Autozulieferer

Bosch hofft auf China

Der Stuttgarter Konzern will in diesem Jahr wie 2022 in allen seinen Segmenten stärker als der Markt zulegen. Die Geschäftsführung setzt aber nicht nur auf China, sondern auch auf Chancen in anderen Regionen.

Bosch hofft auf China

jh Stuttgart

– Das Geschäft von Bosch hat im vergangenen Jahr mit Unterstützung höherer Verkaufspreise stärker als erwartet zugelegt. „Auch in diesem Jahr wollen wir wachsen“, sagte Stefan Hartung, seit Anfang 2022 Vorsitzender der Geschäftsführung, im Jahresauftaktgespräch des Stuttgarter Technologie- und Zuliefererkonzerns. Wie immer wolle Bosch das Geschäft in allen Segmenten stärker als der Markt ausweiten, fügte Hartung hinzu.

Viel hänge davon ab, wie sich die Nachfrage in China entwickle, wo der Stiftungskonzern etwa ein Fünftel seines Umsatzes erzielt. „Ein Konjunkturstimulus kann nur aus China kommen“, betonte der Bosch-Chef. In den USA und Europa dämpften die höheren Zinsen der Notenbanken die Nachfrage. „Es ist wichtig, dass die Inflation bekämpft wird“, merkte Hartung vor allem mit Blick auf die unteren Einkommensgruppen an.

Eine anziehende Nachfrage in China hätte aus Hartungs Sicht allerdings auch eine Schattenseite: Denn dann bräuchte das Land viele Rohstoffe. Das Beschaffen von Rohmaterial und Komponenten bleibe auf jeden Fall herausfordernd.

Im vergangenen Jahr steigerte das Stiftungsunternehmen den Umsatz um 12% auf 88,4 Mrd. Euro. Bereinigt um Währungseffekte ergibt sich ein Anstieg von 10%. Den Anteil der Preiseffekte wollte Finanzchef Markus Forschner auf Nachfrage nicht beziffern. Hartung sagte nur, das Volumenwachstum sei ordentlich gewesen. Am stärksten nahm der Erlös des größten Autozulieferers der Welt im Segment Mobility Solutions zu: um 17% (siehe Grafik).

Mit dem Ertrag unzufrieden

In der zweiten Jahreshälfte habe sich die Liefersituation leicht entspannt, berichtete Forschner. „Mit der Ertragskraft können wir aber nicht zufrieden sein.“ Die operative Marge der Segmente nennt Bosch wie üblich erst in der Jahrespressekonferenz im Mai. Hartung sagte, Mobility Solutions sei gut vorangekommen, habe aber nach wie vor sehr hohe Vorleistungen für die Elektromobilität zu bewältigen. Er deutete an, dass sich die Umsatzrendite vor Zinsen und Steuern (Ebit-Marge) im vergangenen Jahr verbessert hat. 2021 waren es 0,7% nach −1,3% im Jahr zuvor.

Das Konzern-Ebit stieg nach Forschners Worten auf 3,7 (i.V. 3,2) Mrd. Euro – trotz der deutlichen Zunahme der Kosten für Rohstoffe und die Energieversorgung. Die Ebit-Marge sei mit voraussichtlich 4% stabil geblieben, berichtete der Geschäftsführer für Finanzen. In einer Tabelle gibt Bosch 4,2 (4,0)% an. Einschließlich der Kaufpreisallokationen, unter anderem für den Anteil von Siemens am ehemaligen Gemeinschaftsunternehmen BSH Hausgeräte, waren es vor zwei Jahren 3,6%. Für das vergangene Jahr lässt sich so eine Marge von etwa 3,8% errechnen.

Hartung bekräftigte, Ziel sei eine Ebit-Marge von 7%. Bosch peile diese Marke für 2024 oder 2025 an. Das solle auch gelingen, wenn sich die Konjunktur normal entwickle. „Da muss nicht schönes Wetter sein“, fügte der Konzernchef hinzu.

Chancen in Indien

Angesprochen auf die geopolitischen Risiken in China sagte Hartung, das Land sei ein sehr guter Markt für Bosch, der bedient werden müsse, ohne die Präsenz einzuschränken. Erst vor kurzem kündigte der Konzern an, in den nächsten Jahren rund 950 Mill. Euro an seinem Standort in Suzhou in die Automobiltechnik zu investieren (vgl. BZ vom 13. Januar). „Wir müssen aber in allen Märkten stärker werden“, betonte Hartung. Bosch sei stark genug, um dieses Ziel zu erreichen. Als Beispiele für besondere Wachstumschancen nannte er die Hausgeräte in Indien und den USA sowie in Nordamerika auch das Autogeschäft. In Mexiko investiere Bosch bis zum Ende dieses Jahrzehnts gut 1 Mrd. Euro, unter anderem in eine Fabrik für Kühlgeräte und in eine Fertigung von Bosch Rexroth für Mobilhydraulik.

Aktuell sei er angesichts der hohen Zinsen für die USA erst für die zweite Jahreshälfte optimistisch, berichtet Hartung. In China sei die Nachfrage im vergangenen Jahr enorm gedämpft gewesen. Dennoch habe Bosch mit einem Konzernumsatz über den Erwartungen im vierten Quartal besser abgeschnitten als je zuvor, berichtete Forschner. Das sei auch gelungen, weil sich die Lieferketten entspannt hätten, etwa die Versorgung mit Halbleitern.