Biontech schließt Allianz mit britischer Regierung
swa Frankfurt
Der Impfstoffpionier Biontech bringt in Zusammenarbeit mit der britischen Regierung seine Medikamentenentwicklung voran. Die mehrjährige Vereinbarung fokussiere sich auf Krebsimmuntherapien, Impfstoffe gegen Infektionskrankheiten sowie auf Investitionen in die weitere Expansion von Biontech im Vereinigten Königreich, teilt das Unternehmen mit. Medizinisches Ziel sei es, bis Ende des Jahres 2030 bis zu 10000 Patientinnen und Patienten mit personalisierten Krebstherapien zu behandeln. Im Rahmen klinischer Studien sei ein frühzeitiger Zugang zu solchen bisher nicht zugelassenen Therapien möglich, wird betont.
Die nächsten Schritte der Zusammenarbeit mit London sind laut Biontech die Auswahl der Produktkandidaten, der Studienstandorte und die Erstellung eines Entwicklungsplans. Ziel sei, in der zweiten Hälfte des Jahres 2023 den ersten Krebspatienten in eine Studie aufzunehmen.
Um die nötige Infrastruktur zu schaffen, plant Biontech den Aufbau eines Forschungs- und Entwicklungszentrums in Cambridge. Dort sollen 70 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler arbeiten. Die ersten Forscher werden noch im Verlauf des ersten Quartals 2023 an Bord gehen. Darüber hinaus wird das Unternehmen seine Präsenz im Vereinigten Königreich durch die Einrichtung eines regionalen Hauptsitzes in London erweitern, wo Mitarbeitende aus der Regulatorik, Medical Affairs, geistiges Eigentum und der Rechtsabteilung arbeiten werden. Im Rahmen der Absichtserklärung mit der britischen Regierung bleibe Biontech der lokale Sponsor für die eigenen laufenden und künftigen klinischen Studien im Inselstaat und werde auch die Protokolle für die klinischen Studien erstellen.
Biontech ist vor allem bekannt für die sehr schnelle Entwicklung eines wirksamen Covid-19-Impfstoffes. Das Unternehmen arbeitet aber seit langem auch an der Entwicklung von mRNA-basierten Krebstherapien, die sich spezifisch gegen den individuellen Tumor von Patientinnen und Patienten richten. Mehrere Hundert Erkrankte sind nach Angaben des Managements in den vergangenen Jahren bereits in Studien mit entsprechenden Produktkandidaten behandelt worden. Der gemeinsam mit dem US-Pharmakonzern Pfizer entwickelte Corona-Impfstoff war indes das erste Medizinprodukt auf Basis der genbasierten mRNA-Technologie überhaupt, das in den Markt gekommen ist.
Biontech-CEO und -Gründer Ugur Sahin hebt das aus seiner Sicht reibungslose Vorgehen britischer Institutionen in der Pandemiebekämpfung hervor, was den schnellen Einsatz von Corona-Impfstoffen dort befördert habe. „Wir haben gesehen, dass die Entwicklung von Arzneimitteln beschleunigt werden kann – ohne dabei Abkürzungen zu nehmen –, wenn alle nahtlos zusammen auf das gleiche Ziel hinarbeiten. Die heute geschlossene Vereinbarung zeigt, dass wir bereit sind, dasselbe auch für Krebspatientinnen und -patienten zu tun“, sagt Sahin. „Dank dieser Partnerschaft werden unsere Patienten bereits ab September zu den ersten gehören, die an Versuchen und Tests für gezielte, personalisierte und präzise Behandlungen teilnehmen können“, sagt der britische Gesundheitsminister Steve Barclay.