Bilfinger will mit Klimaprojekten wachsen
hek Frankfurt
Der Industriedienstleister Bilfinger sieht neue Marktchancen in der Umstellung auf klimafreundliche Technologien. Bis 2024 wollen die Mannheimer den Umsatz aus Energiewende- und Klimaschutzprojekten von 500 Mill. Euro im vergangenen Jahr auf 1 Mrd. Euro verdoppeln. Damit würden 40% des bis 2024 geplanten Erlöswachstums von 3,74 Mrd. Euro auf 5 Mrd. Euro auf grüne Projekte entfallen. Die Auftraggeber stünden vor der Herausforderung, ihre Energieversorgung zu sichern und den CO2-Fußabdruck zu verringern, teilt der Konzern mit. Die meisten Kunden sind in energieintensiven Industrien wie Chemie, Öl, Gas, Energie und Zement zu Hause.
Zum Portfolio nachhaltiger Projekte zählt Bilfinger Einsatzfelder wie Wasserstoff, Batteriefabriken und die Abscheidung, Speicherung und Wiederverwertung von Kohlendioxid, aber auch Atom- und Wasserkraftwerke. Die Bestandskunden wechselten sehr schnell zu erneuerbaren Energien, sagt Chief Operating Officer Duncan Hall.
Auch Bilfinger selbst hat sich Klimaschutz auf die Fahne geschrieben. Spätestens 2030 wolle man klimaneutral sein, kündigt Interims-CEO Christina Johansson an. Als Service-Unternehmen hat Bilfinger ohnehin eine vergleichsweise geringe CO2-Intensität. Anfang März übergibt Johansson die Chefrolle an den neuen CEO Thomas Schulz und beschränkt sich auf ihre Aufgaben als Finanzvorstand. Schulz kommt vom dänischen Anlagenbauer FL Smidth.
Für 2022 stellt der einstige Baukonzern eine deutliche Umsatzzunahme in Aussicht. Damit sei ein organisches Wachstum von 5 bis 6% gemeint, erläutert Johansson. Nach vielen Firmenverkäufen und Restrukturierungen gilt die Sanierung als abgeschlossen. Daher verzichtet das Management künftig auf bereinigte Ertragszahlen. Der Fokus gilt fortan dem berichteten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Goodwillabschreibungen (Ebita). Dieses soll 2022 deutlich über den Vorjahreswert von 121 Mill. Euro hinauskommen, wobei wegfallende Erträge aus Immobilienverkäufen durch operative Ergebnisbeiträge kompensiert werden sollen.
Den Aktionären kündigt Bilfinger eine Ausschüttung von 4,75 Euro je Aktie an, die aus 1 Euro Normal- und 3,75 Euro Sonderdividende besteht. Zudem will Bilfinger für 100 Mill. Euro Aktien zurückkaufen und in den kommenden Jahren mehrere hundert Mill. Euro in organisches Wachstum und Akquisitionen stecken.
Das bereinigte Ebita kletterte im vergangenen Jahr von lediglich 20 Mill. Euro 2020 auf 137 Mill. Euro, was eine Marge von 3,7% ergibt. Rechnet man die Erträge aus Immobilienverkäufen raus, sind es noch rund 3%. Für den Umsatz weist Bilfinger eine organische Zunahme von 11% aus. Investoren zeigen sich beeindruckt: Die im SDax vertretene Aktie legte am Donnerstag im Handelsverlauf 10% zu.
Bilfinger | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
in Mill. Euro | 2021 | 2020 |
Auftragseingang | 4008 | 3724 |
Auftragsbestand | 2946 | 2585 |
Umsatz | 3737 | 3461 |
Bereinigtes Ebita | 137 | 20 |
in % des Umsatzes | 3,7 | 0,6 |
Konzernergebnis | 130 | 99 |
bereinigt | 89 | –8 |
Free Cashflow | 115 | 93 |
Sachinvestitionen | 61 | 37 |
Börsen-Zeitung |