Autoindustrie

BMW warnt vor Handelskrieg mit China

BMW warnt vor einem Handelskrieg der EU gegen China. Strafzölle gegen Elektroauto-Importe aus China und Gegenmaßnahmen Pekings würden nur allen schaden, befürchtet Finanzvorstand Walter Mertl.

BMW warnt vor Handelskrieg mit China

BMW warnt vor Strafzöllen gegen China

Finanzvorstand befürchtet Gegenreaktionen Pekings – Münchner Autokonzern betroffen

sck München

BMW hat vor den negativen Folgen eines Handelskriegs der EU gegen China gewarnt. In einer virtuellen Gesprächsrunde mit Journalisten sagte Finanzvorstand Walter Mertl, dass Strafzölle der EU gegen Autoimporte aus China automatisch „Gegenreaktionen“ auslösten. Das sei dann für BMW schwierig. Das weiß-blaue Dax-Mitglied erzielt rund ein Drittel seines weltweiten Pkw-Absatzes im Reich der Mitte. Mit dem chinesischen Partner Brilliance würden 90% der vor Ort verkauften Pkw auch in China gefertigt. Mertl verwies darauf, dass das in China produzierte BMW-Elektromodell iX3 für den Weltmarkt bestimmt sei. Maßnahmen und Gegenmaßnahmen führten häufig zu großen Gesamtschäden für die Weltwirtschaft, führte der CFO aus. Am Ende würde für die Unternehmen und für die Endabnehmer alles teurer werden. Das habe die Historie gelehrt.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen leitete vor kurzem ein Anti-Dumping-Verfahren gegen Chinas Elektroautobauer ein. Ziel der Gemeinschaft ist es, die eigene Autoindustrie vor Billigimporten aus China zu schützen. Die Maßnahme von Brüssel ist sehr umstritten. Fachleute befürchten neue Handelskonflikte, sollte die EU tatsächlich Ernst machen. Mertl zufolge hat BMW von der EU Fragebögen erhalten. Das Unternehmen fülle diese aus.

Konkurrenz bringt Impulse

Die Initiative von Brüssel gegen Peking wird vor allem von Frankreich forciert. Frankreichs Autobauer spielen in China kaum eine Rolle. Daher wären Strafzölle für die französische Autoindustrie nicht so schmerzhaft wie für die deutsche. BMW, Mercedes-Benz und Volkswagen sind hingegen sehr abhängig von den Aktivitäten in China. China ist deren weltweit größter Absatzmarkt.

Chinas Autobauer nutzen die Fachmesse IAA Anfang September als Sprungbrett für ihre Expansionsziele auf dem westeuropäischen Markt. Mertl sieht die wachsende Konkurrenz gelassen. Wettbewerb sei immer gut, merkte er an. Er mache sich darüber keine Sorgen. Konkurrenz bringe positive Impulse.

Derweil laufen die Geschäfte von BMW nach Angaben des CFO „nach wie vor gut“. Das Ende staatlicher Förderungen in Deutschland per Anfang September für Elektro-Dienstwagen habe die Auftragslage nicht beeinträchtigt.

Freier Cashflow unter Druck

Mertl bekräftigte unterdessen die reduzierte Prognose für den freien Mittelzufluss in der Autosparte. Zur Vorlage der Halbjahreszahlen Anfang August teilte der Vorstand ad hoc mit, dass unter anderem der freie Cashflow im Kernbereich im laufenden Jahr mindestens 6 Mrd. Euro betragen werden. Zuvor stellte BMW rund 7 Mrd. Euro in Aussicht. Als Grund für die gesenkte Erwartung nannte die Konzernspitze höhere Investitionen in die Elektromobilität und eine höhere Lagerhaltung. Letzteres diene dem Ziel, die Versorgung sicherzustellen. Die Anleger reagierten seinerzeit auf die Nachricht vergrätzt. Trotz einer angehobenen Margenerwartung büßte die BMW-Stammaktie an Wert ein.

Der CFO wagte keine Prognose, wann die Schwelle von 7 Mrd. Euro erreicht werden könnte. Saisonal bedingt nehme die Bevorratung im laufenden Jahresschlussquartal ab. Das sei aber nicht so stark wie vor einem Jahr. Man wolle nicht die Fehler des ersten Quartals 2023 wiederholen. BMW hätte seinen Worten zufolge seinerzeit mehr Autos verkaufen können, wäre die Lagerhaltung entsprechend angepasst worden. Derweil arbeite der Vorstand an der Budgetplanung für 2024. Die Entwicklung des freien Cashflow hänge vom Ergebnis, dem Working Capital und den Investitionen ab, betonte Mertl.

Zum Thema Direktvertrieb stellte er die Vorteile für BMW heraus. Der Konzern könne über diesen Verkaufskanal für Neuwagen und teils gebrauchte Fahrzeuge die Preise bestimmen, nicht der Autohändler. Aus Sicht von BMW trägt dies dazu bei, die Kapitalbindung zu optimieren. Der Bereich Financial Services decke das ab.

BMW befürchtet einen Handelskrieg, sollte die EU ihren Plan umsetzen, Strafzölle gegen Elektroauto-Importe aus China zu erheben. Der Finanzvorstand des Münchner Autobauers warnt vor den gesamtwirtschaftlichen Schäden solcher Konflikte. Walter Mertl verweist auf mögliche Gegenmaßnahmen Pekings.

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