Unsicherheiten bleiben

Brenntag verstärkt Sparanstrengung

Wenngleich Brenntag 2025 auch im Ergebnis wieder wachsen will, bleiben die wirtschaftlichen und politischen Unsicherheiten hoch.

Brenntag verstärkt Sparanstrengung

Brenntag verstärkt Sparanstrengung

2025 mit großer Unsicherheit behaftet – Stabile Dividende – Keine größeren Konsolidierungsschritte in Sicht

ab Köln

Brenntag hat die im Sommer reduzierte Prognose mit einem operativen Ergebnis von 1,1 Mrd. Euro gerade so getroffen. Doch wenngleich Vorstandschef Christian Kohlpaintner für den neuen Turnus mit sequenziell steigenden Mengen und Absatzpreisen rechnet, geht er nicht von einer grundlegenden Trendwende aus. 2025 werde „ein weiteres herausforderndes Jahr, geprägt von anhaltenden wirtschaftlichen und politischen Unsicherheiten und einem gedämpften globalen Wirtschaftswachstum“, sagte der Brenntag-Chef bei der Bilanzvorlage.

Um das US-Geschäft macht sich der Brenntag-Chef dabei die geringsten Sorgen, auch wenn er die Lage unter der Trump-Administration als „unübersichtlich und voller Überraschungen“ umschreibt. Der Grund: Mehr als 90% des Brenntag-Geschäfts in den Vereinigten Staaten ist lokales Geschäft.

Vor diesem Hintergrund werde sich Brenntag weiterhin auf die Erledigung der Hausaufgaben konzentrieren. Allen voran soll das Kostensenkungsprogramm fortgesetzt werden. Nach 50 Mill. Euro im abgelaufenen Turnus wird für 2025 mit doppelt so hohen Einsparungen gerechnet. Demgegenüber stünden Einmalkosten in etwa gleicher Größenordnung, sagte die Ende des Monats scheidende Finanzchefin Kristin Neumann. Das Gros werde auf Abfindungen entfallen. Zum Umfang des Stellenabbaus wollte sie sich nicht äußern. 2024 fielen 230 Stellen weg.

Klein, klein bei M&A

Ziel ist es, die Kostenbasis bis 2027 nachhaltig um 300 Mill. Euro zu senken. Die dafür eingeplanten Einmalaufwendungen von 300 Mill. Euro dürften zu zwei Dritteln auf Kostensenkungen und zu einem Drittel auf die weitere Entflechtung der beiden Segmente Essentials und Specialties entfallen, sagte Neumann. Die Entflechtung will Brenntag weiter vorantreiben, ob es am Ende aber zu der von einigen Aktionären geforderten Abspaltung des Spezialitätengeschäfts kommt, lässt Brenntag weiter offen. Das ist insofern konsequent, als auch CEO Kohlpaintner Ende des Jahres die Segel streicht.

Das um Sondereinflüsse bereinigte operative Ergebnis (Ebita) soll 2025 zwischen 1,1 und 1,3 Mrd. Euro landen. Darin enthalten sind die Ergebnisbeiträge der im Vorjahr getätigten Akquisitionen. Den M&A-Kurs will Brenntag beibehalten, wobei der Fokus zunächst auf dem Erwerb kleinerer Geschäfte liegt. „Ich sehe aktuell keine größeren Konsolidierungsschritte, nicht 2025 und vermutlich auch nicht 2026“, sagte der Brenntag-Chef.

Verkauf mit Verlust

Der Fokus liege aber klar auf der Verbesserung der operativen Performance. Dabei werde der differenzierte Kurs in den beiden Segmenten fortgesetzt. Bei Basischemikalien (Essentials) geht es vor allem um Effizienzsteigerungen auf der letzten Meile. Im Spezialitätengeschäft stehe die Optimierung des Portfolios sowie die Überprüfung der geografischen Aufstellung im Vordergrund. Doch auch im Geschäft mit Basischemikalien sortiert Brenntag Gesellschaften aus. So wurde die indische Raj Petro Anfang des Jahres mit einem Verlust von 63 Mill. Euro veräußert, 53 Mill. sind bilanziell verdaut.

Das spiegelt sich im Konzernergebnis, das um ein Viertel nachgab. Dennoch sollen die Aktionäre eine unveränderte Dividende von 2,10 Euro je Aktie erhalten. Zur Begründung verwies Kohlpaintner auf die starke Cashgenerierung und die Solidität der Bilanz. Allerdings hat sich der freie Mittelzufluss im abgelaufenen Turnus auf 893 Mill. Euro nahezu halbiert, weil 2023 ein außergewöhnlich hoher Betrag im Working Capital freigesetzt wurde.

Hoher Wettbewerbs- und Preisdruck haben dem Chemiedistributor Brenntag 2024 zugesetzt. Die Finanzkennzahlen sollen im neuen Turnus verbessert werden, von grundlegend besseren Rahmenbedingungen geht Brenntag-Chef Christian Kohlpaintner jedoch nicht aus. Der Sparkurs wird fortgesetzt.

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