BMW enttäuscht mit Prognose
sck München
Trotz positiver Quartalszahlen ist BMW zur Vorlage ihres Zwischenberichts bei den Anlegern durchgefallen. Die Stammaktie des Münchner Autoherstellers büßte zeitweise 5,2% auf 80,52 Euro an Wert ein. Der Dax-Konzern enttäuschte mit seiner bekräftigten Prognose. Finanzvorstand Nicolas Peter bestätigte lediglich die im Frühjahr angehobene Zielbandbreite 2021 für die operative Umsatzrendite im Kerngeschäft Automobile. So soll seinen Worten zufolge die Marge auf Basis des Ergebnisses vor Zinsen und Steuern (Ebit) in diesem Segment „am oberen Ende des im Mai aufgrund des EU-Kartellverfahrens angepassten Korridors von 7 bis 9% liegen.“ Ursprünglich ging die Konzernführung von 6 bis 8% aus. Die EU-Kommission verhängte seinerzeit gegen BMW eine relativ glimpfliche Geldstrafe. Dadurch konnte das weiß-blaue Unternehmen eine zurückgestellte Summe von 1 Mrd. Euro zugunsten der Autosparte auflösen. Dieser Tage schraubten die Wettbewerber Volkswagen und Daimler nach glänzenden Quartalszahlen ihre Erwartungen hoch.
„Dynamik schwächt sich ab“
Ihre Vorsicht im Ausblick begründeten Vorstandschef Oliver Zispe und der CFO mit den Unsicherheiten und den Risiken an den Märkten. Insbesondere die Knappheit bei Halbleitern und die steigenden Preise in der Beschaffung dämpfen die Profitabilität. „Die Prognose geht davon aus, dass sich weder die Corona-Pandemie noch die Halbleiter-Versorgungssituation deutlich verschärfen und die Preisentwicklung an den internationalen Rohstoffmärkten stabil bleibt“, sagte Peter.
„Dank des hohen Einsatzes unserer Mitarbeiter in Einkauf, Produktion und Vertrieb konnten wir die Herausforderungen bei der Halbleiterversorgung in den ersten sechs Monaten weitgehend kompensieren“, so Peter weiter. „Mit zunehmender Dauer der Lieferengpässe wird die Situation allerdings angespannter. Wir rechnen auch im zweiten Halbjahr mit Produktionseinschränkungen und damit verbundenen Auswirkungen auf den Fahrzeugabsatz“, räumte der Finanzchef ein. Die Ergebnisdynamik schwäche sich ab. Die zweite Jahreshälfte werde „volatiler“, so Zipse. Dem CFO zufolge könnte BMW im laufenden Jahr bis zu 90000 Autos mehr verkaufen, wenn es keinen Chipmangel gäbe. Er bezifferte die Mehrkosten infolge gestiegener Rohstoffpreise und negativer Währungseffekte auf 0,5 Mrd. bis 1 Mrd. Euro.
Nur für den Bereich Finanzdienstleistungen und für die Sparte Motorräder erhöhte der Vorstand den Ausblick. Im Segment Finanzdienstleistungen rechnet BMW auch für das zweite Halbjahr mit geringeren Risikokosten für Kredit- und Restwertrisiken als ursprünglich angenommen. Deshalb peilt der Bereich eine Eigenkapitalrendite (Return on Equity) in einem Korridor von 17 bis 20% an. Bisher avisierte BMW 12 bis 15%. Im Segment Motorräder rechnet das Management aufgrund guter Geschäfte nunmehr mit einem deutlichen Anstieg der Auslieferungen. Bislang ging die Konzernspitze von einem „soliden“ Anstieg aus.
Gewinn- und Margensprünge
Nach Volkswagen und Daimler legte auch BMW robuste Quartalszahlen vor nach dem von der Pandemie geprägten Krisenjahr 2020. Eine wieder stabilisierte Nachfrage und erhöhte Verkaufspreise bescherten dem traditionsreichen Dax-Mitglied Ergebnis- und Margensprünge. Im zweiten Quartal steigerte BMW ihren weltweiten Pkw-Absatz um 45% auf insgesamt 702441 Stück. In den ersten sechs Monaten verbuchte der größte Konzernbereich ein Plus von 39% auf 1,39 Millionen Einheiten der Marken BMW, Mini und Rolls-Royce. Das gute Neugeschäft sorgte für einen Umsatz- und Gewinnschub. Im zweiten Quartal erhöhte der Konzern die Erlöse um 43% auf 28,6 Mrd. Euro. Davon entfielen auf die Autosparte 25 Mrd. Euro (+68%). Nach sechs Monaten verbuchte der Konzern einen Umsatz von 55,4 Mrd. Euro (+28%). Das Pkw-Geschäft steuerte 47,7 Mrd. Euro (+45%) bei.
Von April bis Juni erwirtschaftete der Konzern ein Ebit von 5 Mrd. Euro. In der gleichen Zeit des Vorjahres fiel ein Verlust von 666 Mill. Euro an. Für die deutliche Besserung sorgten die Autosparte und die Finanzdienstleistungen. Während das Kernsegment ein Ebit von 4 (i.V. –1,6) Mrd. Euro erzielte, verzeichnete das Finanzgeschäft einen operativen Gewinn von 1,1 (0,1) Mrd. Euro. Konsolidierungseffekte erbrachten –226 Mill. Euro. Das gute Ergebnis in den Frühjahrsmonaten bescherte BMW einen Sprung im ersten Halbjahr. Das Konzern-Ebit lag bei 8 (0,7) Mrd. Euro. Damit verelffachte das Unternehmen den operativen Gewinn. Das Ebit der Autosparte von 6,1 (–1,3) Mrd. Euro entspricht einer Rendite von 13 (–4)%. Damit lag BMW oberhalb der langfristigen Zielspanne von 8 bis 10%. Nach Steuern blieben 7,6 (0,4) Mrd. Euro hängen.
BMW | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
1. Halbjahr | ||
in Mill. Euro | 2021 | 2020 |
Pkw-Absatz (Mill. Stück) | 1,34 | 0,96 |
Umsatz | 55360 | 43225 |
Autosparte | 47745 | 32867 |
Ebit | 8030 | 709 |
Autosparte | 6189 | – 1325 |
in % vom Umsatz | 13,0 | – 4,0 |
Finanzergebnis | 1706 | – 211 |
Ergebnis vor Steuern | 9736 | 498 |
Nettoergebnis | 7623 | 362 |
Freier Cash-flow* | 4902 | – 2513 |
*) AutosparteBörsen-Zeitung |