Nach 30 Jahren vor dem Aus

Biotech-Pionier Medigene geht in Insolvenz

Der auf Immuntherapien ausgerichtete deutsche Biotech-Pionier Medigene steht nach einer Neubewertung des Vermögens vor der Insolvenz. Partnerschaften haben sich nicht mehr ausgezahlt.

Biotech-Pionier Medigene geht in Insolvenz

Medigene
geht in Insolvenz

swa Frankfurt

Die auf Immuntherapien gegen Krebs fokussierte Medigene steht vor dem Aus. Das Biotechunternehmen kündigte am Montagabend an, kurzfristig einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens stellen zu wollen. Nach einer Neueinschätzung der Vermögenswerte der Gesellschaft sei von einer Überschuldung auszugehen, so die Begründung. Medigene werde im Mai 2025 voraussichtlich zahlungsunfähig sein. Das Unternehmen hatte Ende März bereits den Verlust der Hälfte des Grundkapitals angezeigt.

Medigene gehört zu den deutschen Biotech-Pionieren. Das Unternehmen entstand 1994 aus einem Spin-off des Münchner Genzentrums und ging im Jahr 2000 an die Börse. Medigene hat über die Jahre immer wieder versucht, sich strategisch neu auszurichten. Nach Einschätzung von Branchendiensten ist es aber nicht gelungen, mit führenden Innovationen zu überzeugen. Immerhin erhielt Medigene 2006 nach eigenen Angaben mit dem ersten Biopharmazeutikum aus deutscher Entwicklung die Zulassung der US-Gesundheitsbehörde FDA. Medigene hat die Rechte an der Salbe zur Behandlung von Genitalwarzen später veräußert.

Auf Kapitalsuche

Medigene hatte im Herbst vergangenen Jahres noch bekanntgegeben, dass sich das Unternehmen eine Finanzierungsoption durch eine Eigenkapitalzusage von bis zu 15 Mill. Euro im Rahmen eines Standby Equity Purchase Agreement (SEPA) mit einem vom Finanzinvestor Yorkville Advisors Global verwalteten Fonds gesichert habe. Aus der Zusage hat Medigene Anfang Februar 2025 die erste Tranche abgerufen, brutto aber gerade mal 0,25 Mill. Euro eingesammelt.

Ende 2024 hatte Medigene-CEO Selwyn Ho zur Kostensenkung die Straffung von Forschung & Entwicklung sowie einen Personalabbau von 40 % angekündigt. Das Unternehmen wollte sich auf Programme fokussieren, in denen Partnerschaften mit anderen Pharmafirmen laufen. Zu den jüngsten Partnern zählen die chinesischen Firmen Epimab und Wuxi Biologics. In früheren Jahren schloss Medigene Allianzen mit der Mainzer Biontech und der vom US-Pharmaunternehmen Regeneron übernommenen 2seventy bio. Von Regeneron erhielt Medigene Ende 2024 noch eine Meilensteinzahlung von 1 Mill. Dollar.

Die Aktie von Medigene stürzte nach Bekanntgabe des bevorstehenden Insolvenzantrags um fast 70 % auf 0,20 Euro ab. Das Kapital liegt nach Angaben des Unternehmens zu 96 % in Streubesitz, 4 % hält das Management.

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