Flugzeugbauer in der Krise

Boeing braucht 35 Mrd. Dollar

Boeing hat sich bis zu 35 Mrd. Dollar an frischem Kapital gesichert. Der Flugzeugbauer verbrennt auch wegen eines seit mehr als vier Wochen andauernden Streiks viel Geld.

Boeing braucht 35 Mrd. Dollar

Boeing braucht Kapital

Kriselnder Flugzeugbauer will bis zu 35 Mrd. Dollar frische Mittel einsammeln

Nach einer Gewinnwarnung hat Boeing bei der amerikanischen Börsenaufsicht die Aufnahme von bis zu 25 Mrd. Dollar über neue Aktien und Schulden vorbereitet. Der Airbus-Rivale, der weltweit 17.000 Stellen streichen will, hat zudem bereits eine neue Kreditlinie über 10 Mrd. Dollar mit Banken vereinbart.

wü Paris

Rien ne va plus bei Boeing. Der amerikanische Airbus-Rivale fliegt wegen Produktionsproblemen und eines bereits seit mehr als vier Wochen andauernden Streiks immer tiefer in die finanzielle Krise. Boeing braucht deshalb 25 Mrd. Dollar an frischem Kapital. Der US-Flugzeugbauer teilte jetzt in einer Pflichtmitteilung an die amerikanische Börsenaufsicht SEC mit, bis zu 35 Mrd. Dollar heben zu wollen, durch Ausgabe neuer Aktien oder Schulden. Eine neue Kreditlinie über 10 Mrd. Dollar hat er sich nun bereits gesichert.

S&P Global Ratings schätzt, dass der Streik, zu dem die größte Gewerkschaft IAM (International Association of Machinists and Aerospace Workers) aufgerufen hat, Boeing pro Monat mehr als 1 Mrd. Dollar kostet. Dabei hat Boeing bereits in dem von dem Beinahe-Unglück einer 737-9 Max von Alaska Airlines überschatteten ersten Halbjahr mehr als 1 Mrd. Dollar pro Monat verbrannt. Analysten schätzen, dass der Flugzeugbauer eine Kapitalerhöhung über 10 bis 15 Mrd. Dollar durchführen muss, um seine Kreditwürdigkeitsnote bewahren zu können und nicht auf Ramschniveau abgestuft zu werden. Bis zum 1. Februar 2026 werden Schulden von Boeing in Höhe von 11,5 Mrd. Dollar fällig. An Barmitteln hatte der Konzern Ende Juni noch knapp 11 Mrd. Dollar.

Boeing will 10% der Stellen streichen

Der neue Boeing-Chef Kelly Ortberg hatte Freitag eine Gewinnwarnung abgegeben und einen massiven Stellenabbau angekündigt. Der Verlust für das dritte Quartal, für das er die vollständigen Ergebnisse am 23. Oktober vorstellen will, dürfte vorläufigen Berechnungen zufolge bei 9,97 Dollar je Aktie liegen, gut fünfmal höher als von Analysten erwartet. Zudem gab Ortberg einen Abschreibungsbedarf in Höhe von insgesamt 5 Mrd. Dollar bekannt. Davon entfallen 3 Mrd. Dollar auf die Verkehrsflugzeugsparte, 2 Mrd. Dollar auf die Bereiche Verteidigung, Sicherheit und Raumfahrt.

Ortberg will insgesamt 17.000 Stellen streichen, was 10% der gesamten Belegschaft des Airbus-Rivalen entspricht. Der Konzern müsse die Belegschaft an die finanzielle Realität anpassen, erklärte er. Von dem Arbeitsplatzabbau sollen auch das Management und Angestellte betroffen sein. Die angekündigten Stellenstreichungen aus Kostengründen seien nicht gut, meinen die Analysten der DZ Bank. Denn eigentlich würden mehr Mitarbeiter zum geplanten Hochfahren der Produktion benötigt.

Neuer Langstreckenjet verzögert sich noch mehr

Wegen des Streiks hat Boeing jetzt auch die Erstauslieferung des neuen Langstreckenjets 777X verschoben. Die Passagiervariante soll erst 2026 kommen, mehr als fünf Jahre später als ursprünglich geplant. Die Frachtvariante soll 2028 folgen. Boeing hatte die Testflüge Ende August erneut unterbrochen, nachdem ein struktureller Mangel an einem Bauteil gefunden wurde, mit dem das Triebwerk an der Tragfläche befestigt ist. Anfang des Jahres hatte Boeing sie wegen des Alaska Airlines-Zwischenfalls ausgesetzt.

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