP solle mehr über seine Kapitalallokation offenlegen. „BHP ist im Begriff, mit Woodside Petroleum zu fusionieren, was zu der Veräußerung der Öl- und Gasanlagen führen würde, und hatte zuvor die Absicht angekündigt, die Kraftwerkskohleminen zu verkaufen“, schreiben die Glass-Lewis-Berater. „Dementsprechend ist bis zur erwarteten Fusion der größte Teil der vom Antragsteller geforderten Offenlegung überflüssig geworden.“ Darüber hinaus liefere BHP solide Informationen über metallurgische Kohle, den einzigen verbleibenden Vermögenswert, der im Antrag erwähnt werde.

Nach Einschätzung von Klimaschützern wird der Vorstoß von Glas Lewis bei BHP Folgen für die gesamte Branche haben, weil Klimapläne von Unternehmen wie Glencore oder Shell nun nicht mehr einfach wie bisher abgenickt, sondern auf ihre Substanz hin überprüft werden. Als einer der größten Eisenerzförderer hat BHP sich auf das Ziel verpflichtet, die direkten Emissionen des Konzerns bis 2030 um 30% gegenüber dem Niveau des Jahres 2020 zu verringern und das Netto-Null-Ziel bis 2050 zu erreichen. Bei den „Scope-3-Emissionen“ von Kunden und Lieferanten pocht BHP nur für die Lieferanten auf das Netto-Null-Ziel bis 2050, nicht jedoch bei den Kunden, darunter vor allem die asiatischen Stahlkonzerne.

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