Automobilindustrie

BMW will Kosten senken und reduziert Dividende

Nach einem Gewinneinbruch und einem Umsatzrückgang im vergangenen Jahr will BMW in der laufenden Periode das Konzernergebnis vor Steuern stabilisieren und zurück auf Wachstumskurs gehen. Höhere Zolle und ein schwacher Absatz in China sorgen aber für Gegenwind. Die operative Marge kann daher sinken.

BMW will Kosten senken und reduziert Dividende

BMW will Kosten senken und reduziert Dividende

Rekordhohe Investitionen enden – Lage in China bleibt schwierig – Zölle dämpfen Profitabilität – Autobauer beziffert Belastung auf 1 Mrd. Euro

Nach einem Gewinneinbruch und einem Umsatzrückgang im vergangenen Jahr will BMW in der laufenden Periode das Konzernergebnis vor Steuern stabilisieren und zurück auf Wachstumskurs gehen. Höhere Zölle und ein schwacher Absatz in China sorgen aber für Gegenwind. Die operative Marge kann daher sinken.

mic München

„In 2025 rechnen wir wieder mit steigenden Absatzzahlen“, sagte Vorstandsvorsitzender Oliver Zipse in der virtuell abgehaltenen Bilanzpressekonferenz. Im vergangenen Jahr waren die Auslieferungen um 4% auf 2,45 Millionen Fahrzeuge gesunken. China bleibe 2025 herausfordernd, in den USA sehe man eine positive Marktentwicklung, und in Europa werde man Wachstum sehen bedingt durch die elektrifizierten Fahrzeuge, hieß es im Geschäftsbericht. Es gebe insgesamt ein leichtes Plus.

Der Umsatz pro Fahrzeug solle auf Vorjahresniveau liegen, sagte Finanzvorstand Walter Mertl. Damit ist von einem Umsatzwachstum 2025 auszugehen. Im vergangenen Jahr sanken die Erlöse um 8,4% auf 142,4 Mrd. Euro.

Die Ebit-Marge im Segment Automobile, die im Vorjahr von 9,8 auf 6,3% eingebrochen war, wird laut Prognose in der Bandbreite von 5 bis 7% landen. Ohne die bis 12. März eingeführten Zölle würde sie um einen Prozentpunkt höher liegen. Einen Wert unter dem Bandbreiten-Mittelwert von 6% hat BMW seit mehr als einem Jahrzehnt nur zwei Mal gemeldet.

Die Ebit-Prognose sorgte dafür, dass der Aktienkurs in der Spitze um mehr als 4% auf weniger als 79 Euro sank. So erklärten die Analysten von J.P. Morgan, BMW-Wettbewerber zielten auf eine Ebit-Marge von 6 bis 8%. Das Research-Haus Jefferies verwies allerdings darauf, es gebe eine Gefahr der Verwirrung, da die BMW-Ziele aktueller seien, indem sie die zum 12. März geltenden Zölle beinhalteten.

Die Kapitalrendite in der Autosparte erwartet BMW im laufenden Jahr zwischen 9 bis 13%, nachdem sie im Vorjahr von 20,2 auf 11,4% eingebrochen war. Im Segment Motorrad war die Ebit-Marge 2024 von 8,1 auf 6,1% gesunken, nun soll sie in der Spanne von 5,5 bis 7,5% liegen.

Vier Treiber der Zollbelastung

Das Ergebnis vor Steuern wird der Prognose zufolge auf dem Vorjahresniveau von 11,0 Mrd. Euro landen. Im Jahr 2024 ist es um 36% eingebrochen. Ausschließlich für diese Kenngröße hat BMW die Sprachregelung geändert. Während dies bisher einem praktisch unveränderten Gewinn entsprach, wird nun darunter eine Veränderung in der Bandbreite von -4,9 bis -4,9% verstanden.

Für Gegenwind sorgen im laufenden Jahr der Zollkrieg und die maue Nachfrage in China. Zipse rügte die Entscheidungen der Regierungen in der Handelspolitik: „Es gibt in diesen Streitigkeiten keinen Gewinner.“ Die Belastung für seinen Konzern bezifferte er auf rund 1 Mrd. Euro im laufenden Jahr.

Umbau von China-Händlernetz

Die Zollbelastung, die BMW transparenter als die Konkurrenz darstellt, speist sich dem Geschäftsbericht zufolge aus vier Quellen. Jeweils einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag kosten US-Zollerhöhungen auf Importe aus Kanada und Mexiko und die europäischen Anti-Subventionszölle auf Elektrofahrzeuge aus China. Darüber hinaus rechnet BMW mit einem niedrigen dreistelligen Millionenbereich für US-Zollerhöhungen auf Importe aus China sowie für die Gegenmaßnahmen der dortigen Regierung. Außerdem schlagen US-Zollerhöhungen auf importierten Stahl und Aluminium mit einem hohen zweistelligen Millionenbetrag zu Buche.

Die Marktdynamik in China bleibe herausfordernd, sagte Mertl. Vertriebsvorstand Jochen Goller ergänzte, diese Dynamik gehe von Konsumentenvertrauen bis zu strukturellen Themen: „Wir arbeiten gerade mit dem Team an diversen Maßnahmen inklusive Restrukturierung unseres Händlernetzes.“ Seine Schlussfolgerung: „Wir gehen davon aus, dass wir in der Lage sind, das Chinageschäft zu stabilisieren.“ In Richtung der Einführung der Modellpalette „Neue Klasse“ werde BMW auf den Wachstumspfad zurückzukehren.

Weniger Investitionen

Im vergangenen Jahr waren die Auslieferungen in China von 826.000 auf 715.000 Stück gesunken. Mertl sagte, die Hälfte des Ebit-Rückgangs im Segment Automobile gehe auf China zurück. Zipse strich in seinem Brief an die Aktionäre zugleich heraus, BMW habe „in China mehr als doppelt so viele E-Fahrzeuge verkauft wie unsere beiden etablierten deutschen Wettbewerber zusammen“.

Rückenwind erwartet BMW im laufenden Jahr auch durch sinkende Ausgaben. „Ab diesem Jahr werden sowohl die F&E-Quote als auch die Investitionsquote spürbar sinken“, kündigte Mertl an. Im vergangenen Jahr habe man zur Vorbereitung der künftigen Modelle der sogenannten „Neuen Klasse“ Höchstwerte erreicht.

Die Investitionsquote war im vergangenen Jahr von 5,7 auf 6,4% gestiegen, dies entspricht Investitionen von 9,1 Mrd. Euro. 2025 rechnet Mertl mit weniger als 6%, spätestens 2027 sollten es weniger als 5% sein. Die F&E-Quote, die von 5,0 auf 6,4% gesprungen war, soll 2025 auf weniger als 6% gedrückt werden und ab 2027 im Korridor von 4 bis 5% liegen.  Mertl sagte darüber hinaus, er erwarte eine Trendwende bei den operativen Kosten: „Damit meine ich einen nominalen Kostenrückgang, der die Auswirkungen der Inflation abdeckt.“ Die Zahl der Beschäftigten soll aber unverändert bleiben. Die Conclusio von Zipse: „Somit werden wir unseren Free Cashflow steigern.“

Kritik an Dividende

Dem vergangenen Jahr stellte der Finanzvorstand ein gespaltenes Zeugnis aus: „2024 war ein Jahr der zwei Hälften.“ Das erste Halbjahr sei wie geplant gelaufen, die zweite Hälfte neben der gedämpften China-Nachfrage auch durch die mittlerweile beendeten Auslieferungssperren – infolge fehlerhafter Continental-Bremsen – beeinflusst gewesen. Im Segment Finanzdienstleistungen sank das Ergebnis vor Steuern um 14% auf 2,5 Mrd. Euro. Es habe höhere Kredit- und Restwertrisikokosten gegeben, sagte Mertl.

Analysten signalisierten Unzufriedenheit damit, dass die Dividende von 6,00 auf 4,30 Euro je Stammaktie sinkt. Mertl hielt entgegen, die Ausschüttungsquote steige von 33,7 auf 36,7%. Dies ist der höchste Wert seit mehr als einer Dekade.

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