BMW relativiert Margenvergleich mit Konkurrenz
sck München
Auf der diesjährigen virtuell abgehaltenen Hauptversammlung von BMW war die Konzernführung darum bemüht, die Sorgen mancher institutioneller Investoren und Kleinaktionärsvertreter vor einer nachlassenden Profitabilität des Autoherstellers zu zerstreuen. Auf dem Aktionärstreffen versprach Finanzvorstand Nicolas Peter, dass sich die Umsatzrenditen von verkauften Elektrofahrzeugen kontinuierlich verbessern würden. „Wettbewerb spornt uns immer an. Wir werden die Profitabilität von Elektroautos erhöhen. Dazu tragen Skaleneffekte bei“, antwortete er auf Fragen von Daniel Bauer, Vorstandsvorsitzender der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK), und Ingo Speich, leitender Fondsmanager bei Deka Investments.
Dem CFO zufolge ist bereits der Ergebnisbeitrag von neu ausgelieferten E-Autos „positiv“, hat aber noch nicht das Niveau von Fahrzeugen mit herkömmlichen Verbrennungsmotoren erreicht. Die zuvor von BMW angekündigte „neue Klasse“, die von 2025 an schrittweise auf den Markt kommen soll, werde dazu beitragen, die Deckungsbeiträge von batteriebetriebenen Fahrzeugen im Flottenangebot des Unternehmens deutlich zu erhöhen. Peter bekräftigte, dass auch künftig für die Automobilsparte das langfristige Renditeziel in der Bandbreite von „8 bis 10 %“ vor Zinsen und Steuern liegt. „Unser Anspruch ist, auch weiterhin hohe Renditen zu erwirtschaften.“
Vorstandschef Oliver Zipse zufolge soll das Ziel, dass bis zum Jahr 2030 mindestens die Hälfte der Neuwagen aus dem Hause BMW elektrisch sind, früher erreicht werden. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr lag dieser Anteil bei 13 %.
Im ersten Quartal dieses Jahres erwirtschaftete BMW im Kerngeschäft eine operative Marge von 13,2 %. Dabei ist die erstmalige Vollkonsolidierung des Gemeinschaftsunternehmens mit dem chinesischen Partner Brilliance herausgerechnet. Mercedes-Benz und Audi erreichten sogar mehr. Allerdings waren deren Werte durch positive Sondereffekte überzeichnet. Auf diese Problematik beim Vergleich der Profitabilität wies der CFO hin. „Die Rendite der deutschen Autohersteller ist nur bedingt vergleichbar.“ Als Grund dafür nannte er die unterschiedliche bilanzielle Berücksichtigung der Joint Venture der Konzerne in China. Herausforderer Tesla erwirtschaftete zum Jahresstart eine Marge von 19,2 %.
Derweil bleibt China aus Sicht des Vorstandsvorsitzenden der „wichtigste Absatzmarkt“ des BMW-Konzerns. „Wir wollen am Wachstum in China weiter partizipieren“, sagte Zipse. Er sprach von dem Ziel, die Absatzanteile zwischen den drei großen Märkten Europa, Nordamerika und China/Asien ausbalanciert zu halten. Die Gefahr von Abhängigkeiten bezeichnete er als eine vielmehr politische Komponente. Zur Erinnerung: Im vergangenen Jahr entfiel auf China ein Drittel der gesamten Pkw-Auslieferungen des Konzerns. Zipse räumte ein, dass die von Peking angeordneten Corona-Lockdowns die Produktion an den chinesischen Standorten behindern könnten.
Andreas von Angerer, Head of Impact der Investmentplattform Inyova, warnte die BMW-Verwaltung davor, die Zeichen der Zeit in Bezug auf die Transformation zu einem Hersteller emissionsfreier Fahrzeuge zu verschlafen. Das Unternehmen laufe Gefahr, zu einem „Blackberry der Autoindustrie“ zu werden. BMW setze noch zu sehr auf veraltete Technologien, kritisierte er. Mit dem Siegeszug ihrer Smartphones hatte Apple den kanadischen Wettbewerber Blackberry verdrängt.