Industriedienstleister

Bilfinger kündigt Sonderausschüttung und Aktienrückkauf an

Der Industriedienstleister Bilfinger will gut die Hälfte der Einnahmen aus dem Apleona-Weiterverkauf an die Anteilseigner weiterleiten. Das bringt den Aktienkurs auf Trab.

Bilfinger kündigt Sonderausschüttung und Aktienrückkauf an

hek Frankfurt

Der Industriedienstleister Bilfinger will gut die Hälfte der Einnahmen aus dem Weiterverkauf der früheren Gebäudemanagement-Sparte Apleona an die Aktionäre durchleiten. Die Mannheimer planen eine Sonderdividende von 150 Mill. Euro oder 3,75 Euro je Aktie sowie ein Aktienrückkaufprogramm über etwa 100 Mill. Euro. Beide Vorschläge sollen die Anteilseigner auf der Hauptversammlung 2022 beschließen, teilt Bilfinger mit. Die Ankündigung bescherte der im SDax vertretenen Aktie am Donnerstag einen Kurssprung von 5%. Allein die Sonderdividende entspricht 13,7% des Schlusskurses von Mittwochabend.

Den Mannheimern sind im Mai 458 Mill. Euro zugeflossen, nachdem der Finanzinvestor EQT den Facility-Manager Apleona an PAI Partners weiterverkauft hatte. Jetzt weise die Bilanz zu viel Cash auf, meint Interim-CEO und Finanzchefin Christina Johansson. Das sei nicht effizient. Auch nach der Ausschüttung werde die Bilanz keinesfalls aggressiv ausfallen, sondern konservativ bleiben.

Den restlichen Teil des Apleona-Nachschlags reserviert Bilfinger für Schuldentilgung und Firmenkäufe. Der Konzern kündigt an, das im April 2022 fällige Schuldscheindarlehen vorzeitig zurückzuzahlen. Das erfordert 108,5 Mill. Euro. „Einige hundert Millionen Euro“ will Bilfinger in den nächsten zwei bis drei Jahren in Übernahmen und internes Wachstum stecken. Es gebe geografische Märkte, wo die ein oder andere Akquisition Bilfinger guttun würde, sagt die Chefin. So sei Bilfinger im US-Markt noch relativ klein. Denkbar seien auch Ergänzungsakquisitionen im Energiebereich. Das Wichtigste sei, die richtigen Zukäufe zu finden, über die Finanzierung mache sie sich weniger Sorgen. Bilfinger habe das Geld für Übernahmen und könne weitere Mittel aufnehmen.

Am Ziel, bis 2023/24 ein Investment-Grade-Rating zu erreichen, hält Johansson trotz der Ausschüttungspläne ausdrücklich fest. Derzeit liegt die Einstufung von S&P (BB, Ausblick stabil) aber im spekulativen Bereich. Das Risikoprofil sei heute sehr stabil, versichert Johansson. Das Geschäft beruhe großteils auf Rahmenverträgen und sei gut planbar. In der Vergangenheit musste der Konzern häufiger hohe Sonderaufwendungen für die Bereinigung geschäftlicher Probleme verkraften.

Von den geplanten Ausschüttungen profitiert vor allem der aktivistische Aktionär Cevian, der 25% des Grundkapitals hält. Der Finanzinvestor war vor rund zehn Jahren eingestiegen, ist aber mit dem Investment bisher nicht glücklich geworden, da der Aktienkurs seither deutlich gefallen ist. Weitere 12% hält der Hedgefonds Ena Investment Capital.

Zuversichtlicher zeigt sich Bilfinger im Ausblick für die operative Marge, die jetzt in diesem Jahr 3% des Umsatzes erreichen soll. Bisher hatte das Management das 2019er-Niveau von 2,4% angepeilt. Im zweiten Quartal kletterte der um Sondereinflüsse bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Goodwillabschreibungen (Ebita) auf 26 Mill. Euro, was eine Marge von 2,6% ergibt. Im Vorjahreszeitraum waren infolge der Pandemie 35 Mill. Euro angefallen. Der Quartalsumsatz legte organisch um 29% auf 977 Mill. Euro zu. Die Kostensenkungen des Vorjahres zahlten sich nun aus, sagt Johansson.

Bilfinger
Konzernzahlen nach IFRS
6 Monate
in Mill. Euro20212020
Auftragseingang20631991
Umsatz18101709
Bereinigtes Ebita36− 46
in % des Umsatzes2,0− 2,7
Periodenergebnis 23− 84
 bereinigt17− 43
Free Cash-flow− 7136
Sachinvestitionen1815
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