Bürokratie behindert Luftfracht

Branchenverbände fordern Notfallvereinbarungen für Logistikketten

Bürokratie behindert Luftfracht

wü Paris – Der internationale Zivilluftfahrtverband ICAO (International Civil Aviation Organization) und der Branchenverband IATA (International Air Transport Association) haben an Regierungen appelliert, alles dafür zu tun, damit der Luftfrachtverkehr weiter funktionieren kann. Sie sollten entsprechende Notfallvereinbarungen im Hinblick auf die Luftfrachtlogistikkette und die weltweite Verfügbarkeit von Sanitäts- und Hygieneartikeln haben, mahnt die ICAO. Luftfracht sei ein wichtiger Bestandteil der Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie, sagte IATA-Chef Alexandre de Juniac. Dennoch komme es vor, dass Frachtflüge mit medizinischen Versorgungsgütern wegen bürokratischer Hindernisse am Boden zurückgehalten würden.So haben etwa einige Länder bei ihren Reisebeschränkungen den Flugfrachtverkehr nicht ausgenommen und ihre Grenzen für alle Flüge geschlossen. “Diese Verzögerungen gefährden Menschenleben”, warnte de Juniac. Er forderte Regierungen auf, das Flugpersonal von Frachtflügen von Quarantänebestimmungen auszunehmen, Schnellgenehmigungsverfahren für Überflug- und Landegenehmigungen für den Frachtflugverkehr einzurichten und während der Coronavirus-Krise auf Überfluggebühren von ihm zu verzichten.Wegen der Pandemie lassen Fluggesellschaften inzwischen einen Großteil ihrer Passagierflugzeuge am Boden. Normalerweise wird fast die Hälfte der weltweiten Luftfracht in ihren Bäuchen transportiert. Die 17 reinen Frachtflugzeuge von Lufthansa Cargo sind deshalb derzeit voll ausgelastet. Die Lufthansa-Tochter hat nun erstmals einen als Frachtflugzeug genutzten Passagierjet für den Transport von Schutzmasken und medizinischer Ausrüstung von Schanghai nach Frankfurt eingesetzt. Auch andere Fluggesellschaften wie China Eastern, American Airlines, Delta und Scoot setzen inzwischen so wie Lufthansa Passagiermaschinen für Frachtflüge ein und nutzen dabei auch die Kabinen.Seit Ausbruch der Coronavirus-Epidemie ist die Nachfrage nach medizinischen Versorgungsgütern und Medikamenten gestiegen, doch die Nachfrage nach Fahrzeugteilen und Elektronikkomponenten ist gesunken. Die IATA, die demnächst offizielle Zahlen für Februar vorlegen will, erwartet, dass der weltweite Frachtflugverkehr im letzten Monat um 10 % eingebrochen ist, in China weitaus stärker. Im März dürfte er noch weiter zurückgehen. Für das Gesamtjahr rechnet der Branchenverband mit einem Rückgang um 15 % bis 20 %.