Telekommunikation

Brasilien-Geschäft treibt TIM

Das Brasilien-Geschäft war auch 2023 Haupttreiber der Entwicklung von Telecom Italia. Die vorläufigen Zahlen lagen leicht über den Erwartungen. TIM legte zum vermutlich letzten Mal Zahlen für das Unternehmen in der bisherigen Gestalt vor.

Brasilien-Geschäft treibt TIM

Brasilien-Geschäft treibt TIM-Zahlen

Vermutlich letzte Bilanz vor geplanter Abspaltung der Festnetzsparte

bl Mailand

Telecom Italia (TIM) hat im vierten Quartal 2023 erstmals seit mehr als fünf Jahren den Umsatz im italienischen Dienstleistungsgeschäft leicht gesteigert. Im Gesamtjahr gingen die Erlöse nach den vorläufigen Zahlen jedoch in dieser Sparte wegen des weiter gesunkenen Umsatzes im sehr wettbewerbsintensiven Mobilfunkgeschäft um 4,2% auf 10,7 Mrd. Euro zurück. Insgesamt wuchsen die organischen Erlöse der Gruppe 2023 gegenüber Vorjahr um 3,1% auf 16,3 Mrd. Euro. Das Bruttobetriebsergebnis (Ebitda) stieg um 5,7% auf 6,4 Mrd. Euro. Ausschlaggebend für die Zuwächse war auch im vergangenen Jahr das weiter stark wachsende Brasiliengeschäft, das mit 4,4 Mrd. Euro 27,1% zum Umsatz und mit 2,15 Mrd. Euro (plus 14,7%) etwa 37,5% zum Ebitda beigesteuert hat. Laut CFO Adrian Calaza soll eine Dividendenzahlung erst nach dem Abschluss der geplanten Ausgliederung des Festnetzgeschäfts wieder aufgenommen werden.

Abspaltung der Festnetzsparte

CEO Pietro Labriola hofft, die Abspaltung der Festnetzsparte (Netco) nach dem Ende der kartellrechtlichen Prüfung bis Juni/Juli abschließen zu können und ist bezüglich einer Genehmigung zuversichtlich. Die Netco soll für knapp 18,8 Mrd. Euro an den US-Investmentfonds KKR verkauft werden. An dem Konsortium wollen sich auch der Staatsfonds Adia aus Abu Dhabi, der italienische Fonds F2i und der italienische Staat (mit 2 Mrd. Euro) beteiligen. Die Festnetzsparte kommt auf 15,5 Millionen Kunden. Laut Labriola beziehen sich die jetzt vorgelegten Zahlen letztmals auf den Konzern in seiner bisherigen Gestalt. Für die verbleibende Dienstleistungssparte mit den Bereichen Privatkunden, Unternehmenskunden und Brasilien will er Anfang März einen neuen Strategieplan vorlegen.

Steigende Schulden

Zwar versicherte Labriola, die geplante Abspaltung bzw. der Verkauf an KKR verliefen plangemäß. Doch lehnt Großaktionär Vivendi (23,75%) die Abtrennung der Netco ab und fordert dafür mindestens 30 Mrd. Euro. Die Franzosen verlangen die Zustimmung einer Hauptversammlung und gehen gerichtlich gegen die Pläne der Geschäftsführung vor. Die Regierung in Rom unterstützt Labriola und hat über eine Goldene Aktie Mitsprache bei TIM. Labriola setzt auf die in Europa einmalige Abtrennung vor allem auch deshalb, weil er damit den Schuldendienst reduzieren will. TIM weist aktuell eine Nettoverschuldung von 25,7 Mrd. Euro auf, die gegenüber Vorjahr um etwa 300 Mill. Euro gestiegen ist. Der jährliche Schuldendienst ist wegen der höheren Zinsen in den letzten zwei Jahren um etwa 300 Mill. bis 500 Mill. Euro gewachsen. Die Festnetzsparte soll etwa 14 Mrd. Euro an Schulden und die Hälfte der knapp 40.000 Mitarbeiter des Konzerns übernehmen.

Mögliche Konsolidierung

Italiens Telekommunikationsmarkt ist besonders wettbewerbsintensiv und zählt nach Ansicht Labriolas zu viele Anbieter. Die scharfe Konkurrenz schränke die Investitionsmöglichkeiten stark ein. Eine mögliche Konsolidierung ist im Gang. Angeblich verhandelt Vodafone mit der Swisscom-Tochter Fastweb über ein Zusammengehen. Aber auch die Wind-Muttergesellschaft CK Hutchison Holdings soll Gespräche mit Fastweb führen.

Der TIM-Aktienkurs blieb am Donnerstag fast unverändert, hat aber in den vergangenen zwölf Monaten etwa 7,3%  seines Wertes verloren. TIM ist an der Börse nur mit knapp 4,2 Mrd. Euro bewertet. Die vorgelegten Zahlen lagen leicht über den Erwartungen.

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